Landwirte aus dem Kreis Euskirchen protestieren am Donnerstag am Sitz der EU gegen das Handelsabkommen mit Südamerika.
„Green Power statt Green Deal“Bauern aus dem Kreis Euskirchen demonstrieren in Brüssel

Vor knapp zwei Jahren beteiligten sich auch etliche Landwirte aus dem Kreis Euskirchen an den bundesweiten Protesten.
Copyright: Christoph Heup
Unter der Überschrift „Green Power statt Green Deal“ machen sich Bäuerinnen und Bauern aus dem gesamten Rheinland und der Eifel am Donnerstag auf den Weg zur Demonstration nach Brüssel. „Aus dem Kreis Euskirchen sind wir mit rund zehn Kollegen dabei“, informiert Helmut Dahmen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Euskirchen. „Wir fahren allerdings nicht mit dem Trecker nach Brüssel“, stellt er klar: „Wir haben einen Bus gechartert.“
Sie folgen damit einem Aufruf des Europäischen Bauernverbandes. Anlass der Protestaktion sind insbesondere das geplante Mercosur-Abkommen, die aktuelle Ausrichtung des „Green Deals“ der EU sowie die Diskussionen um den zukünftigen EU-Agrarhaushalt, heißt es in einer Mitteilung der Kreis-Bauernschaft.
Kritik üben die Landwirte vor allem am Mercosur-Abkommen, welches auch schon bei der Lichterfahrt am zweiten Adventswochenende von Euskirchen nach Mechernich Thema war. Ungeachtet der geplanten Mengen- und Zolldetails seien die Umwelt- und Haltungsbedingungen, unter denen in Südamerika Zucker oder Rindfleisch erzeugt werden, „ein Hohn gegenüber europäischen Standards“, heißt es dazu in der Mitteilung der Landwirte.
Bauern aus dem Kreis Euskirchen „scheuen den Wettbewerb nicht“
Als Beispiel verweist Dahmen auf die Entwicklung in Brasilien: Steigende Zulassungen von Pflanzenschutzmitteln, neue Investitionen in fossile Öl- und Gasprojekte sowie Berichte über frei erhältliche Antibiotika stünden aus Sicht seines Berufsstandes im Widerspruch zum europäischen Green Deal. „Jüngste Rückrufaktionen von importiertem brasilianischem Rindfleisch nach Bekanntwerden von Hormonrückständen sprechen eine deutliche Sprache“, so der Landwirt aus Lorbach: „Wir scheuen den Wettbewerb nicht“, betont Dahmen. Er müsse jedoch auf gleichen Umwelt- und Sozialstandards beruhen.
„Wenn europäische Betriebe hohe Auflagen erfüllen müssen, dürfen gleichzeitig keine Produkte importiert werden, die unter wesentlich geringeren Standards erzeugt wurden. Das Mercosur-Abkommen darf nicht zur Gefahr für Verbraucher und Landwirte in Europa werden“, fordert Dahmen.
Landwirte fordern in Brüssel Neujustierung der Agrarförderung
Der Protest richte sich aber nicht nur gegen das Mercosur-Abkommen der EU: „Auf der einen Seite werden unserer Branche in politischen Sonntagsreden Vereinfachungen und Entbürokratisierung versprochen, auf der anderen Seite setzt die Kommission unbeirrt den Weg des Green Deals fort“, macht Dahmen seinem Ärger Luft: „Unsere Betriebe brauchen mehr Green Power statt Green Deal. Dazu gehören praktikable Regeln, ausreichend zugelassene Pflanzenschutzmittel und die Möglichkeit einer bedarfsgerechten Düngung, um sichere und bezahlbare Lebensmittel erzeugen zu können.“
Auch bei der Aufstellung des EU-Haushaltes und der Neujustierung der Agrarförderung hake es in Brüssel und Berlin, so Dahmen weiter. Die geplanten Kürzungen des Agrarbudgets seien das falsche Signal. „Wir brauchen einen verlässlichen Finanzrahmen“, macht der Chef der Kreisbauernschaft Euskirchen deutlich.
Zur Absicherung der Agrarstruktur und für die Entwicklung des ländlichen Raums seien die vorgesehenen Kürzungen aus seiner Sicht nicht tragbar: „Wir werden uns in den gesamten Verhandlungsprozess, der bis ins Jahr 2027 reicht, intensiv einmischen, diese Demo ist der erste Auftakt.“ Dabei setze man auf den friedlichen Protest: „Wir sollten die Sympathien, die wir bei der Bevölkerung haben, nicht durch Gewalt aufs Spiel setzen.“

