Am Bahnübergang zwischen Euenheim und Billig brauchen Autofahrer gute Nerven. Die benötigen ab 2027 auch wieder Bahnfahrende, denn dann kommt es zu Streckensperrungen.
Viele Sperrungen ab 2027Darum warten Verkehrsteilnehmer am Bahnübergang in Euenheim so lang

Lange Schlange, lange Wartezeit: Das Warten am Bahnübergang zwischen Euenheim und Billig wird oft zur Geduldsprobe.
Copyright: Tom Steinicke
Wer den Bahnübergang an der L178 (Euenheimer Straße) zwischen Euenheim und Euskirchener Heide in Richtung Billig passieren muss, kann richtig Pech haben. Die Standzeit kann an den geschlossenen Schranken locker an die zehn Minuten betragen.
Der Grund: Nach Angaben von Dennis Rien, Leiter für den S-Bahn-Ausbau im Bereich Köln und für den Wiederaufbau nach der Hochwasserkatastrophe, ist der Bahnübergang bei der Flutkatastrophe vor viereinhalb Jahren irreparabel zerstört worden. Seitdem müssen die Schranken händisch von einem Bahn-Mitarbeitenden geschlossen und geöffnet werden.
Stellwerk kann technisch nicht mit Bahnübergang kommunizieren
Wie Rien im Kreisausschuss für Mobilität erklärte, wird sich am aktuellen Zustand bis 2027 nichts ändern. Aktuell handele es sich im Bahnjargon bei der Schienenquerung um einen Hilfsbahnübergang. „Steht ein Zug in Euskirchen oder Satzvey, dann meldete der Fahrdienstleiter dem Posten am Bahnübergang, dass er losfahren möchte. Dann drückt er auf einen Knopf und die Schranke schließt sich. Erst dann gibt es für den Zugführer grünes Licht“, so Rien: „Entsprechend muss man tatsächlich die Zeit an der geschlossenen Schranke stehen, die der Zug von Satzvey oder eben Euskirchen nach Euenheim benötigt.“ Da komme dann halt schon mal die eine oder andere Minute zusammen, so der Bahn-Experte.
Weil der Bahnübergang an der L178 defekt sei, sei es technisch derzeit nicht möglich, dass das Stellwerk mit dem Bahnübergang kommuniziere. Das sei erst dann möglich, wenn das Stellwerk in Mechernich erneuert worden sei. Und dies sei eben erst 2027 der Fall.
Das ist sehr unbefriedigend, zumal es eine vielbefahrene Straße ist.
„Das ist sehr unbefriedigend, zumal es eine vielbefahrene Straße ist“, sagte Jochen Kupp, Fraktionsvorsitzender der CDU, kopfschüttelnd. Eine Reaktion, die nach den Ausführungen von Rien bei einigen Politikern im Sitzungssaal wahrzunehmen war.
Noch in diesem Jahr kommt es auf der S-Bahn-Linie S 23 zwischen Euskirchen und Bonn zu mehreren Bauarbeiten mit Zugausfällen. Vom 1. bis 12. Dezember ist der Abschnitt zwischen Meckenheim und Euskirchen gesperrt. Als Ersatz fahren Busse als Schienenersatzverkehr (SEV). Direkt im Anschluss, vom 13. bis 26. Dezember, fällt der Zugverkehr zwischen Euskirchen und Bonn Hauptbahnhof aus. In diesem Zeitraum ist ebenfalls der SEV im Einsatz.
Bauarbeiten auf Bahnstrecken gehen auch 2026 weiter
Auch im Jahr 2026 sind Bauarbeiten auf der Strecke geplant. Vom 21. März bis 4. April sowie erneut vom 19. bis 31. Mai kommt es jeweils zu Sperrungen zwischen Kuchenheim und Bad Münstereifel. Für die Fahrgäste wird in beiden Zeiträumen ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.
Im Jahr 2026 kommt es auf der Bahnstrecke Köln – Euskirchen – Gerolstein – Trier zu mehreren Bauarbeiten, die teils umfangreiche Einschränkungen im Zugverkehr mit sich bringen. In allen Nächten zwischen 23 Uhr und 4.50 Uhr fällt der Zugverkehr zwischen Kall und Gerolstein aus; als Ersatz verkehren Busse. Vom 5. Januar bis zum 29. März besteht zusätzlich ein Ausfall zwischen Kall und Jünkerath, ebenfalls mit Busverkehr als Ersatz. Zwischen dem 9. und 25. Januar kommt es an drei Wochenenden zu Sperrungen zwischen Euskirchen und Kall; hier fahren sowohl Lokal- als auch Schnellbusse.
