Die Wiederherstellung der im Jahr 2021 zerstörten Strecke wurde in Gerolstein gefeiert. Die nächste Streckensperrung erfolgt schon ab August.
Feierstunde mit MinisterDie Bahn ist nach vier Jahren zurück auf der Eifelstrecke

Die Bahn ist zurück: Erstmals seit der Flutkatastrophe fahren seit Montag wieder Züge auf dem Eifelstreckenabschnitt zwischen Gerolstein und Kall.
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Großer Bahnhof am kleinen, für die Vulkaneifel so bedeutenden Bahnhof in Gerolstein. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder, DB-Chef Richard Lutz, die rheinland-pfälzische Verkehrsministerin Katrin Eder, zahlreiche Landräte und Vertreter der ÖPNV-Besteller waren angereist, um einen besonderen Anlass zu feiern: Seit Montag heißt es an den Bahnhöfen zwischen Gerolstein und Kall wieder: „Achtung, Zug Richtung Köln-Messe fährt ab!“ Der Wiederaufbau der Eifelstrecke in beiden Richtungen ist abgeschlossen.
Nach vierjähriger Zwangspause ein historisches Datum, das natürlich die Redner beim Festakt am Bahnsteig 1 des Gerolsteiner Bahnhofs zu würdigen wussten. Das galt schon aus ganz persönlichen Gründen für Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder: Er ist Eifeler, in Kyllburg geboren, in Birresborn aufgewachsen – sozusagen direkt an der Eifelstrecke Köln-Trier.
„Heimspiel“ für Verkehrsminister Patrick Schnieder in der Eifel
Schnieder stellte auch deshalb zunächst fest, „dass der Gerolsteiner Bahnhof mein Bahnhof ist, den ich schon als Fahrschüler kennengelernt habe“. Jahrelang habe er sich politisch für den Ausbau des DB-Halts sowie der Eifelstrecke eingesetzt. Es habe aber leider der Hochwasserkatastrophe von 2021 bedurft, bis beides endlich vorangekommen sei. Daher freue es ihn umso mehr, dass „diese Visitenkarte für die Eifel“ wieder mit der Bahn erreichbar sei. „Und so soll es auch bis zur kompletten Fertigstellung der Eifelstrecke bleiben“.

Strahlende Gesichter bei der Wiedereröffnung der bei der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 weitgehend zerstörten Eifelstrecke: Julia Gieseking (Landrätin Vulkaneifelkreis), Markus Ramers (Landrat Kreis Euskirchen), Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder sowie DB-Chef Dr. Richard Lutz (v.l.) bei der Feier in Gerolstein.
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Die Menschen, so Schnieder, erwarteten aber nicht nur die Wiederherstellung der Strecke selbst, sondern auch deren Elektrifizierung. Und wenigstens auf Passagen die Zweigleisigkeit. „Wir wollen ja mehr Lkw-Verkehr von der Straße auf die Schiene bringen.“ Seit September 2021 sei klar, dass das auch so umgesetzt werde. Die rund 500 Millionen Euro Baukosten teilen sich Bund (90 Prozent) und die Bundesländer NRW und Rheinland-Pfalz.
Auch das Wetter verzögerte Wiederaufbau der Bahnstrecke in der Eifel
Die Kritik, dass es bei der gewählten schrittweisen Aus- und Neubauvariante – erst der Wiederaufbau, dann die Elektrifizierung und schließlich streckenweise die Zweigleisigkeit – zu Mehrarbeit und erheblichen Verzögerungen gekommen sei (so hatte sich etwa Dahlems Bürgermeister Jan Lembach kürzlich geäußert), teilten die Festredner ausdrücklich nicht: Unter anderem der Euskirchener Landrat Markus Ramers wies darauf hin, dass Bauverzögerungen von neun Monaten, wie sie dokumentiert sind, vor allem auf schlechtes Wetter und Materialmangel zurückzuführen seien.
Man habe vielmehr mit der Rückstellung der Zweigleisigkeit der Notwendigkeit Rechnung getragen, dass es zu „Verzögerungen aufgrund von Planfeststellungsverfahren und von juristischen Klagen gegen den Streckenausbau“ kommen könnte, betonte Achim Hallerbach, Vorstandsvorsitzender der rheinland-pfälzischen SPNV-Nord, eine der ÖPNV-Besteller für die Eifelstrecke der Bahn.
Vor Schnieder hatte auch DB-Vorstandsvorsitzender Dr. Richard Lutz als Hausherr auf dem Bahnhofsgelände die Wiederinbetriebnahme der Eifelstrecke zwischen Köln und Gerolstein gewürdigt. Das sei „ein Meilenstein“ auf dem Weg der Wiederherstellung der gesamten Linie, so Lutz. Es seien 20 Brücken, etliche betroffene Stationen und zehn Kilometer Bahndamm komplett erneuert worden, zudem zwei neue elektronische Stellwerke in Euskirchen und Gerolstein entstanden.
Abschluss der Elektrifizierung soll bis zum Jahr 2028 erfolgen
Lutz war demonstrativ mit der Bahn von Köln aus in die Vulkaneifel angereist. Der Zug war pünktlich eingefahren – was Lutz sofort als Zeichen für den Baufortschritt auf der Eifelstrecke werten wollte. Allerdings verzögerte sich dann die Abfahrt des nächsten Zuges: Der startete mit rund fünf Minuten Verspätung – wegen des obligatorischen Gruppenfotos zur Wiedereröffnung.
Die Bahn, so der DB-Chef weiter, habe „ein Versprechen eingelöst“ und gezeigt, „dass es in der Eifel vorangeht“. Er bestätigte, dass im Laufe des Jahres 2028 die Eifelstrecke komplett wiederhergestellt und auch elektrifiziert sein soll. „Unbürokratisch und schnell“ seien die bisherigen Arbeiten gewesen, so Lutz weiter. Eine Einschätzung, die offenbar nicht alle Festredner so bedingungslos teilen wollten.
Mit Blick auf die wegen der Elektrifizierungsarbeiten schon ab dem 24. August geplante erneute Streckensperrung und den damit verbundenen Schienenersatzverkehr stellte Achim Hallerbach fest: „Wenn wir es nicht schaffen, den Schienenverkehr auch in der Eifel vernünftig herzustellen, dann haben wir ein Problem!“
Landrat Markus Ramers mahnte an, dass sich die Bahn bei den weiteren anstehenden Streckensperrungen um „transparente Kommunikation“ bemühen müsse: Er habe Verständnis für den Ärger von Berufspendlern, wenn diese davon zu spät erführen.
Minister vom schlechten Zustand der Infrastruktur „überrascht“
Am Rande der Festveranstaltung in Gerolstein äußerte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) indirekt Kritik an seinen Amtsvorgängern aus FDP und CSU: Er sei überrascht gewesen, in welch „schlechtem Zustand“ er bei Dienstantritt die Infrastruktur aus Schiene, Straße und Bahn vorgefunden habe. Entsprechend groß sei der Sanierungsauftrag.
Zum seit Jahrzehnten ausstehenden Lückenschluss der Autobahn 1 zwischen Blankenheim und Kelberg stellte Schnieder auf Anfrage fest, „dass ich die Hoffnung habe, dass wenigstens ein erster Bauabschnitt auf NRW-Seite in diesem Jahr das Baurecht bekommt“. Näheres werde er bei einem Pressetermin am Dienstag erläutern, kündigte Schnieder an.