„Krötenschleppen“ im Kreis EuskirchenNaturschützer bereiten Wanderung vor

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Neue Krötenzäune errichteten die Helfer um Uli Poth (r.) an der Bleibachstraße bei Mechernich.

Neue Krötenzäune errichteten die Helfer um Uli Poth (r.) an der Bleibachstraße bei Mechernich.

Kreis Euskirchen – Es sind eher kleine Tiere, doch sie machen richtig viel Arbeit. Bevor die Kröten, Frösche und andere Amphibien aus dem Winterschlaf aufwachen und sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern machen, werden die Naturschützer vom Nabu-Kreisverband aktiv.

Denn das „Krötenschleppen“, wie die freiwilligen Helfer es selbst scherzhaft nennen, wenn sie die Tiere am Verkehr vorbei über die Straßen im Kreis tragen, ist nur ein Teil der Arbeit, die erledigt werden muss. Unerlässlich ist, die Vorbereitungen zu treffen, Krötenzäune aufzubauen und Eimer im Boden zu vergraben.

Das ist eine mühsame Tätigkeit, wie die Helfer am Samstagmorgen erkennen mussten. An drei Stellen sollten Krötenzäune aufgebaut werden. Doch bereits an der Bleibachstraße zwischen Mechernich und Strempt wurde deutlich, dass der Tag nicht so laufen würde, wie geplant.

Schließlich müssen die Eimer, in die die Amphibien hineinpurzeln sollen, einzeln in den Boden gegraben werden. Im steinigen Untergrund war das eine aufwendige Angelegenheit, die mit der korrekten Installation des Krötenschutzzauns den ganzen Tag in Anspruch nahm.

11.000 Amphibien getragen

Doch Uli Pohl, Koordinator der diesjährigen Aktion, nahm es gelassen: „Es war eine lange Strecke, die wir bearbeiten mussten, und wir hatten zu wenig Helfer.“ Er habe gehofft, dass sich mehr melden würden, doch einige hätten aus Termingründen nicht gekonnt. Zumindest das Wetter spielte den Naturschützern in die Karten. „Wir haben auch schon in strömendem Regen Krötenzäune aufgestellt“, erinnerte sich Pohl.

Der Nabu sucht Helfer

„Es macht wirklich Spaß“, sagt Uli Pohl über die Arbeit der Helfer. Das gemeinsame Ziel, aktiv etwas für den Naturschutz zu tun, verbinde. In Zülpich, Mechernich, im Südkreis und in Bad Münstereifel haben sich Gruppen organisiert.

Gesucht werden vor allem Helfer für den Bereich Bad Münstereifel. „Hier sind vor allem im Schleidtal und in Eicherscheid Stellen, an denen wir nicht genug Leute haben“, so Pohl.

Die Autofahrer bittet der Nabu, an den Hotspots langsam zu fahren, um Kröten und Helfer nicht zu gefährden. Die bekannten Hauptpunkte der Amphibienwanderung sind im Raum Mechernich in rund um Strempt, Eicks, Satzvey (Grube Rolf) und Antweiler (Grube Toni), in Euskirchen an der Mitbachaue, in Zülpich am Bachsteinweg, in Reifferscheid, Wahlen, Sistig und an der Wildenburg, in Eicherscheid und im Schleidtal.

Interessenten können ihn telefonisch unter 0171/7829743 oder über die Internetseite des Nabu Euskirchen erreichen. (sev)

Bereits am 2. Februar waren die ersten Tiere bei Zülpich unterwegs, doch die folgende Kälte bremste ihren Eifer. „Die Amphibien brauchen 5 bis 6 Grad“, sagt Pohl. Aktuell sei es zu trocken, damit die Tiere sich auf den Weg machen könnten: „Sobald es regnet, geht der Run los.“

Seit drei Jahren hilft Pohl den Amphibien bei der Überquerung der Straßen im Kreis: „Ich hatte schon immer Interesse an den Amphibien.“ Ihm sei daran gelegen, die Populationen zu erhalten.

Ein Beispiel, wie schnell sich die Lage ändern könne, seien die Kammmolche, die noch vor 20 Jahren flächendeckend im Kreis zu finden gewesen seien und nun nur auf wenigen Flächen leben.

Die Kröten, die sich in den Eimern sammeln, werden – wie hier 2020 – über die Straße getragen.

Die Kröten, die sich in den Eimern sammeln, werden – wie hier 2020 – über die Straße getragen.

In vier Gruppen haben sich die Naturschützer organisiert, um die Hotspots der Krötenwanderung kreisweit zu überwachen. Wenn es dunkel wird und regnet, ist ihr Einsatz gefragt. 15 Stellen werden regelmäßig überwacht, an acht wurden Krötenschutzzäune aufgebaut.

„Wenn ein Schutzzaun aufgestellt ist, dann muss er auch betreut werden“, betonte Pohl. Denn nicht nur die Helfer gehen die Eimer ab, um nachzusehen, ob sich Frösche oder Kröten darin eingefunden haben. Auch Füchse finden sich immer wieder ein. Ferner bestehe die Gefahr, dass die Amphibien in den Eimern vertrocknen, wenn der Regen nachlasse.

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Umso größer ist das Erfolgserlebnis, wenn Tiere gerettet werden können. Mehr als 11.000 Amphibien wurden von den Helfern im vergangenen Jahr auf den Weg zu ihren Laichgewässern gebracht. Jedes Tier wurde dabei erfasst.

So sollen die am stärksten frequentierten Stellen ermittelt werden, an denen feste Untertunnelungen gebaut werden. In Eicks sollte bereits in diesem Jahr eine Tunnel von der Unteren Naturschutzbehörde eingerichtet werden. „Da ist leider nichts passiert“, bedauerte Pohl. Deshalb müsse dort der Zaun durch den Nabu und den Mechernicher Bauhof wieder in Ordnung gebracht werden.

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