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Ware durch Ruß unbrauchbarDas Aus nach dem Brand - Post in Blumenthal muss schließen

Lesezeit 4 Minuten

Im Schutzanzug macht Kirsten Kummer in ihrem Geschäft „Drinnen und Draußen“ Inventur für die Versicherung.

Hellenthal-Blumenthal – Es hängt ein einfacher weißer Zettel mit schwarzer Schrift an der Tür der Postfiliale in Blumenthal. Doch was dort zu lesen ist, zeigt, welches Ausmaß die Schäden haben können, die ein Brand in der unmittelbaren Nachbarschaft verursacht. Denn das kleine Geschäft, das sich seit einigen Jahren an der Schleidener Straße etabliert hat, wird nicht wieder öffnen. Zu groß sind die finanziellen Verluste, die durch das Feuer verursacht wurden, das ein Brandstifter in der Nacht zum 10. April gelegt hat.

Die Umrisse der Schuhe sind im Ruß deutlich zu erkennen.

Kirsten Kummer steht vor der geschlossenen Postfiliale mit dem kleinen Schuh- und Bekleidungsladen. Eigentlich ist die ausgebrannte Scheune – der eigentliche Brandort – durch eine Wand von dem Gebäude getrennt. Doch über den benachbarten Dachstuhl konnte der Rauch bis in ihre Räume gelangen. Auf allen Oberflächen und Waren, auf Schuhen und Textilien hat sich Ruß abgesetzt. Die giftigen Rauchgase haben die Einrichtung kontaminiert.

Ware im Sondermüll entsorgen

Im weißen Ganzkörperoverall macht Kummer nun Inventur. Alles, jeder Schuh, jede Tasche, jedes Regal ist kontaminiert. Die Ware darf nicht mehr verkauft, sondern muss als Sondermüll entsorgt werden. Das Ladengeschäft darf bis zur Komplettsanierung nicht mehr geöffnet werden. Ein Verwerter, der über die notwendigen Reinigungsanlagen verfüge, sei dagewesen und habe, so Kummer, 30 bis 40 Prozent vom Nettoeinkaufswert geboten.

Brände

In der Nacht zum 10. April wurden die Feuerwehrleute der Gemeinde Hellenthal nach Blumenthal gerufen. Ein Schuppen stand in hellen Flammen. Den Feuerwehrleuten gelang es, die umliegenden Gebäude in dem dicht bebauten Komplex zu schützen. Dass der Rauch ins Geschäft zog, konnten die nicht verhindern.

Es ist der bislang jüngste Fall in der Serie von Feuern im Raum Schleiden und Hellenthal, die auf das Konto eines Brandstifters gehen, nach dem die Polizei weiterhin mit Hochdruck fahndet. (sev)

„Ich bin unterversichert“, erklärt Kummer ihr Dilemma. Die Versicherung sei bei der Geschäftseröffnung vor fünf Jahren abgeschlossen worden und damals völlig ausreichend gewesen. Doch zu allem Unglück sei gerade die komplette Frühjahrs- und Sommerkollektion eingetroffen. „Der Laden war voll, da die Saison noch nicht richtig begonnen hatte“, so Kummer.

Bewusst in die Eifel gezogen

2002 war Kummer mit ihrem Mann in die Gemeinde Hellenthal gezogen. Bis dahin hatte sie 20 Jahre als Journalistin in Köln gearbeitet. „Wir wollten bewusst in die ruhige Eifel ziehen“, erzählt sie. Im Juni 2014 übernahm sie die Postfiliale mit dazugehörigem Laden, als die Vorbesitzerin sich zur Ruhe setzen wollte. Bewusst habe sie die Entscheidung getroffen.

Schließlich sei sie kein Neuling in der Branche gewesen. „Als Studentin habe ich mir schon mein Studium im Einzelhandel verdient“, erzählt Kummer. Als Freiberuflerin sei ihr das kaufmännische Denken auch vertraut gewesen. „Ich finde auch, dass die Infrastruktur in der Eifel nicht immer dünner werden darf“, beschreibt sie ein weiteres Motiv.

Auf allen Oberflächen haften die schwarzen Partikel.

Schnell sei es ihr gelungen, das Angebot des Ladens zu verändern und deutlich zu verjüngen. „Ich habe dann auch Outdoorjacken mit ins Programm genommen, weil mir aufgefallen ist, dass Besuch, der aus Köln kam, immer zu kalt angezogen war“, sagt sie schmunzelnd. „Drinnen und Draußen“ nannte sie den liebevoll gestalteten Laden, in dem es vom Schal bis zum hochwertigen Wanderschuh vieles zu kaufen gab. „Ich habe Spaß an schönen Dingen“, sagt Kummer lächelnd. Das Ladenlokal sei individuell gestaltet gewesen, die Lage an der Bundesstraße mit den Parkplätzen vor der Tür ideal.

Nachbarin bietet Hilfe an

Doch nun das Aus. Der Verlust geht über den privaten Bereich Kummers hinaus. Ein Stück Infrastruktur ist verloren gegangen. Immer noch kommen die Menschen mit ihrer Post zur Filiale und stehen überrascht vor der geschlossenen Tür.

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Eine Nachbarin sieht Kummer auf dem Parkplatz und bietet Hilfe an. „Es tut mir so leid, was Ihnen passiert ist. Ich ziehe mir so ein Ding an und mache mit sauber“, sagt sie mit einem Blick auf den Schutzoverall, um hoffnungsvoll fortzufahren: „Aber Sie machen doch wieder auf?“

Nein, Kummer macht nicht wieder auf. Die Deutsche Post suche zwar einen Nachfolger und einen Ersatzstandort für die Filiale in Blumenthal, doch das wird nicht sie sein. Was mit dem Gebäude passiert, wisse sie nicht – sie hat die Räume gemietet. Dann hat Kummer keine Zeit mehr, sie muss weiterarbeiten. Inventur machen, für die Versicherung.