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Bürgermeister sauerKreissparkasse Euskirchen schließt Filiale in Hellenthal Ende März

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Das Foto zeigt das Gebäude der Hellenthaler Kreissparkassen-Filiale mit dem vorne angebauten Servicecenter.

Die Stunden der Hellenthaler Kreissparkassenfiliale sind gezählt. Sie wird geschlossen. Und der Geldautomat soll an einen neuen Standort.

Das Aus für die Hellenthaler Filiale der Kreissparkasse Euskirchen begründet der Vorstand mit geändertem Kundenverhalten.

Die Kreissparkasse Euskirchen schließt Ende März ihre Filiale in Hellenthal. Zu diesem Zeitpunkt soll nach der Sanierung des Flutschadens die Schleidener Filiale ihre Tätigkeit wieder aufnehmen und die Beratung für die in Hellenthal wohnenden Kunden übernehmen, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Die Selbstbedienungsautomaten sollen in Hellenthal bestehen bleiben. Doch diese sollen in einem weiteren Schritt an einen anderen Standort umziehen.

Eine Vielzahl von Gründen habe zu der Entscheidung geführt. „Wir denken, dass es richtig ist“, so Udo Becker, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Euskirchen. Sein Vorstandskollege Holger Glück habe den Vertreter des Hellenthaler Bürgermeisters, Michael Huppertz, telefonisch darüber informiert. Im Anschluss sollten Presse und Kunden in Kenntnis gesetzt werden.

Kunden orientieren sich laut KSK-Vorstand verstärkt nach Schleiden

Der Entschluss, die Filiale nicht weiterzuführen, resultiere aus den Kundenströmen, aus Frequenz und Nachfrage. „Wir haben uns entschieden, den Service in Schleiden zu konzentrieren“, so Becker. Die Nutzungszahlen zeigten, dass sehr viel über die App der Sparkasse gemacht werde. „Schleiden ist dann wieder offen, das ist die Basis dafür“, sagte er. Unabhängig von den Auswirkungen der Flut zeigten die Kundenströme eine klare Richtung. „Über Jahre hat es bei der Nutzung eine klare Verschiebung gegeben, mit eindeutiger Präferenz“, so Becker.

Perspektivisch sollen die Geldautomaten von den Filialgebäuden getrennt werden. Grund seien die immer weiter zunehmenden Geldautomatensprengungen. Dabei sei mittlerweile in vielen Fällen der Gebäudeschaden höher als die Beute, die die Täter machten. Deshalb gingen Kreditinstitute dazu über, Geldautomaten an andere Standorte als in Gebäude zu setzen, in denen es Wohnungen über den Selbstbedienungsbereichen gebe. Diese Lösung werde angestrebt, um Menschenleben nicht zu gefährden.

Während das Beratungscenter in Schleiden mit besonderer Sicherheitstechnik versehen werde, würden für Hellenthal, aber auch für Gemünd gemeinsam mit den Kommunen neue Standorte für Geldautomaten und Selbstbedienungsbereiche gesucht. Mittlerweile stehe fest, dass das Beratungscenter in Schleiden Ende März wieder an den Start gehe (siehe „Beratungscenter in Schleiden“).

Für den Standort Kall gelte das nicht. Der solle wieder aufgebaut werden, doch sei noch nicht absehbar, wann diese Filiale wieder öffnen könne. Die Kreissparkasse in Gemünd werde dagegen nicht wieder öffnen. „Das Gebäude ist nicht nutzbar, das müssen wir noch anpacken“, sagte der Vorstandsvorsitzende.

Bürgermeister Rudolf Westerburg ist richtig sauer auf KSK-Vorstand

Dafür, dass die Entscheidung Unmut erzeuge, habe er Verständnis, so Becker. „Ich kann gut verstehen, wenn etwas da ist und dann weg, dass Menschen finden, es fehle etwas“, sagte er. Doch die Entfernungen nach Schleiden seien akzeptabel, und die Flut-Beratung sei bereits in Schleiden gebündelt gewesen.

