Wiederaufbau nach der FlutMarienheim in Bad Münstereifel bietet jetzt eine Tagespflege an

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Dennis Oepen und Petra Swindt sitzen an einem Tisch der Tagespflege. Im Hintergrund befindet sich die Gemeinschaftsküche.

Eine Tagespflege mit Platz für 17 Pflegebedürftige entstand im Marienheim. Dennis Oepen und Petra Swindt sitzen im zentralen Bereich.

Das Seniorenhaus in Bad Münstereifel war im Untergeschoss der Trakte von der Flut betroffen. Unter anderem wurde die neue Küche zerstört.

Manchmal braucht es Glück im Unglück. Denn was sich am Abend des 14. Juli 2021 in dem Teil des Cellitinnen-Seniorenhauses Marienheim, der Richtung Alte Gasse liegt, abgespielt hat, wäre ansonsten vielleicht dramatischer verlaufen, als es ohnehin schon der Fall war.

Zwischen 18.30 und 19 Uhr war Seniorenhausleiter Dennis Oepen nach Hause gefahren, nicht ahnend, dass er rund drei Stunden später einen Anruf vom Nachtdienst erhalten würde mit der Meldung: „Das Wasser dringt ein, es riecht nach Benzin.“ 17 schwerpflegebedürftige Bewohner, die im Erdgeschoss des Traktes nahe der Alten Gasse ihre Zimmer hatten, mussten gerettet werden.

Spätdienst konnte Bad Münstereifel in der Flutnacht nicht verlassen

Das Glück im Unglück bestand darin, dass nicht nur der Nachtdienst, der aus zwei Pflegern besteht, während der Flutkatastrophe vor Ort war, sondern auch noch Mitarbeiter des Spätdienstes, die wegen des Hochwassers nicht weggekommen waren. Über die Treppenhäuser wurden die Bewohner gerettet. Niemand kam körperlich zu Schaden.

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Blick vom Wohnküchenfenster aus in eine der Service-Wohnungen.

Sieben weitere Servicewohnungen entstanden im Erdgeschoss des Traktes an der Alten Gasse. Ab März können sie bezogen werden.

Doch damit war die schwere Zeit noch nicht vorbei. Nach der Flutnacht musste fast die Hälfte der Bewohner evakuiert werden, da Strom und Wasser nicht mehr funktionierten. Nach nur drei Tagen konnten sie aber wieder zurück. „Da haben wir dann auch den Support eines großen Trägers gespürt, denn die Bewohner wurden auf andere Häuser verteilt.“ Auch die 17 Bewohner aus dem Erdgeschoss waren bis Weihnachten 2021 wieder zurück. „So erschreckend und verstörend es auch war: Alle waren froh, wieder hier zu sein“, sagt Dennis Oepen.

Küche war erst im Herbst 2020 installiert und eingerichtet worden

Die Situation war in der ersten Zeit nicht einfach. Denn auch ein weiterer wichtiger Bereich eines Pflegeheims war zerstört worden: die Küche. Besonders ärgerlich: Erst im Herbst 2020 war sie für 1,2 Millionen Euro vollkommen neu installiert und eingerichtet worden – inklusive Arbeits-, Kühl- und Lagerräumen. Durch die Wucht des Wassers wurden sogar Kühlkammern komplett aus den Wänden gerissen.

Dass die Bewohner des Marienheims trotzdem mit Essen versorgt wurden, hat man einer anderen Einrichtung der Cellitinnen-Stiftung im Kreis Euskirchen zu verdanken: dem Cateringbetrieb von Marienborn in Zülpich. „Die haben reibungslos und superschnell geholfen“, berichtet Dennis Oepen. Gegessen wurde auf Pappgeschirr. „Es war alles provisorisch, auch den Außenbereich konnten wir nicht nutzen“, erinnert sich der Seniorenhausleiter.

Erst half Marienborn in Zülpich, dann das St.-Ritastift in Düren

Gut ein Jahr, bis September 2022, half Marienborn aus. Danach wurde in einem weiteren Cellitinnen-Seniorenhaus, dem St.-Ritastift in Düren, gekocht. „Wir hatten keine Entlassungen“, freut sich Dennis Oepen. Nur das Arbeitsgebiet der Köche war anders: Sie haben das Essen abgeholt.

Ein Blick in die Produktionsküche des Marienheimes.

Nur wenige Monate alt war die Küche, als die Flut kam. Sie musste komplett erneuert werden.

Mittlerweile ist die eigene Küche im Marienheim wieder in Betrieb. „Die Wiedereröffnung ist ein wichtiger Meilenstein für uns und unsere Bewohner auf dem Weg der Normalisierung nach dem Hochwasser“, drückt es Oepen aus. Auch Natalie Jenniches, Bereichsleiterin Hausservice, ist glücklich: „Wir haben eine nahezu baugleiche, top-moderne Küche, an der wir hoffentlich noch viele Jahre Freude haben werden.“ Die neue Küche wurde ein wenig optimiert. So hatte man laut Oepen festgestellt, dass der Konvektionsofen in der zerstörten Küche zur falschen Richtung aufgegangen war, wodurch wichtige Sekunden verloren gingen. Das wurde nun abgestellt.

Seniorenhaus Marienheim war auf vielen Ebenen versichert

Ein weiteres Glück: Das Marienheim war versichert, und zwar auf vielen Ebenen. Weil der Wiederaufbau aber so lange dauerte, war sogar die maximale Laufzeit des Betriebsunterbrechungsschutzes erreicht. Und gab es Wiederaufbauhilfe? „Wir sind noch im Tun“, antwortet Dennis Oepen.

Für ihn und die Geschäftsleitung war schnell klar: Vollstationäre Pflegezimmer will man in dem von der Flut betroffenen Bereich nicht erneut herstellen. „Infolge des Klimawandels kann keiner sagen, dass das nicht noch einmal passiert. Und im Worst Case ist dann nur der Nachtdienst vor Ort“, erklärt Oepen.

Deshalb setzt das Marienheim nun auf eine Tagespflege zum einen und Service-Wohnungen für Mieter, die selbstständig sind, aber bei Bedarf Unterstützung benötigen, zum anderen. Acht Service-Wohnungen gab es bereits, nun sind sieben weitere hinzugekommen, von denen sechs bereits vermietet sind.

Der Tagespflegebereich ist offen und richtet sich an Angehörige von Pflegebedürftigen, die Unterstützung benötigen. Die Betreuungszeiten sind von 8 bis 16 Uhr. Man kann unter anderem gemeinsam kochen, fernschauen oder im Ruheraum schlafen. Ab dem 1. März soll es losgehen. Das Personal im Marienheim wird dann von derzeit 70 bis 75 auf 80 Mitarbeiter wachsen. Vollstationär werden 76 Menschen versorgt. Hinzu kommen demnächst die 17 Gäste in der Tagespflege.

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