Stabilisierung von Kindern nach der FlutEuskirchener Therapeuten entwicklen Konzept

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Halfen Kindern und Jugendlichen in speziellen Stabilisierungsgruppen, die Erlebnissen der Flutkatastrophe besser verarbeiten zu können: Martina Flecken (l.) und Susanne Heiter.

Euskirchen  – Die Idee sei sehr spontan in den Tagen nach der Flutkatastrophe im Juli vergangenen Jahres entstanden: „Wir haben viele traumatherapeutische Fortbildungen absolviert. Gemeinsam wollten wir etwas anbieten, was Kindern und Jugendlichen hilft, mit dem Erlebten besser klarzukommen“, so die Euskirchener Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin Susanne Heiter.

Innere Unruhe überwinden

Sie und ihre Kollegin Martina Flecken erarbeiteten kurzerhand ein Konzept und boten in der evangelischen Kirchengemeinde, die die Räume zur Verfügung stellte, sogenannte Stabilisierungsgruppen an. „Insgesamt haben wir acht Gruppen durchgeführt, manche für Schulkinder, andere für Jüngere im Kita-Alter, die dann von Elternteilen oder Erzieherinnen begleitet wurden“, erklärt Martina Flecken, die ihre Praxis in Vettweiß-Kelz betreibt.

Während der Gruppentreffen ging es unter anderem um die Distanzierung zum Erlebten: Immer wieder auftauchende, belastende Bilder oder Gedanken wurden von den Kindern in einen sicheren, imaginierten Tresor gesperrt. Heiter und Flecken nutzten zur Verstärkung einen selbstgebastelten Papp-Tresor, in dem die Mädchen und Jungen ihre gemalten Bilder mit Erinnerungen wegschließen konnten. „Letztlich nutzen wir in diesen Gruppen Übungen, die wir auch in therapeutischen Einzelsettings zum Einsatz bringen“, erklärt Susanne Heiter. Die Kinder und Jugendlichen wurden auch ermuntert, innere Unruhe in körperliche Aktivität umzuwandeln – auf manchem Bild wurde heftig herumgetrampelt.

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Ziel der beiden Psychotherapeutinnen ist es auch, mit dem Gruppenkonzept präventiv gegen Posttraumatische Belastungsstörungen zu arbeiten. Ob dies gelungen ist? „Ich habe schon den Eindruck, dass wir bei einigen verhindern konnten, dass sich die Symptome manifestieren“, so Heiter. „Nahezu alle Kinder haben am Ende der Treffen geäußert, sich besser und leichter zu fühlen.“ Auch das Gruppenerlebnis habe sich positiv auf die Verarbeitung der überwältigenden Bedrohungssituation während und nach der Flut ausgewirkt: „Das Gefühl, nicht alleine zu sein mit dem, was man erlebt hat und wie man sich fühlt, hilft den Kindern“, sagt Flecken. Den Jüngeren wurde der Zugang zur Identifikation über altersgerechte Vorlesegeschichten ermöglicht, die die beiden Psychotherapeutinnen eigens geschrieben hatten.

Den Eltern gaben Heiter und Flecken mit auf den Weg, sich zu melden, falls die Symptome bei den Kindern sich nicht verbessern würden. „Das haben auch einige wahrgenommen und wir haben mit den Kindern in Einzelsitzungen weitergearbeitet.“

„Unser Konzept haben wir in der Zwischenzeit an viele Kolleginnen und und Kollegen weitergegeben, damit sie es ebenfalls umsetzen können“, so Heiter. Sie und Flecken sind sich sicher, dass die Kinder die in den Gruppen erlernten Übungen auch weiter für sich nutzen können.

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