Sorge vor AnsteckungSchulen im Kreis Euskirchen beginnen mit Präsenzunterricht

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Frische Vitamine für den ersten Schultag in diesem Jahr verteilten Roswitha Schütt-Gerhards (r.) und Sonja Hof (2.v.r.) an die Schülerinnen und Schüler des Clara-Fey-Gymnasiums.

Frische Vitamine für den ersten Schultag in diesem Jahr verteilten Roswitha Schütt-Gerhards (r.) und Sonja Hof (2.v.r.) an die Schülerinnen und Schüler des Clara-Fey-Gymnasiums.

Kreis Euskirchen – Besondere Tage erfordern besondere Geschenke. Getreu der alten Weisheit, dass ein Apfel pro Tag das Immunsystem so pusht, dass ein Arzt ferngehalten werde, waren die Schulleiterin des Schleidener Clara-Fey-Gymnasiums, Roswitha Schütt-Gerhards, und ihre Stellvertreterin Sonja Hof am ersten nicht virtuellen Schultag des Jahres unterwegs, um jedem Schüler und jeder Schülerin einen Apfel anzubieten.

Sechs Stiegen hatte die Rektorin am Donnerstag bei Gemüsehändler Hans-Peter Zimmermann bestellt, nachdem sich die Meldung zur teilweisen Wiederöffnung der Schulen verbreitet hatte. „Das ist ein Symbol für Gemeinschaft“, erklärte sie, auch wenn nicht alle das Angebot annahmen. „Ein Bier wäre mir lieber!“, so der trockene Kommentar eines Schülers.

„Heute ist ein schöner Tag“, sagte Sonja Hof. Immerhin konnten am Montag nach zwei Monaten Lockdown die ersten Lockerungen im Schulbetrieb vollzogen werden. Die ganz Kleinen (Grundschüler) und die Großen (Abschlussklassen) dürfen wieder in die Schule – wenn auch unter besonderen Bedingungen.

Abiturvorbereitung hat Priorität

An den Gymnasien sind es die Jahrgänge Q1 und Q2, die wieder losgelegt haben, „da die Ergebnisse aus der Q1 schon für das Abitur zählen“, erläuterte Schütt-Gerhards. Rund 240 Schülerinnen und Schüler von insgesamt rund 980 am Clara-Fey-Gymnasium sind wieder im Präsenzunterricht. Bald stehen die Vor-Abiturklausuren an. Alle größeren Räume wie Mensa oder Turnhalle seien bestuhlt worden, um auch die Leistungskurse mit gebotenem Abstand unterrichten zu können. „Wir haben die Termine um eine Woche verschoben, so dass jede Schülerin und jeder Schüler mindestens zwei Wochen Präsenzunterricht hat“, so Schütt-Gerhards. Am 8. März stehen dann die ersten Klausurtermine für den aktuellen Abitur-Jahrgang an.

Sicherheitsgefühl

„Das würde den meisten Kollegen ein Sicherheitsgefühl geben“, sagt Anne Schorlepp, Leiterin des St.-Michael-Gymnasiums auf die Frage, ob Lehrer früher geimpft werden sollen. Die Q1 und Q2 werden derzeit in der Schule unterrichtet. „Der Abiturjahrgang hat die Zeit des Homeschoolings hervorragend genutzt“, so Schorlepp. Damit die Kollegen, die in der Schule sind, künftig auch Online-Unterricht geben können, seien spezielle Räume geschaffen worden. (tom)

„Ich bin froh, wieder hier zu sein“, versicherte Paul Schink, der die Q1 des Schleidener Gymnasiums besucht. Die Tage hätten sich lang angefühlt und immer den gleichen Ablauf gehabt. Mit dem Ergebnis des Distanzunterrichts, der an dem Bischöflichen Gymnasium über die Software „Teams“ abgewickelt wurde, sei er eigentlich zufrieden. „In Deutsch hat es viel besser geklappt als vorher“, berichtete Paul Schink. Probleme habe er dagegen bei seinem Mathematik-Leistungskurs bemerkt: „Viele haben gesagt, sie seien nicht mitgekommen und mussten die Sachen nacharbeiten.“ Es sei online einfach nicht möglich, kurze Verständnisfragen zu stellen. Und Sport? „Ich habe Schwimmen gewählt, das ist komplett ausgefallen“, so der Q1-Schüler.

