Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

JustizSteuerberater sitzt in U-Haft

Lesezeit 3 Minuten

Die Staatsanwaltschaft erhebt schwerwiegende Vorwürfe.

Kreis Euskirchen – Der eine ist 42 und Steuerberater, der andere war unter anderem als Unternehmensberater tätig und ist zwölf Jahre älter. Beide haben ihre Wurzeln im Kreis Euskirchen und brauchen nun selbst Rat – den von Strafverteidigern.Seit dem 22. Februar sitzen die beiden Herren in einer Justizvollzugsanstalt in Schleswig-Holstein in Untersuchungshaft. Die Kieler Staatsanwaltschaft hat den dringenden Tatverdacht, dass sie sich der Insolvenzverschleppung, des Betrugs, des Verstoßes gegen das Bauforderungssicherungsgesetz und der Steuerhinterziehung strafbar gemacht haben.

Schatzmeister in mehreren Vereinen

Der Steuerberater ist im Vereinsleben der Kreise Euskirchen und Rhein-Erft keine unbekannte Figur. In mindestens zwei seriösen Vereinen der Region ist er Schatzmeister. Auch der 54-jährige Beschuldigte ist hierzulande kein unbeschriebenes Blatt. Nach seiner Schulzeit im Mechernicher Gymnasium verlief dessen berufliche Karriere eher holprig. Der Untersuchungshäftling hatte sich mit bescheidenem Erfolg als Immobilieninvestor in Mechernicher Außenorten betätigt und war im Stadtgebiet Bad Münstereifel als Unternehmensberater am Start. Im Rathaus der Stadt am Bleiberg hatte man häufiger mit ihm zu tun. „Was der anpackte, ging schief“, so ein Verwaltungsmitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Weiß der Himmel, mit welchen „Referenzen“ es der Mann geschafft hatte, einer von zwei allein vertretungsberechtigten Geschäftsführern eines Unternehmens mit rund 200 Mitarbeitern in Schleswig-Holstein zu werden, das sich selbst als bundesweit führenden Hersteller von Fertighäusern in Massivbauweise bezeichnete.

Ob dies eine gedeihliche Personalentscheidung war, darf im Nachhinein bezweifelt werden. Der Eifeler und sein 36-jähriger Mitgeschäftsführer, die mittlerweile nicht mehr für die Firma arbeiten, stellten Anfang November 2012 für das Unternehmen Insolvenzantrag. Die Bauarbeiten gerieten ins Stocken. Rund 700 Häuslebauer warten seither auf die Fertigstellung ihres Eigenheims. Mit rund 50 Millionen Euro soll das Unternehmen bei Gläubigern in der Kreide stehen.

Verdacht auf Gründung einer Scheinfirma

Nun ist es grundsätzlich nicht strafbar, einen Betrieb in die Pleite zu führen. Wer aber als Bauunternehmer Zahlungen von Bauherren nicht zweckbestimmt verwendet, Gelder aus der Insolvenzmasse in die eigene Tasche steckt, sie dadurch dem Zugriff der Gläubiger entzieht und diese Einnahmen nicht versteuert, bekommt Ärger mit der Justiz.

Genau das sind die Vorwürfe, die die Staatsanwaltschaft Kiel gegen die inhaftierten beiden Geschäftsführer und den Steuerberater erhebt. Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte Oberstaatsanwältin Birgit Heß, die in der Kieler Anklagebehörde für die Pressearbeit zuständig ist, dass die drei Beschuldigten im Verdacht stehen, eine Scheinfirma gegründet zu haben. Auf deren Konto hätten die drei nach bisherigem Ermittlungsstand vor Einreichung des Insolvenzantrags rund zwei Millionen Euro des Bauunternehmens transferiert, um das Geld schließlich in die eigenen Taschen zu stecken. Die zwei Millionen, die dadurch dem Zugriff der Gläubiger entzogen werden sollten, seien allerdings noch eine Schätzung der Staatsanwaltschaft. Auch sei noch nicht die Höhe der Anteile an der Summe klar, die jeder der drei Beschuldigten auf sein Privatkonto abgezweigt haben soll.