HauswändeMarken zeigen, wie hoch das Wasser bei der Flut in Bad Münstereifel stand

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Peter Schellenberger, Stefanie Liebing, Sabine Preiser-Marian und Peter Greven stehen vor einem Haus. Im Hintergrund sieht man die Flutmarke an einer Mauer.

Am Haus von Peter Schellenberger (r.) in Schönau wurde die erste Flutmarke der Stadt Bad Münstereifel angebracht. Mit auf dem Foto: Peter Greven (v.l., Bürger-Stiftung), Grafikerin Stefanie Liebing und Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian.

In der Kernstadt von Bad Münstereifel hängen bereits zehn Flutmarken. Auch in den Außenorten werden immer mehr angebracht.

Selbst erlebt hat Peter Schellenberger die Flut in seinem Fachwerkhaus in Schönau nicht. Denn erst vor fünf Monaten hat er mit seiner Frau den Hof an der Dorfstraße, direkt neben dem Dreisbach, bezogen. Da lag die Flut fast zwei Jahre zurück.

Aber Bilder hat er gesehen. Und er sagt deshalb: „Viele Bewohner im Dorf werden bei jedem stärkeren Regen hektisch.“ Im Hof ist noch an der Verfärbung der Schuppenwand zu erkennen, dass das Wasser etwa 1,30 Meter hoch gestanden hatte.

Wir sind immer noch in der Katastrophe drin und die Erinnerung bleibt präsent.
Sabine Preiser-Marian, Bürgermeisterin

Er hat auch Bilder auf seinem Handy, die zeigen, dass ein von den Wassermassen fortgespültes Holzlager vor dem Haus einen Stausee verursacht hatte. Vielleicht auch deshalb hatte das Wasser außerhalb des Grundstücks, vor der Mauer, sogar eine Höhe von rund 1,70 Metern erreicht und war fast darüber geschwappt.

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In genau dieser Höhe hat die Stadt Bad Münstereifel kürzlich die erste Flutmarke an dem denkmalgeschützten Haus angebracht. Auch in der Kernstadt hängen mittlerweile etwa zehn Marken. Schellenberger hat sofort zugestimmt, als er gefragt wurde, ob die Stadt die Marke an seiner Mauer befestigen dürfe.

„Es war buchstäblich Land unter in vielen Ortsteilen und der Kernstadt“, erinnert Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian an den 14. Juli 2021. Mittlerweile sei auch viel in Sachen Hochwasserschutz getan worden. Die Erftmauern seien wiederhergestellt, Böschungen befestigt oder verbreitert worden. „Aber wir sind immer noch in der Katastrophe drin und die Erinnerung bleibt präsent.“

Das Bild zeigt eine Flutmarke. Sie ist in Bau und Schwarz gehalten und trägt die Aufschrift „Hochwasser 14. Juli 2021“.

Diese Flutmarken sind an einigen Häusern in Bad Münstereifel angebracht worden.

„Wir sind durch die Stadt gegangen und haben uns gedacht, dass etwas fehlt“, berichtet Stefanie Liebing von Spaziergängen mit ihrem Mann. Auch von Touristen, die wissen wollten, wie hoch die Flut denn tatsächlich gewesen sei, sei sie angesprochen worden. Die Grafikerin nahm das zum Anlass, eine Flutmarke zu entwerfen, ohne Auftrag, freiwillig.

Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian dankt für die „schöne Geste“

„Das ist eine schöne Geste. Die Flutmarke dient als Erinnerung und Symbol“, sagte Preiser-Marian. Stefanie Liebing habe sich viele Gedanken gemacht, betonte sie weiter. In der Mitte der Marke sei die Erft, die sich auch im Stadtlogo wiederfinde. Die Farbe Blau stehe für das Wasser, das Grau und das Schwarz für das erlebte Leid und die Gestorbenen.

Dass die eigentliche Markierung wellenförmig und kein Strich ist, erklärt die Grafikerin damit, dass man der genauen Höhe des Hochwasser ohnehin nur nahekommen könne. Die Striche vom schmutzigen Wassern an den Häusern seien erst gekommen, als sich die Situation beruhigt habe.

Die Produktion der Flutmarken hat die Bürgerstiftung Bad Münstereifel übernommen. 100 Marken hat sie auf gebürstetem Aluminium anfertigen lassen. Diese sollen an diversen Stellen in der Stadt und den betroffenen Dörfern angebracht werden. „Wir haben zunächst an städtischen Grundstücken angefangen und auch einige Privatleute angesprochen“, sagt Sabine Preiser-Marian. Gerne könne man sich aber auch bei der Stadt melden, wenn man eine Marke an seinem Haus anbringen wolle.

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