Um ihre Pflegeangebote zu optimieren, arbeiten die Caritas und die Stiftung Evangelisches Alten- und Pflegeheim Gemünd enger zusammen.
Caritas Eifel und EvAPflege-Anbieter kooperieren gegen die Personalnot

Pflegekräfte werden aktuell in allen Bereichen händeringend gesucht.
Copyright: Wolfgang Kirfel
Angesichts eines wachsenden Pflegebedarfs auf der einen und dem Fachkräftemangel auf der anderen Seite bündeln der Caritasverband für die Region Eifel und die Stiftung Evangelisches Alten- und Pflegeheim Gemünd (EvA) ihre Kräfte. Um die Versorgung pflegebedürftiger Menschen in der Region sicherzustellen, übernimmt die Caritas zum Jahresende das ambulante Angebot der EvA. Betroffen sind rund 150 Kunden und 20 Mitarbeiter, die auf Wunsch aber alle bei der Caritas eine neue Heimat finden.
„Seit mehr als 50 Jahren bieten wir eine vollstationäre Pflege an. Das ist historisch gewachsen und seit jeher unsere Kernaufgabe“, erklärte Malte Duisberg, Geschäftsführer der Stiftung EvA. Erst nach der Einführung der Pflegeversicherung vor rund 30 Jahren habe man ein ambulantes Pflegeangebot geschaffen. Das Modell habe jahrzehntelang auch gut funktioniert.
Führungskräfte sind in der Pflege noch schwieriger zu finden
Doch in den vergangenen Jahren sei es immer schwieriger geworden, Personal zu finden. „Trotz Werbeaktionen und der Einschaltung eines Recruiters ist es uns nicht gelungen, neue Mitarbeitende zu finden“, sagte Duisberg. „Als uns dann der Pflegedienstleiter wegen beruflicher Weiterentwicklung und seine Stellvertreterin wegen Renteneintritt verlassen haben, brauchten wir zusätzlich neue Führungskräfte, die noch schwerer zu finden sind“, so der Geschäftsführer.
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Das erste Fahrzeug mit den beiden Logos präsentierten (v.l.) Ute Stolz, Malte Duisberg, Pfarrer Christoph Ude (Vorstand EvA) und Elisabeth Nosbers.
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Die Gründe, warum es so schwierig sei, Kräfte für die ambulante Pflege zu finden, seien vielschichtig. Zum einen sei man in der Regel allein unterwegs und müsse selbst entscheiden, während man im stationären Bereich in einem Team arbeite. Zum anderen hätten einige potenzielle Interessenten keinen Führerschein oder wollten nicht so viel fahren. EvA bilde auch selber aus, doch auch von den aktuell 14 Auszubildenden wolle keiner im ambulanten Bereich arbeiten.
Pflegeangebote sollen optimiert und Doppelstrukturen vermieden werden
Deshalb sei jetzt der richtige Zeitpunkt gewesen, Gespräche mit der Caritas über eine Weiterführung des Angebots zu führen. „Dabei sind wir zu dem Schluss gekommen, eine Kooperation abzuschließen“, führte Duisberg aus. Ziel sei, Pflegeangebote zu optimieren und Doppelstrukturen zu vermeiden. Die Stiftung EvA werde sich künftig wieder auf das betreute Wohnen, Kurzzeitpflege und die stationäre Pflege konzentrieren. In dem Bereich seien aktuell rund 220 Mitarbeitende beschäftigt.
„Wir haben uns vor den Rückmeldungen der Kunden ein wenig gefürchtet“, räumte der Geschäftsführer ein. Doch die seien durchweg positiv ausgefallen: „Die Betroffenen können unsere Beweggründe verstehen und haben sich dafür bedankt, dass für eine Alternative gesorgt wurde.“
Caritas hat sich auf die ambulante Pflege konzentriert
Die Kooperation sei die richtige Entscheidung, auch wenn dem Vorstand dieser Schritt nicht leicht gefallen sei. „Beide Partner stärken so ihre Stärken. Wir müssen auch künftig sehen, wie wir die Versorgung in unserer Region sicherstellen können.“ Eventuell sei da auch die Politik gefordert.
„In unserem Verband war der Weg genau umgekehrt“, betonte Caritas-Vorstand Ute Stolz. Die ambulante Pflege sei seit der Gründung 1972 ein fester Bestandteil der Hilfsangebote der Caritas und heute mit rund 200 Mitarbeitenden und mehr als 1000 Kunden der mit Abstand stärkste Bereich. „Vollstationäre oder Kurzzeitpflege hatten wir dagegen nie in unserem Portfolio und daran wird sich auch nichts ändern“, erklärte Stolz.
Autos erhalten einen neuen Schriftzug mit beiden Logos
Das Ziel der Caritas sei es, mit ihren Stationen in Blankenheim, Kall, Mechernich und Schleiden die Region möglichst weitläufig abzudecken: „Es gibt schon Orte, wo das schwierig ist.“ Die Kooperation ermögliche es, Hand in Hand zusammenzuarbeiten: „Wir haben die gleiche christliche Grundhaltung und wollen in Zeiten, wo die Gesellschaft immer mehr auseinanderdriftet, dagegenhalten und zusammenarbeiten.“ Im Hospizdienst sei das schon seit Jahren der Fall.
Das EvA-Symbol, so Stolz, werde auch in Zukunft erhalten bleiben. „Die Kooperation soll auch nach außen sichtbar sein.“ Deshalb bekommen die Autos neben dem Logo der Caritas auch das der Eva und den Schriftzug „miteinander gepflegt“.
Stolz sprach von „guten Schritten, die wir weitergehen werden“. Sie erwarte, dass sich in Zukunft mehr Anbieter aus dem ländlichen Raum zurückziehen werden. Vielleicht werde man dann auch mehr auf Ehrenamtler zurückgreifen müssen.
Interesse an der ambulanten Pflege ist seit 2020 gesunken
„Im ambulanten Bereich sind wir zurzeit personell noch relativ gut aufgestellt“, sagte Elisabeth Nosbers, Fachbereichsleiterin Gesundheit und Pflege bei der Caritas. Doch die Tendenz, schneller und häufiger den Arbeitgeber zu wechseln, mache sich bemerkbar: „Auch von den Auszubildenden bleiben längst nicht alle bei uns.“ Deshalb hoffe sie, dass sich alle Eva-Mitarbeiter für die Caritas entscheiden.
Im Jahr 2020 sei die „generalistische Ausbildung“ eingeführt und die Ausbildung zur Alten- und zur Krankenpflegerin vereinheitlicht worden. „Seitdem ist das Interesse an der ambulanten Pflege gesunken“, berichtete Nosbers. Am Zeitdruck, der beispielsweise in Krankenhäusern herrsche, liege es nicht. „Wir wissen, dass wir mit Menschen arbeiten und müssen keine Profite erwirtschaften.“ Die Mitarbeitenden bekämen für die Pflege die Zeit, die sie benötigten.
„Wir müssen immer weiter um Personal werben und als Arbeitgeber attraktiv sein“, betonte Duisberg. Dazu gehöre auch, mehr Rücksicht auf die persönliche Situation der Mitarbeitenden zu nehmen.