Konjunkturumfrage der IHKBetriebe im Kreis Euskirchen haben Zukunftsängste

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Noch ist die wirtschaftliche Lage in den meisten Branchen gut, die Zukunft sehen viele Betriebe aber eher düster. (Symbolbild)

Noch ist die wirtschaftliche Lage in den meisten Branchen gut, die Zukunft sehen viele Betriebe aber eher düster. (Symbolbild)

Kreis Euskirchen/Aachen – Die Unternehmen in der Region stellen sich auf einen harten Winter ein: Dramatisch hohe Energie- und Rohstoffpreise, steigende Inflation und fragile Lieferketten – es gibt viele Gründe, warum in vielen Branchen die Zukunftsaussichten derzeit eher düster sind.

360 Betriebe aus der Region beteiligt

Das ist das Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen, an der sich rund 360 Unternehmen mit insgesamt mehr als 30.000 Beschäftigten aus der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg beteiligt haben.

„Es zeichnet sich eine deutliche Kauf- und Investitionszurückhaltung ab, die die Wirtschaft in den kommenden Monaten stark belasten wird“, sagte Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen. Zwar werde die aktuelle Geschäftslage von den meisten Betrieben noch positiv eingeschätzt. „Allerdings ist der Saldo seit dem Frühjahr 2022 so deutlich zurückgegangen wie zuletzt in Folge der Lehman-Brothers-Pleite nach 2008“, so Bayer.

Schlechtere Ertragslage und Zukunftsaussichten

Entsprechend deutlich hätten sich die Ertragslage und die Aussichten der Betriebe verschlechtert: Der Saldowert der Geschäftserwartungen von -43 sei der niedrigste seit Beginn der digitalen Aufzeichnung 1994. Auch vom Export erwarte die Mehrheit der Befragten keine Wachstumsimpulse mehr.

Lage im Kreis Euskirchen

Weiterhin positiv bewerten die Betriebe im Kreis Euskirchen ihre aktuelle Lage: 30 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer berichten von guten Geschäften, 19 Prozent von schlechten. Zufrieden sind vor allem das Baugewerbe (Saldo: +50) und die Industrie (Saldo: +25).

Eine negative Entwicklung erwarten die Befragten jedoch für die Zukunft: Nur acht Prozent glauben, dass sich die Lage in den kommenden Monaten verbessert, 64 Prozent gehen von einem Nachfragerückgang aus. In keinem Sektor rechnet die Mehrzahl der Betriebe mit einer Verbesserung. Am optimistischsten sind noch die Dienstleister (Saldo: -35). (thw)

„Zudem wollen die Unternehmerinnen und Unternehmer in den kommenden Monaten weniger investieren“, so die IHK. „Die dominierende Sorge ist weiterhin die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise“, betonte Bayer: „85 Prozent der Befragten sehen diese als größtes Risiko für die Konjunktur.“ Vor dem Hintergrund des akuten Arbeitskräftemangels werde in den Unternehmen nicht davon ausgegangen, Mitarbeitende entlassen zu müssen.

Herausforderung: Arbeits- und Fachkräftemangel

Aber: „Sechs von zehn Befragten geben an, dass sie offene Stellen längerfristig nicht besetzen können“, heißt es von der IHK. Nach wie vor gesucht würden insbesondere Auszubildende, Fachwirte, Meister und Mitarbeitende mit akademischem Abschluss. Zwei Drittel der Befragten sehen den Arbeits- und Fachkräftemangel als große Herausforderung für die künftige wirtschaftliche Entwicklung.

Die konjunkturelle Entwicklung werde sich in doppelter Hinsicht auf die kommunalen Haushalte auswirken, warnt die IHK: Zum einen würden die Einnahmen aus der Gewerbesteuer niedriger ausfallen. Zum anderen sei zu befürchten, dass sich auf der Ausgabenseite die Anhebung der historisch niedrigen Zinsen insbesondere bei den Kassenkrediten deutlich bemerkbar machen werde.

IHK: Betriebe nicht durch höhere Steuern belasten

„Beides wird die kommunalen Haushalte spürbar belasten, darf aber keinesfalls den Reflex auslösen, die Realsteuerhebesätze anzuheben“, warnt Bayer: „Das wäre ein fatales Signal für die Unternehmerinnen und Unternehmer, die trotz geringerer Erträge nach wie vor durch Grund- und Gewerbesteuer in erheblichem Maße zur Finanzierung der Kommunalhaushalte beitragen.“

Während die Mehrzahl der Industrie-Unternehmen mit der aktuellen Situation noch zufrieden sei, habe sich im Handel die wirtschaftliche Situation seit dem Frühjahr deutlich verschlechtert: Die Zahl der positiven und negativen Antworten sei hier nahezu ausgewogen. 26 Prozent der Befragten seien zufrieden, 24 Prozent melden eine schlechte Lage.

Nur das Baugewerbe schert aus

Im Gegensatz zur allgemeinen Entwicklung habe sich die Lage im Baugewerbe verbessert: „55 Prozent sind mit ihrer momentanen Lage zufrieden, nur acht Prozent sind unzufrieden“, so die IHK. Allerdings sei die Bauproduktion in den vergangenen sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr bei der Mehrzahl der Betriebe bereits gesunken. (thw)

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