Ähnlich wie nach dem ersten Lockdown

An der Kommerner Grundschule fahre man ein ähnliches System wie nach dem ersten Lockdown, sagte Schulleiterin Maria Cloot-Schmich. Man habe von den Erfahrungen profitiert und diese noch ein bisschen verfeinert. Sechs Stunden pro Tag kommen die Kinder aktuell in die Schule – für zweieinhalb Tage. Montags und mittwochs der eine Teil der Klasse, dienstags und donnerstags der andere. Freitags wird im Wechsel unterrichtet. „Es ist uns wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler möglichst viel Unterricht erhalten“, so Cloot-Schmich. Deshalb habe man sich auch bewusst auf die sechs Unterrichtsstunden geeinigt. „Wenn wir gewusst hätten, dass die Kinder sechs Stunden Masken tragen müssen, hätten wir vielleicht ein wenig reduziert“, sagte die Schulleiterin. So habe man nun Zeiten einkalkuliert, in denen der Raum gelüftet werde und in denen die Schüler die FFP2-Maske auch mal ausziehen könnten.

Nicht beteiligen

„Ich freue mich mit den Leitungen und Lehrkräften der Grundschulen sehr darüber, dass die Schüler wieder in die Schule gehen und einen Teil ihrer Mitschüler sowie ihre Lehrkräfte persönlich treffen können“, sagt Bärbel König, Schulamtsdirektorin des Kreises: „Auf jeden Fall begrüße ich alle Entscheidungen, die der Gesundheit und Sicherheit der Lehrkräfte dienen.“ Aus der Diskussion um die Priorisierung bei der Impfreihenfolge wolle sie sich aber heraushalten. (tom)

„Was immer wir tun. Wir agieren mit äußerster Vorsicht“, versicherte die Schulleiterin. Der Schwimmunterricht fällt an der Kommerner Grundschule weiterhin aus. Pausen finden versetzt statt, damit die Stufen nicht durchmischt werden. Für den Sportunterricht gehe man, wann immer es die Witterung zulasse, an die frische Luft. „Für die Sicherheit der Kollegen wäre es natürlich sinnvoll, wenn Lehrer in der Impf-Priorisierung nach vorne rücken“, so Cloot-Schmich: „Wir sind, genau wie die Schülerschaft, der täglichen Gefahr ausgesetzt und wissen nicht, was mit der Mutation auf uns zukommt.“

Klassen werden halbiert

Reibungslos verlief der Wiedereinstieg in den Präsenzunterricht an der Franziskusschule Euskirchen, wie Schulleiterin Tanja Liebertz berichtete. An der Grundschule werden die Klassen nun halbiert. Wochenweise kommt die eine Hälfte in die Schule, die andere erhält Distanzunterricht, und das im Wechsel. „Heute Morgen habe ich eine Stunde im ersten Schuljahr mitbekommen, und auch die Jüngsten haben das mit Bravour gemeistert“, freute sich Liebertz.

Die Masken dürften nur während der Frühstückspause abgelegt werden. Auch in den Pausen wird auf Einhaltung der Regeln geachtet: „Wir haben den Pausenhof in vier Zonen unterteilt, in denen sich die Kinder des entsprechenden Jahrgangs dann aufhalten dürfen. Hinzu kommen versetzte Unterrichtszeiten“, erklärte die Schulleiterin.

Innerlich aufgeregt, äußerlich cool

Zum gestrigen „Re-Start“ an der Gesamtschule Euskirchen kamen rund 170 Zehntklässler zurück an die Schule, die jetzt in halben Klassen unterrichtet werden. Im Vordergrund stehen die Fächer der Zentralen Abschlussprüfungen. „Die Schülerinnen und Schüler waren innerlich aufgeregt, aber äußerlich cool. Die Kolleginnen und Kollegen waren sehr gut vorbereitet und haben alle herzlich in Empfang genommen“, berichtete Schulleiter Thomas Müller, der ergänzte: „Über allem schwebt aber schon die Befürchtung, sich zu infizieren, die Befürchtung, den Mutanten die Tür zu öffnen.“

Die 230 Schülerinnen und Schüler der Q1 und der Q2 der Marienschule Euskirchen durften am Montag alle wieder in der Schule am Basingstoker Ring erscheinen. „Alle – Kollegium wie Schülerschaft – freuen sich sehr, dass es wieder losgeht“, so Schulleiter Michael Mombaur, wobei auch hier die Sorge vor Ansteckung immer mitschwinge. Um Unterricht abzuhalten, werden auch Räume wie die Aula genutzt. Kurse könnten zudem geteilt werden. Der Unterricht werde dann von einem in den anderen Raum übertragen und an die Wand projiziert.

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Für alle sei dies eine sehr anspruchsvolle Zeit, meint Mombaur, auch oder gerade im Hinblick auf das anstehende Abitur, das „ein wertiges und würdiges“ werden soll, „keinesfalls ein Not-Abitur“. Mombaur appelliert bei den Schülerinnen und Schülern an den Gemeinsinn. Er habe den Eindruck, dass sich alle an die Regeln halten. „Keiner kam ohne eine medizinische Maske in den Unterricht“, so der Schulleiter, der augenzwinkernd hinzufügte: „Und die beiden, die sich vor dem Schulgebäude geküsst haben, die haben das auch schon vor Corona getan.“

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