Rudolf Westerburg, Bürgermeister von Hellenthal, findet sowohl zur Entscheidung als auch zu deren Kommunikation deutliche Worte. „Ich empfinde die Vorgehensweise als unmöglich, um es ganz banal mitzuteilen“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung.

Die Region hat die Kreissparkasse groß gemacht, nicht die Kreissparkasse die Region
Rudolf Westerburg, Bürgermeister der Gemeinde Hellenthal

Seit vielen Jahren sei die Filiale eine Institution in Hellenthal. Ob die Schließung mit dem Fachkräftemangel zusammenhänge, wie seinem Vertreter mitgeteilt worden sei, könne er nicht sagen. Ihm seien keinerlei Zahlen und Hintergründe offengelegt worden, die das belegen würden.

„Die Region hat die Kreissparkasse groß gemacht, nicht die Kreissparkasse die Region“ betont er. Doch nun werde die Infrastruktur in der Fläche weiter kaputtgemacht. „Wenn es Protest gegen die Entscheidung geben wird, werden wir uns beteiligen“, so der Bürgermeister. So gehe man mit der Region nicht um, die viel Geld in die Kreissparkasse gegeben habe. Damit werde in Hellenthal Infrastruktur zerstört. „Da sieht man, was die Führungsspitze interessiert“, sagte er.

Gesprächstermin bei Vorstandschef erst zum Ende des Monats

Überhaupt sei die Kommunikation „unter aller Kanone“. Einen fünfminütigen Anruf von Vorstandsmitglied Holger Glück bei seinem Allgemeinen Vertreter habe es gegeben, am nächsten Tag sei Glück bereits in Urlaub gewesen. „Als ich dann bei Udo Becker um ein Gespräch gebeten habe, wurde mir gesagt, dass das vor Ende des Monats nicht möglich sei“, zeigt sich Westerburg empört.

Er habe erwartet, dass man sich mit dem Bürgermeister zusammensetze. Doch er habe keinerlei Informationen über die Nutzung und Kundenfrequenz der Filiale bekommen. „Das zeigt, auf welch hohem Ross die Herren sitzen“, so Westerburg.

Er wisse von Gewerbekunden, die die Filiale regelmäßig nutzten. Nicht nur ältere Menschen, auch jüngere würden hier gern ihre Geschäfte erledigen. „Diese Filiale ist immer eine Anlaufstelle“, sagt er. Die Regelung, dass die Sparkasse nur an bestimmten Tagen geöffnet war, sei eine gute Alternative gewesen.

Die veränderte Nutzung als Grund für die Schließung zu nehmen, sei ein vorgeschobenes Argument. „Früher hat man die Leute aufgefordert, ihre Geldgeschäfte nicht mehr am Schalter, sondern am Automaten zu machen“, erinnert er. Jetzt werde gesagt, der Schalter werde nicht mehr genutzt, weil die Leute alles am Automaten machten, deshalb werde die Filiale geschlossen. „Und das Beste ist: Wir können dann sagen, wo der Standort für den Geldautomaten sein soll“, ärgert er sich.


Das Beratungscenter in Schleiden wird wiedereröffnet 

Die Wiedereröffnung für das Beratungscenter der Kreissparkasse in Schleiden ist für den 29. März geplant. Die Flutkatastrophe im Sommer 2021 hatte Erdgeschoss und Kellerräume des Gebäudes an der Blumenthaler Straße 12 zerstört. Bereits seit Ende 2021 konnten aber im Obergeschoss des Gebäudes wieder Beratungen und ein reduzierter Service stattfinden.

„Unser Team ist froh, unsere Kunden in vollkommen neu gestalteten Räumlichkeiten begrüßen zu können“, sagte die Leiterin des Beratungscenters, Sabine Poll. Dann würden auch die Kundenberater aus Hellenthal nach Schleiden ziehen. Alle Bereiche wie Service, Beratungsbüros und Kundensafes seien barrierefrei erreichbar, betonte Vorstandsmitglied Wolfgang Krüger.

Das Beratungscenter ist montags bis freitags von 9 bis 12.30 Uhr und montags bis mittwochs von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Donnerstagnachmittag ist die Öffnungszeit von 14 bis 18 Uhr. Beratungen sind nach Vereinbarung montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr möglich.

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