SommerakademieSeit 25 Jahren wird das Kloster Steinfeld zum Atelier

Vier Atelierräume stehen den Teilnehmern im Kloster Steinfeld zur Verfügung.
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Kall-Steinfeld – Seit 25 Jahren leitet Prof. Qi Yang aus Düsseldorf die zehntägige Sommerakademie im Kloster. Das Kreativangebot folgt dabei keinem strikten Unterrichtskatalog. Ziel ist vielmehr die freie Malerei.
An seinen ersten Besuch in Steinfeld kann sich der heute 70-jährige Qi Yang noch gut erinnern: „Ich war sofort von der Atmosphäre des Klosters und der Schönheit der Landschaft begeistert.“ So sieht er das auch 25 Jahre später noch. Es sei eigentlich immer derselbe Effekt: „Spätestens wenn ich hinter Zülpich bin, spüre ich die besondere Stimmung der Eifel.“ Vielleicht sei es auch die sanfte Schwermut, die über der Landschaft zu liegen scheint.
Natureindrücke inspirieren die Künstler in Steinfeld
Natureindrücke haben auch Petra Steppat aus Köln inspiriert. Die sich immer in Bewegung und Veränderung befindenden Wolkenformationen und das Farbenspiel des Lichts finden sich auf ihren beiden großformatigen, lasierten Acrylbildern „Himmel 16“ und „Himmel 17“ wieder, die in der am Donnerstag zu Ende gegangenen Sommerakademie entstanden sind. Es sind zwei Feiern des überirdischen Licht-Wolkenspiels, wie es schon die Barockmaler liebten.
Qi Yang lässt ihr bei der Umsetzung ihrer Idee alle Freiheit. Die Freiheit beginnt für die in diesem Jahr zwölf Teilnehmer schon bei der Wahl der Arbeitsecke in einem der vier Atelierräume. „Die Räume hier in der Akademie sind einfach ideal“, schwärmt Qi Yang. Die Künstler wissen schließlich, wie schwer es gerade in den Städten ist, geeignete Arbeitsräume zu finden. Das Problem bestehe sogar in den Kunstakademien.
Prof. Qi Yang gibt die grobe Navigation vor
Er gibt zu Kursbeginn nur eine allgemeine thematische Vorgabe, wie eine grobe Navigation. Freie Malerei kann alle möglichen Malwerkzeuge auf Leinwand beinhalten – ob Öl, Acryl, Tusche, Kreide oder Stifte. Der Stil kann informell, expressionistisch, gegenständlich oder abstrakt sein, als Materialmix oder Collage.

Als Betreuer der Teilnehmer, hier Andrea Frederik, sieht sich Prof. Qi Yang in seiner Sommerakademie.
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Qi Yang lebt und arbeitet in Düsseldorf. Seine Arbeiten zeigt er weltweit, ein Ausstellungsschwerpunkt ist Deutschland. In diesem Jahr wurde er auch zur Biennale in Venedig eingeladen. Im Palazzo Mora zeigt er seine Installation „Art’s only – Another Utopia“.
Beuys' Ansatz folgen: „Jeder Mensch ist ein Künstler“
Zurück in den Atelierräumen im Kloster, wo auch Andrea Frederik aus Köln die begleitende Art der Kursleitung von Qi Yang zu schätzen weiß. Wie einige andere Teilnehmer hat sie Vorkenntnisse: Sie hat Kunst am Pratt-Institute in New York City studiert. Frederik weiß, was für sie einen guten Kreativkurs ausmacht: „Die Kurse werden von den Kursleitern oft zu sehr vorbestimmt, das vorgegebene Thema zu eng gefasst. Das ist hier einfach anders.“
Ähnlich wie ihr ergeht es auch Antje Walter aus Velbert, Heidrun Baumann aus Dollendorf und Marie-Noëlle Weber aus Eupen. Qi Yang lässt sie gewähren, steht ihnen mit gutem Rat und Tipps zur Seite, wenn es gewünscht ist. Sein Kursleiterprinzip folge dem berühmten Ansatz von Joseph Beuys: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“
Auch in der Pandemie die Akademie ermöglicht
Viel demokratischer geht Kunst eigentlich nicht. Für den aus dem chinesischen Wuhu stammenden Qi Yang ist das mit Blick auf die staatlich gelenkte Demokratur in seinem Heimatland ein Bekenntnis: „Es gibt weltweit meiner Erfahrung nach nur in Deutschland einen so freien Begriff von Kunst, so wird er auch an den Kunsthochschulen unterrichtet.“ Diese Erfahrung gibt er seit 25 Jahren auch in der Sommerakademie weiter.
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„Wir sind sehr froh, dass Professor Yang hier ist“, so Pater Lambertus Schildt, Hausherr in Kloster Steinfeld. Das Konzept habe sich schon lange bewährt: „Das ist eben ein Unterschied zu anderen Anbietern mit ihren Wochenendkursen.“ Und in den vergangenen 25 Jahren ist die Sommerakademie nie ausgefallen. Auch in den Corona-Jahren 2020 und 2021 fand sie statt, wenn auch mit geringerer Teilnehmerzahl. Das Hygienekonzept der Akademie funktionierte. „Wir haben mit Kunst gegen die Pandemie angemalt“, sagt Qi Yang grinsend.