Mit leuchtenden Traktoren setzten Landwirte zwischen Euskirchen und Mechernich ein Zeichen – für Hoffnung und fairen Handel.
DemoLandwirte machen ihrem Frust bei Lichterfahrt von Euskirchen nach Mechernich Luft

Nach einem Jahr Pause zogen wieder dutzende Landwirte mit ihren leuchtenden Traktoren durch Euskirchen.
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In den meisten Fällen sind die Traktoren der Landwirte bei ihrer Arbeit auf den Feldern zu sehen. Am Sonntagabend aber verschafften die Landwirte ihren großen Maschinen einen besonderen Auftritt zwischen Euskirchen und Mechernich. Mit bunten Lichterketten geschmückt, bahnten sie sich zunächst einen Weg durch die Kreisstadt und wurden dabei von kleinen und großen Beobachtern am Straßenrand bestaunt.
„Die Kinder sind natürlich immer begeistert, wenn sie die festlich geschmückten Trecker sehen – und das auch noch so kurz vor Weihnachten“, berichtete Zuschauerin Rieke. Schon vor zwei Jahren habe sie mit ihrem Nachwuchs die Lichterfahrt der Landwirte sehr genossen: „Es ist ein schönes Zeichen, dass sie mit dieser Veranstaltung nicht nur auf die eigenen Sorgen aufmerksam machen wollen, sondern zeitgleich auch ein Symbol der Hoffnung senden möchten – an die Menschen, denen es vielleicht gerade nicht so gut geht.“
Lichter an Traktoren haben einen ernsten Hintergrund
Während sich der Nachwuchs vom hell erleuchteten Stern bis zur kompletten Winterlandschaft mit Rentierschlitten und Weihnachtsmann an der kreativen Deko erfreute, hatte die Aktion der Landwirte, die als Demonstration angemeldet war, einen ernsthaften Hintergrund. Nach einem Jahr Pause zog der Lichterzug erneut mit einer deutlichen Botschaft durch die Orte.
Große Plakataufschriften wie „Niemand soll es je vergessen, Bauern sorgen für das Essen“ oder auch „Betreibt die Regierung weiter Schmuh, geht auch des nächsten Bauern Türe zu“ rückten die Sorgen in den Vordergrund, dass durch politische Entscheidungen der Wettbewerbsdruck durch günstigere Agrarprodukte aus Übersee so groß werden könnte, dass es für viele regionale Bauern das Aus bedeuten könnte.

Mit Lichterketten geschmückt formierten sich die Trecker zum Demonstrationszug, in dem die Landwirte bis Kommern fuhren.
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Die schokoladigen Geschenke nahmen Katharina Wagner (r.) und Nelli Lust im Marienhospital stellvertretend für ihre Kollegen entgegen.
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Die Lichterfahrt der Landwirte führte über die Pappelallee in Euskirchen zunächst zum Marienhospital.
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„Wir demonstrieren hier friedlich für einen fairen Handel – aber dieser Handel muss auch für alle fair sein“, betonte Organisator Thomas Gräf. „Es wird Fleisch aus Südamerika importiert, wo Hormone eingesetzt werden, damit die Tiere in kürzerer Zeit mehr Fleisch produzieren. Auch Zucker aus der Ukraine, der in Massen hier lagert, wird mit Pflanzenschutzmitteln behandelt, die hier in Deutschland schon seit 40 Jahren verboten sind.“
Um die Wettbewerbsfähigkeit hiesiger Landwirte zu erhalten, müsse daher entweder ebenfalls der Standard gelockert werden oder die importierten Waren strengeren Untersuchungen unterzogen werden. „Lebensmittel aus dem Ausland werden nur augenscheinlich kontrolliert. Was wir aber produzieren, wird auf Herz und Nieren getestet“, so Gräf.
Es kann nicht sein, dass wir aus Ägypten Kartoffeln einkaufen, während die Erzeugnisse unserer Bauern wie Scheiße behandelt werden und in der Biogasanlage enden.
Insbesondere der Umgang mit der Kartoffelernte habe für viel Ärger gesorgt: „Es kann nicht sein, dass wir aus Ägypten Kartoffeln einkaufen, während die Erzeugnisse unserer Bauern wie Scheiße behandelt werden und in der Biogasanlage enden. Wir beziehen Lebensmittel aus Ländern, in denen die Menschen hungern, während wir Lkw-Ladungen voller Essen wegschmeißen.“
Selbst das anhaltende Regenwetter hielt die Zuschauer nicht davon ab, die Landwirte am Straßenrand zu unterstützen. Auf ihrem Weg von Euskirchen über Mechernich und bis nach Kommern wurden sie immer wieder mit Jubelrufen und aufmunterndem Winken begrüßt. „Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass die Dorfbevölkerung sehr genau weiß, wofür wir da sind“, so Thomas Gräf. In Wachendorf etwa habe man sogar eine kleine Imbissbude aufgebaut, um die Zugteilnehmer mit gegrillten Würstchen zu versorgen.
Ursprüngliche Route des Lichterzugs musste geändert werden
Dort gab es jedoch auch eine Enttäuschung, da die ursprünglich geplante Route geändert werden musste, so Gräf: „Für alle, die auf uns gewartet haben und sich auf den Besuch gefreut haben, tut es mir sehr, sehr leid. Ich bin die Strecke im Vorfeld abgefahren, aber offenbar waren die Straßen an einigen Stellen doch zu eng, und wir müssen uns an die Vorschriften der Polizei halten. Deshalb möchte ich mich bei allen Anwohnern in Wachendorf und Antweiler entschuldigen, bei denen wir nicht vorbeifahren konnten.“
Neben dem bunten Farbenspiel auf den Straßen hielt der „Funken Hoffnung“, wie die erste Lichterfahrt 2021 benannt war, auch ein weiteres Mal an den Krankenhäusern in Euskirchen und Mechernich Einzug.
Als Nikolaus verkleidet überreichte Thomas Gräf kistenweise Schokolade an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Während wir die Menschen mit unseren Lebensmitteln am Leben erhalten, tun die Ärzte, Schwestern und Pfleger das mit medizinischen Mitteln. Aus meiner Sicht bilden Landwirte und Krankenhauspersonal die wichtigsten Berufszweige – und beide sollten entsprechend gewürdigt werden.“

