Kreis EuskirchenHunde machen Jagd auf Rehe

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Angefallen und verendet: Solche Funde macht Rainer Eßer immer wieder am Meuchelberg.

Angefallen und verendet: Solche Funde macht Rainer Eßer immer wieder am Meuchelberg.

  • Rainer Eßer findet am Meuchelberg in Heimbach immer wieder verendete Rehe.
  • Viele Halter ließen ihre Hunde im Wald ohne Leine und abseits der Wege laufen. Sähen diese dann ein Reh, gebe es oft kein Halten mehr.
  • Sein Appell richtet sich nun vor allem an die Hundehalter.

Heimbach – Biene streckt die Schnauze zwischen den Sitzen vor und schnuppert. Rainer Eßer drückt den kleinen Hundekopf zurück auf die Rückbank seines Pick-ups. Der Jäger ist unterwegs in seinem Revier auf dem Meuchelberg. „Alle wollen ein Stück Natur haben, aber keiner hat mehr Disziplin“, sagt er verärgert.

In den vergangenen zwei Wochen hat der 60-Jährige zwei verwundete Rehe im Wald gefunden. Eines war bereits tot, das andere verendete beim Tierarzt. Besonders tragisch: Beide Male handelte es sich um Ricken, also Muttertiere. „Die Jungtiere, die liegen jetzt da irgendwo“, sagt Eßer und schaut in den Wald. Ohne die Versorgung der Mutter seien die Kitze praktisch zum Tode verurteilt.

Eßer ist sich sicher, dass Hunde dafür verantwortlich sind. Wolf und Luchs machten dann und wann zwar auch auf dem Meuchelberg Jagd. Doch die verstecken das Wild und fressen es, wie er sagt. Hunde hingegen ließen das verletzte Tier liegen. Es komme immer häufiger vor, dass sie Rehe jagten, sagt er. „Das ist echt eine Katastrophe geworden.“

Ein bekanntes Problem

Was Jäger Rainer Eßer am Meuchelberg beobachtet, ist für die Kreisjägerschaft Euskirchen ein bekanntes Problem. Es komme in den Revieren immer mal wieder vor, dass Hunde Jagd auf Rehe machten, bestätigt Heidi Weranek von der Kreisjägerschaft.

Den Jägern bleibe dabei nichts anderes übrig, als die Halter immer wieder darauf hinzuweisen, ihre Hunde im Wald anzuleinen, erklärt sie weiter. Andere Maßnahmen könne auch die Kreisjägerschaft nicht ergreifen. Zwar dürften wildernde Hunde erschossen werden, nur müsse der Jäger beweisen, dass der Hund gewildert habe.

„Im Wald dürfen Hunde außerhalb von Wegen nur angeleint mitgeführt werden“, heißt es im nordrhein-westfälischen Landesforstgesetz. Davon ausgenommen sind Jagdhunde „im Rahmen jagdlicher Tätigkeiten“ und Polizeihunde. (jre)

Viele Halter ließen ihre Hunde im Wald ohne Leine und abseits der Wege laufen. Sähen diese dann ein Reh, gebe es oft kein Halten mehr, so Eßer. Dabei geht es ihm nicht nur um die Hunde, die tatsächlich ein Reh anfielen und tödlich verletzten. Schon das Hetzen der Rehe sei schlimm. Die Tiere hätten immer Angst vor Hunden und ergriffen die Flucht vor ihnen – egal, ob diese ihnen hinterherjagten oder nicht.

Eßer hält auf einem Waldweg an und steigt aus. Er will zeigen, warum es so gefährlich ist, wenn die Rehe gehetzt werden. Keine zwei Meter neben dem Wagen geht es ziemlich steil bergab hinunter zur Rur. Am Hang sind kantige Felsvorsprünge zu sehen. Der sonnige Steilhang sei beliebt bei den Rehen. Hier hätten sie ihre Ruhe, sagt er. Doch wenn die Tiere panisch würden, passiere es immer wieder, dass sie in die Tiefe stürzten. „Zwei bis drei hole ich jedes Jahr aus der Rur“, sagt Eßer.

„Die Tiere haben keine Ruhe mehr“

Für ihn ist klar: Die Halter sind in der Verantwortung. Sie sollten ihre Hunde im Wald angeleint lassen und nur auf den Wegen ausführen. Außerdem sollte niemand nachts in den Wald gehen, befindet der Jäger. Immer wieder treffe er auch noch nach Einbruch der Dunkelheit Mountainbiker, Wandergruppen, Touristen und einheimische Spaziergänger. „Die Tiere haben ja gar keine Ruhe mehr“, sagt Eßer.

Seit mindestens fünf Jahren jage er auf dem Meuchelberg keine Rehe mehr, berichtet er. Trotzdem steige der Bestand so gut wie nicht. Plötzlich tritt er auf die Bremse. „Da ist eins“, ruft er. Biene winselt aufgeregt auf dem Rücksitz. Etwas unterhalb des Weges steht eine Ricke mit zwei Kitzen. Aufmerksam schaut sie auf den Pick-up, dann rennt sie mit den Jungtieren tiefer in den Wald. „Das tut gut, wenn man sie noch mal sieht“, sagt der Jäger.

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„Hunde, die wildern, darf ich erschießen, aber ich habe selber drei Hunde. Ich schieße auf keinen Hund“, erklärt er. Stattdessen hofft er auf die Einsicht der Halter. Und darauf, dass die kahlen Flächen, die der Borkenkäfer im Wald hinterlassen hat, mit dichtem Dickicht zuwachsen. Dann könnten Rehe und andere Wildtiere dort Schutz finden.

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