Wer in die Praxis kommt, bleibt anonym. Der Lions-Clubs Euskirchen-Nordeifel unterstützt die Ehrenamtler mit einer 5000-Euro-Spende.
Malteser-PraxisÄrzte behandeln in Euskirchen gratis Menschen ohne Krankenversicherung

Spendenübergabe vor dem Eingang der Euskirchener Malteser-Praxis mit Christian Ehl (v.l.), Sonja Münch, Hildegard Bastian, Bernd Zillikens, Hans-Josef Bastian, Guido Broich und André Bung.
Copyright: Johannes Bühl
Mehrere Hunderttausend Menschen in Deutschland haben keine Krankenversicherung. Schätzungen gehen von bis zu einer Million Betroffener aus. Im Ernstfall können sie in lebensbedrohliche Situationen geraten. Um ihnen einen Zugang zur medizinischen Versorgung zu ermöglichen, hat der Malteser Hilfsdienst ein Praxissystem aufgebaut, zu dem mittlerweile bundesweit 21 Standorte gehören.
Einer davon befindet sich in Euskirchen, in der Notdienstpraxis am Marien-Hospital. Dienstags in der Zeit von 14 bis 16 Uhr ist dort offene Sprechstunde. Die Ärzte Dr. Hans-Josef Bastian und Guido Broich bilden mit Bastians Ehefrau Hildegard, die am Empfang sitzt, seit Jahren ein eingespieltes Team. Sie kümmern sich ehrenamtlich um Frauen und Männer, die nicht krankenversichert sind. Wer in die Sprechstunde kommt, bleibt anonym und muss nichts zahlen.
Die Euskirchener Praxis kommt jährlich auf rund 150 Behandlungen
Die 2016 gegründete Einrichtung firmiert unter „Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung“, kurz MMM. Die Zahl der Behandlungen beläuft sich auf etwa 150 pro Jahr, wie jetzt André Bung berichtete. Er ist Geschäftsführer der Malteser in Euskirchen und war mit einer Delegation des Lions-Clubs Euskirchen-Nordeifel in die Praxis gekommen.
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Die Lions hatten einen symbolischen Scheck über 5000 Euro dabei, den sie Bung und dem MMM-Trio überreichten. Derartige Unterstützung ist für die Akteure sehr wichtig, denn der Betrieb wird hauptsächlich mit Spenden finanziert. „Weiteres Geld kommt – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – von den Maltesern“, erklärt Bung.
Der Lions-Club Euskirchen-Nordeifel hatte Kaffee, Kuchen und Eis verkauft
Der Lions-Club war durch Präsident Christian Ehl, Sekretär Bernd Zillikens, den Activity-Beauftragten Georg Schmiedel und Sonja Münch vertreten. Sie hatte beim jüngsten Wollmarkt in Kuchenheim federführend den Verkauf von Eis, Kaffee und Kuchen organisiert, mit dem andere Club-Mitglieder und sie mehr als 3000 Euro erwirtschafteten. „Ein großartiges Gemeinschaftsergebnis, das der Club anschließend auf 5000 Euro aufstockte“, sagte Georg Schmiedel.
Er nutzte die Spendenübergabe, um das Engagement hervorzuheben, das Broich und die Eheleute Bastian Woche für Woche an den Tag legen: „Für Ihren uneigennützigen Einsatz sind wir Ihnen zutiefst dankbar.“ Lions-Präsident Christian Ehl fügte hinzu: „Es ist für uns schön zu sehen, dass das Spendengeld in gute Hände kommt.“
Viele schämen sich und ziehen sich zurück, bevor sie schließlich zu uns kommen.
Die beiden Ärzte hatten vorher von ihrer Arbeit erzählt, die ursprünglich unter dem Titel „Malteser Migranten Medizin“ lief. Längst nehmen auch andere Menschen das Angebot wahr. Der Anteil der Zugewanderten betrage etwa 50 Prozent, sagte Hans-Josef Bastian.
Unter den Patienten sind Obdachlose und andere Menschen, die durch das soziale Netz gefallen sind, ebenso „ehemalige Privatversicherte, die irgendwann ihre Beiträge nicht mehr zahlen konnten und deshalb ihren Anspruch auf medizinische Leistungen verloren haben“, sagt der Internist und Diabetologe Bastian, der früher Chefarzt der Allgemeinen Inneren Medizin am Marien-Hospital war: „Viele schämen sich und ziehen sich zurück, bevor sie schließlich zu uns kommen.“
Die Euskirchener Malteser wären froh über weitere Ärzte, die sich engagieren
„Bei uns landen aber auch Leute, die keinen Hausarzt mehr finden“, ergänzt Allgemeinmediziner Broich. Bastian und er bieten basismedizinische Untersuchungen und Behandlungen an, wobei die Krankheitsbilder „mehr oder weniger denen in einer normalen Arztpraxis entsprechen“, wie André Bung sagt. Als Beispiele nennt er Hals-Nasen-Ohren-, Atemwegs- und Zahnerkrankungen sowie Unfallfolgen. Medikamente gebe die Praxis grundsätzlich nicht aus: „Gegebenenfalls können aber Rezepte ausgestellt werden“, erklärt Bung, der froh wäre, wenn weitere Ärzte bei MMM mitarbeiten würden.
Die Praxis vermittelt überdies Patienten und Patientinnen an Beratungsstellen, mit dem Ziel, dass sie wieder von einer Versicherung aufgenommen werden. Nicht zuletzt greift sie immer wieder auf die Unterstützung durch ein Netzwerk aus anderen medizinischen Einrichtungen und Kollegen zurück. Dazu gehören etwa ein Zahnarzt für Schmerzbehandlungen und ebenso das benachbarte Marien-Hospital, zu dem Bastian nach wie vor gute Kontakte pflegt.
Den Finanzbedarf der MMM-Praxis beziffert er mit 5000 bis 10.000 Euro im Jahr. Entsprechend groß ist die Freude, wenn Geld aus externen Quellen fließt, wie jetzt vom Lions-Club. „Schön ist es auch“, erzählt Bastian, „wenn Privatleute mit einem Spendenkuvert vorbeikommen und sagen: ,Ich finde gut, was Sie hier machen'“.

