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WollmarktDas schönste Schaf: Marie ist die neue „Miss Kuchenheim“

Lesezeit 3 Minuten
Ein Schaf trägt die Schärpe mit der Aufschrift „Miss Kuchenheim“. Es wird von einer Frau geführt, eine andere Frau steht daneben und hält ein Mikrofon in der Hand.

Siegerehrung: Die zweijährige Marie von Züchterin Wiltrud Gutsmiedl durfte sich über die Wahl zur Miss Kuchenheim freuen.

Zum 33. Mal fand im Euskirchener Ortsteil der Rheinische Wollmarkt statt. Es gab viel zu sehen, aber auch zu lernen.   

Lautstark blökend machten die Schafe auf dem Gelände des LVR-Industriemuseums in Kuchenheim auf sich aufmerksam. Dabei entwickelten sich nicht nur „Gespräche“ mit den Artgenossen von einem Gehege zum nächsten. Insbesondere die Teilnehmerinnen an der bevorstehenden „Miss Kuchenheim“-Wahl schienen regelrecht auf Stimmenfang unter den Besuchern zu gehen.

Fünf Schafe werden auf einer Wiese von einem Hund in die gewünschte Richtung geleitet.

Hütehund Mattle brachte die Zuschauer mit seinem geschulten Umgang mit den Schafen reihenweise zum Staunen.

Am erfolgreichsten „bewarb“ sich schließlich die zweijährige Marie, ein Rauhwolliges Pommersches Landschaf, um die Gunst der Besucher und durfte von Museumsmitarbeiterin Stephanie Bergunde-May die Titelschärpe entgegennehmen.

„Das ist der schönste Lohn des ganzen Jahres“, scherzte Schafzüchterin Wiltrud Gutsmiedl. „Die Veranstaltung ist großartig, mit all ihrer Aufmerksamkeit, die sie auf die Tiere und ihre artgerechte Haltung lenkt.“ Sie freue sich jedes Jahr wieder aufs Neue, diese Verbundenheit zwischen den Schäfern und den interessierten  Besuchern miterleben zu können.

Rund 100 Stände auf dem Wollmarkt in Kuchenheim

Zum 33. Mal hatten die Organisatoren zum Rheinischen Wollmarkt auf das Museumsgelände eingeladen, und die Resonanz von Händlern und Gästen sei ein weiteres Mal riesig gewesen, wie Sprecherin Maike Lammers-Kallus berichtete. „Die Züchterinnen und Züchter freuen sich immer auf den Markt, und auch die Händler sind heute mit rund 100 Ständen vertreten.“

Neben den Vierbeinern stünden auch zahlreiche Produkte, die aus der Wolle gewonnen werden können, im Fokus. „Anders als bei vielen anderen Märkten geht es hier nicht nur darum, Waren zu kaufen, sondern auch die Prozesse dahinter kennenzulernen.“

Handwerker ließen sich über die Schulter schauen

Von der Gewinnung der Wolle, die Erich Weckwerth während der Schur den Schafen abrasierte, bis zu deren Weiterverarbeitung am Spinnrad ließen sich viele Handwerker bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. „Durch ein altes Spinnrad meiner Mutter bin ich zum ersten Mal in Kontakt mit dieser Arbeit gekommen. Heute treffen wir uns jeden Monat zum Spinnkurs, um diesem für mich sehr entspannenden Hobby nachzugehen“, erklärte Sibille Doeckel-Wenig.

„Während des Wollmarktes freuen wir uns nicht nur darüber, wie viel Spaß uns selbst diese Arbeit macht, sondern dass wir sie auch an die Kinder weitergeben können“, fügte Maria Lieven hinzu. An einigen Stationen durften die Besucher auch selbst aktiv werden und sich beim Filzen und Basteln kreativ ausleben.

Das Foto zeigt Erich Weckwerth bei der Arbeit.

Mit gezielten Handgriffen befreite Erich Weckwerth die Schafe bei der Schur von ihrer Winterwolle.

Ein weiteres großes Thema des Rheinischen Wollmarktes war die Nachhaltigkeit der Produkte und das sogenannte Upcycling von oftmals bereits aussortierter Ware. „Ich stelle selbst Handtaschen und Mützen aus alten Stoffresten her und bin ganz begeistert, wie viele Ideen die Aussteller hier präsentieren“, freute sich Marktbesucherin Helene Wirtz.

„Die meisten nehmen sich auch richtig viel Zeit, ihre Techniken und Beweggründe zu teilen. Es ist ganz toll, dass diese Kreativität oftmals mit einem Schutzgedanken für die Natur und den ganzen Planeten einhergeht.“

Hunde zeigten den Besuchern, wie sie die Schafe leiten

Die eigentlichen Protagonisten des Wollmarktes, die Schafe, mussten einen Teil der Aufmerksamkeit regelmäßig mit den Vierbeinern einer anderen Spezies teilen. Mit spielerischer Leichtigkeit präsentierten die Border Collies Cadog und Mattle ihr über Jahre antrainiertes Talent als Hütehunde und lenkten ihre wolligen Schützlinge gezielt zurück ins Gehege.

„Bis sie derart auf ihre Arbeit eingespielt sind, dauert es etwa vier Jahre. Man spricht darum auch von einem Jahr pro Bein“, berichtete Trainerin Sandra Schulten lachend. „Jeder Hund hat seine eigenen Kommandos, damit nicht ständig alle in dieselbe Richtung laufen, dadurch sind sie mittlerweile auch sehr gut aufeinander eingespielt.“

Diese einfachen Wort- und Pfeifsignale reichten auch bei den Vorführungen am Sonntag aus, um nicht nur Richtungsanweisungen zu befolgen, sondern sogar einzelne Schafe vom Rest der Herde zu trennen.

„Das machen die schon echt klasse“, staunte Besucher Norbert Bell. „Meine Tochter wollte eigentlich nur wegen der Schafe hierher, aber jetzt kann sie auch von den Hunden gar nicht genug bekommen. Noch ein Grund mehr, dass sich der Ausflug zum Wollmarkt für uns gelohnt hat.“ Weitere Informationen über das Industriemuseum gibt es online hier.