In der ausverkauften Euskirchener Herz-Jesu-Kirche wurde auch der im Laufe des Jahres verstorbenen Wohnungslosen gedacht.
Herz-Jesu-KircheBenefizkonzert zugunsten der Euskirchener Notschlafstelle

Lieder von Richard Wagner, Claude Debussy und John Rutter führten das Publikum auf eine musikalische Reise durch die Jahrhunderte.
Copyright: Cedric Arndt
Mit langsamen Schritten setzte sich Annette Schuster in Richtung Mikrofon in Bewegung, um das Publikum in der Herz-Jesu Kirche willkommen zu heißen. Zum mittlerweile elften Mal fand am Samstagabend ein Benefizkonzert zugunsten der Caritas-Notschlafstelle statt, und die Initiatorin hätte wohl selbst nicht erwartet, dass ihr Geburtstagswunsch innerhalb gut eines Jahrzehnts solche Ausmaße annehmen würde. Damals hatte Annette Schuster auf Geschenke ihrer Familie verzichtet und sich stattdessen ein solches Konzert zugunsten wohnungsloser Mitmenschen gewünscht.
Am Samstag füllte diese Idee ein weiteres Mal die gesamte Herz-Jesu Kirche, und angesichts der zahlreichen auf sie gerichteten Augenpaare führte die Moderatorin zunächst mit leicht zittriger Stimme durch das Programm, bevor sie sich im Laufe des Abends mehr und mehr an ihre Aufgabe gewöhnte.
Menschen in Not sollten gedanklich in die Mitte gerückt werden
„Es ist wirklich ein schöner Anblick von hier oben“, freute sich auch die zweite Vorsitzende des Euskirchener Caritasverbandes, Maria Surges-Brilon, über die zahlreichen Konzertbesucher: „Wir möchten uns mit der schon sehr lieb gewonnenen Tradition nicht nur von den Klängen der Musik verzaubern lassen, sondern auch Menschen in unsere Gedanken und in unsere Mitte rücken, die ganz besonders jetzt, in der kalten Jahreszeit, unsere Hilfe brauchen.“
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Kleine Gedenktafeln erinnerten an die im Laufe des Jahres verstorbenen Wohnungslosen.
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Jene Menschen, denen die Caritas-Notschlafstelle gewidmet ist und denen sie beheizte Räumlichkeiten und einen Ort bieten möchte, sich selbst etwas zu Essen zu kochen. „Für uns mag dies alles selbstverständlich erscheinen, aber für die Wohnungslosen ist es das nicht.“ Jahr für Jahr müsse die Einrichtung eine Unterfinanzierung von rund 50.000 Euro ausgleichen, und dafür seien Spenden wie auch die, die beim Benefizkonzert gesammelt werden, unverzichtbar.
Unter dem Motto „Eine Reise durch musikalische Epochen“ hatten die Organisatoren erneut ein hochkarätiges Programm auf die Beine gestellt. Mit Werken wie Richard Wagners „O du mein holder Abendstern“ oder „Candlelight Carol“ von John Rutter führten die Musiker ihr Publikum durch die Jahrhunderte musikalischer Vielfalt der klassischen Musik.

Dass sich ihr Geburtstagswunsch vor elf Jahren zu einer festen Konzerttradition entwickeln würde, hätte Annette Schuster selbst nicht erwartet.
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Am Infostand gaben Rebecca Kempf und Markus Niederstein einen Einblick in die Arbeit der Caritas-Notschlafstelle.
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Ob als Solisten oder in unterschiedlichen Formationen überzeugte das Quartett mit der Soloharfenistin des Staatsorchesters Rheinische Philharmonie in Koblenz, Stephanie Zimmer, Regionalkantor Manfred Sistig, Konzerttrompeter Daniel Ackermann und dem Solotrompeter des WDR-Funkhausorchesters, Jürgen Schuster. Dabei trugen alle nicht nur musikalisch, sondern auch mit dem Verzicht auf ihre Gagen zum Gelingen des Abends bei.
In der Mitte des Altars zogen den gesamten Abend über kleine Gedenktafeln die Blicke der Anwesenden auf sich, die an die eigentlichen Protagonisten der Veranstaltung erinnern sollten. „Dort vorne stehen die Namen all jener Menschen, die in der Notschlafstelle gemeldet waren und im vergangenen Jahr verstorben sind“, erklärte Maria Surges-Brilon. „Wir haben für unser Benefizkonzert bewusst Allerheiligen als Termin gewählt, um am heutigen Tag auch der Verstorbenen zu gedenken.“
Wie schnell und unvorbereitet man in die Lage der Wohnungslosigkeit geraten könne, erklärte zudem Konzertbesucherin Vivian Heske, die derzeit selbst ohne festen Wohnsitz ist: „Nicht nur am heutigen Abend, sondern jeden Tag im Jahr bedeuten die Caritas und ihre Einrichtungen für mich und viele andere Menschen eine große Unterstützung. Zu sehen, dass so viele Menschen heute hier sind, die mit ihren Spenden dazu beitragen wollen, die Notschlafstelle zu erhalten, ist ein sehr schönes Gefühl.“