Strecke Euskirchen in Richtung Kall immer wieder betroffen
An den Wochenenden vom 6. bis 15. Februar ist zudem der Abschnitt zwischen Köln Messe/Deutz und Erftstadt betroffen. Während dieser Zeit verkehren Schnellbusse zwischen Köln und Erftstadt.
Vom 27. bis 29. März wird der Abschnitt zwischen Euskirchen und Kall erneut gesperrt, diesmal für ein Wochenende, mit Ersatz durch Lokal- und Schnellbusse.
Schließlich ist im Zeitraum vom 1. Mai bis zum 30. November 2026 an allen Wochenenden ein Ausfall zwischen Euskirchen und Kall vorgesehen; auch hier stehen Ersatzbusse für den Nah- und Schnellverkehr bereit.
Sanierungen von Brücken in Köln könnte zum Verkehrschaos führen
Chaos droht dann ab Oktober 2028. Durch die dann geplante Generalsanierung im Linksrheinischen zwischen Köln und Bonn sowie Brückensanierungen in Köln drohen lange Engpässe im Nah- wie Fernverkehr. Die Bahn erklärt, dass die endgültigen Planungen noch nicht feststünden.
Nach derzeitigem Stand will die Bahn ab Anfang 2028 zunächst die linksrheinische Strecke von Hürth-Kalscheuren über Bonn nach Koblenz grundlegend sanieren und dafür etwa ein halbes Jahr sperren.
Direkt im Anschluss sollen dann ab Juli 2028 für anderthalb Jahre vier Eisenbahnbrücken in der Kölner Innenstadt instand gesetzt werden. Dadurch droht ein Zustand, dass bis zu zwei Jahre lang kein Zug aus Bonn oder der Eifel direkt zum Kölner Hauptbahnhof fahren könnte. Wie Reiner Krieger, Leiter Betrieb der DB InfraGO in Köln, nun aber im Ausschuss verkündete, könnte sich die Lage zumindest ein ganz klein wenig entspannen.
Runder Tisch mit Kommunen im Vorfeld der Elektrifizierung gefordert
Man prüfe gerade im Rahmen einer Machbarkeitsstudie die Möglichkeit, einen provisorischen Bahnsteig in Köln-Süd zu errichten. Zudem seien die Bauvorhaben mittlerweile so abgestimmt worden, dass die Brücken von der KVB und dem Straßenverkehr befahren werden können. Ursprünglich sei das nicht vorgesehen gewesen, so Krieger.
Denkbar sei zudem, dass an der Kölner Südbrücke ebenfalls ein provisorischer Bahnsteig errichtet werde, um so aus dieser Richtung eine Anbindung an die Kölner Innenstadt mittels der KVB zu gewährleisten. Feststehe aber, dass „schwerste Einschränkungen auf die Menschen zukommen und man nur sehr schwer in die Innenstadt oder zur Arbeit nach Köln kommt“.
Weilerswist und Mechernich machen sich wegen Schließungen Sorgen
Wie Dennis Rien berichtet, gibt es aber auch gute Neuigkeiten. So sei nach intensiver Suche ein Unternehmen gefunden worden, das die Elektrifizierung zwischen Erftstadt und Euskirchen vornehmen wird. Die Elektrifizierung wird voraussichtlich eine leicht verkürzte Fahrzeit (um wenige Minuten) und langfristig eine bessere Taktung ermöglichen. In den ersten Betriebsjahren sollen allerdings noch die bisherigen Dieselfahrzeiten gelten, da noch Reservefahrzeuge eingesetzt werden müssen.
Die Elektrifizierung wirft aber bereits ihre Schatten voraus. So appellierten sowohl Dr. Hans-Peter Schick für Mechernich als auch Erwin Jakobs für Weilerswist in Richtung der Bahnvertreter, sich für möglichst kurze Schließzeiten der Bahnübergänge bei einer Fahrtaktverdichtung einzusetzen. „Vielleicht gibt es auch Alternativen zu Bahnübergängen. Da müssen Gespräche mit den Straßenbaulastträgern erfolgen“, sagte Schick, der vor allem den Bahnübergang an der Weierstraße im Mechernicher Zentrum in den Fokus rückte.
Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter des Landrats, schlug einen runden Tisch vor, an dem alle betroffenen Kommunen, aber auch alle anderen Verantwortlichen sitzen sollen. Bei dieser Gelegenheit könne jeder seine Sorgen und Bedenken, aber auch Lösungsvorschläge platzieren, so Blindert. Die Idee nahm Rien gerne auf. Überhaupt war der Bahn-Experte dankbar für jede Anregung aus dem Plenum.

