SturzflutenHochwasserschutz für fast eine Million Euro in Scheven geplant

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Land unter hieß es im Mai 2016 in Scheven. Künftig soll der Ort weitestgehend vor derartigen Sturzregen geschützt werden.

Land unter hieß es im Mai 2016 in Scheven. Künftig soll der Ort weitestgehend vor derartigen Sturzregen geschützt werden.

Kall-Scheven – „Von der Fülle dieser Informationen wird man ja förmlich erschlagen“, sagte CDU-Fraktionschef Toni Mießeler, als im Kaller Umweltausschuss erstmals die Planungen zum Schutz gegen künftige Sturzfluten in Scheven vorgetragen wurden. Maria Zacharias-Baydelspacher und Helmut Berg vom Büro „Berg und Partner“ gaben einen detaillierten Überblick über die Planung, deren Investitionskosten derzeit mit 972.000 Euro beziffert werden.

Den größten Batzen davon wird ein neu zu bauendes Hochwasserrückhaltebecken verschlingen, das 493.000 Euro kosten soll. Weitere 115.000 Euro werden für dessen Betriebsauslasswerk fällig. Für 37.000 Euro soll der Bleibach renaturiert werden, 63.000 Euro sind für Arbeiten an den verrohrten Gewässerbereichen von Bleibach und Bruchgraben vorgesehen. Die Maßnahmen können zu 60 beziehungsweise 80 Prozent gefördert werden.

Ortsvorsteher Hans Reiff (FDP) und Toni Mießeler (CDU) sahen sich außerstande, ad hoc den Planungen zuzustimmen. Und Peter Schmitz (CDU) mahnte vehement, man müsse genau auf die Schevener Bürger hören und deren Anregungen berücksichtigen, denn schließlich wüssten sie am besten um die Wasserprobleme im Ort. Nun soll über die Planung in der am 14. Februar um 18 Uhr stattfindenden Ratssitzung abgestimmt werden.

Das im Einzugsgebiet des Bleibachs neu zu bauende Hochwasserrückhaltebecken soll den ganzen Ort vor kommenden Sturzfluten schützen. Das nach oben offene Becken, durch das der Bleibach fließt, hat ein Volumen von 8300 Kubikmetern. Geplant sind ein Betriebsauslasswerk aus Beton und ein Absperrdamm. Vorgeschaltet wird ein Regenrückhaltebecken (2500 Kubikmeter) für die Oberflächengewässer, die aus dem neuen Gewerbegebiet Kall 3 kommen. Aber auch Abwässer von Bruchgraben, Beestental und Dotteler Graben werden aufgenommen.

Sandfang geplant

Im Einzugsbereich des Beestentals soll für 36.000 Euro ein „Sandfang“ gebaut werden, der abgeschwemmten Boden zurückhält. Ertüchtigt werden müssen außerdem der Graben und die Kreuzung Beestental. Dafür sind weitere 71.700 Euro veranschlagt Das Funktionsprinzip: Grabenwasser wird in den 64 Meter langen und sieben Meter breiten Sandfang umgeleitet. Für die Zuflüsse von beiden Seiten gibt es Auffanggräben. Am Wirtschaftsweg kann außerdem eine Verwallung oder ein Schrammbord angebracht werden, um Nachbarparzellen zu schützen.

Der Sandfang fasst bei einer Schwellenhöhe von 25 Zentimetern maximal 110 Kubikmeter Wasser. Erhard Sohn (SPD) war skeptisch, ob dies ausreicht. Doch Maria Zacharias-Baydelspacher erläuterte, diese Maßnahme sei lediglich für die Reinigung verschlammter Abwässer erforderlich. Das Wasser wird danach durch Kanäle in den Bleibach geleitet. Nach der derzeitigen Planung soll der Sandfang lediglich eine Tiefe von 25 Zentimetern haben. Hans Reiff regte an, das Becken gleich auf 100 Zentimeter auszukoffern. Ingenieur Berg wies allerdings darauf hin, das die gesammelten Schlammmassen dort immer wieder von der Gemeinde entfernt werden müssten.

Zehn Meter breiter Pufferstreifen

Vorgesehen ist beidseitig der Gräben im Beestental außerdem ein grüner, jeweils zehn Meter breiter Pufferstreifen. Auf diesem sollen Gräser, Wildblumen oder krautartige Futterblumen gesät werden. Die von dort dem Dorf zu gelegenen Wiesen sollten außerdem von Ackerland in Grünland umgewandelt werden, empfiehlt das Planungsbüro. Alternativ könnten die Flächen nach dem Mulchsaatverfahren, bei dem die Erde nicht mehr umgepflügt wird, bearbeitet werden.

Entlang des Bahndamms fließt der Inhalt des Bruchgrabens in einen großen Schacht, der überbaut ist und durch den Ort verläuft. Die genaue Lage ist noch nicht bekannt. Dort sollen hydraulische Verbesserungen vorgenommen werden. Vor dem Graben wird ebenfalls ein grüner Pufferstreifen empfohlen. Neue Gitter sollen vor den Einlässen angebracht werden.

Besondere Problembereiche im Ort Scheven sind laut Ausschuss der Bereich an der Klausentalstraße 16, am Durchlass in der Schmiedegasse und an der Furtstraße. Außerdem äußerte sich Landwirt Roland Sistig kritisch zu der Planung.

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