Das Ablassen des Kommerner Mühlensees erfolgt langsam, damit teils stark schwermetallbelastete Sedimente nicht in den Bach gelangen.
HochwasserschutzDer Umbau des bleibelasteten Mühlensees in Kommern beginnt

Dieser Anblick gehört bald der Vergangenheit an: Momentan wird das Wasser des Mühlensees abgelassen.
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Über den Umbau des Kommerner Mühlensees zu einem Hochwasserrückhaltebecken denkt der Erftverband schon seit mehreren Jahren nach, um die Situation für die Anlieger des Bleibachs zu verbessern: Im Februar 2021 stellte der Hochwasserexperte Christian Gattke erstmals entsprechende Pläne im städtischen Planungsausschuss vor.
Von der Notwendigkeit dieser Planungen wurden nur ein halbes Jahr später auch die Kritiker überzeugt, die sich zunächst für die Erhaltung des Sees zu Zwecken der Naherholung ausgesprochen hatten: In der Nacht zum 15. Juli richtete der über die Ufer getretene Bleibach verheerende Schäden in Kommern und am Unterlauf des Bachs an.
Vom Mühlensee bleibt nur noch eine 0,5 Hektar große Restwasserfläche
Jetzt hat der Kreis Euskirchen als zuständige Behörde den Umbau des anlässlich der Landesgartenschau 1972 angelegten Stausees zu Zwecken des Hochwasserschutzes genehmigt. Die Stadt Mechernich hatte den Antrag dazu im Januar beim Kreis gestellt. Der Erftverband übernimmt die Umsetzung der Maßnahme.
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Bis auf eine kleine, weniger als 0,5 Hektar große Restwasserfläche soll der See komplett verschwinden, um bei künftigen Starkregen- und Hochwasserereignissen Platz für überschüssiges Bleibachwasser zu schaffen. Dieses „Ersatzstillgewässer“, wie es in bestem Behördendeutsch heißt, soll dazu beitragen, den Freizeitwert des Mühlenparks zu erhalten.
Der Bleibach läuft zukünftig unbefestigt durch das Becken
Der Bleibach wird künftig in einem unbefestigten Bachlauf durch das Becken geführt, in dem er sich dann eigendynamisch entwickeln kann. Mehrere zusätzliche temporäre Kleingewässer sollen ebenfalls entstehen, in denen verschiedene Amphibien laichen können. „Durch das Becken führen künftig Spazierwege, die die Beobachtung der Auenentwicklungen ermöglichen“, so der Erftverband weiter. Mit den notwendigen Bauarbeiten soll Ende des Jahres begonnen werden. Bauvorbereitende Fällarbeiten haben bereits stattgefunden.

Um den Bleigehalt der Sedimente zu bestimmen, wurde der Wasserspiegel des Sees im vergangenen Jahr schon einmal abgesenkt.
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Bis auf eine Restwasserfläche soll der Mühlensee komplett abgelassen werden. Der Bleibach fließt künftig offen über das Gelände.
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In diesen Tagen beginnt der Erftverband nun mit der Entleerung des Sees, „damit das Sediment im See trocknen kann und so bearbeitbar wird“, heißt es weiter in der Mitteilung. Das Ablassen des Wassers werde sehr langsam und kaum sichtbar erfolgen: „So wird im weiteren Verlauf des Bleibachs ein Schwall mit einem starken Sedimentaustrag verhindert.“
Bis zu 24.200 Milligramm Blei pro Kilogramm Trockenmasse
Wie wichtig der sensible Umgang mit den Sedimenten ist, verdeutlicht Volker Gimmler, der beim Erftverband als Ingenieur für die Planung des Vorhabens mitverantwortlich ist: „Die Schwermetallbelastung der Sedimente ist sehr ungleichmäßig verteilt“, so Gimmler: „In der Spitze haben wir bis zu 24.200 Milligramm Blei pro Kilogramm Trockenmasse festgestellt, was ein immens hoher Wert ist“, fasst er die Ergebnisse der im vergangenen Jahr durchgeführten Sedimentuntersuchungen zusammen.
Die Abgabemenge beim Entleeren des Sees soll an die Witterungsverhältnisse und den entstehenden Sedimenttransport angepasst werden, so der Erftverband weiter. Die Stadt Mechernich, die Untere Wasserbehörde als Genehmigungsbehörde und der Fischereipächter des Sees seien über die Entleerung informiert worden.
Das Rückhaltevolumen liegt bei etwa 95.000 Kubikmetern
Nach dem Ablass des Seewassers sollen das vorhandene Sediment abgetragen und die Sohle weiter eingetieft werden, um ein größeres Rückhaltevolumen zu erreichen. Geplant ist ein Fassungsvermögen von insgesamt etwa 95.000 Kubikmetern. Auch der Sandfang, der zwischen der heutigen Seefläche und dem Mühlenpark liegt, soll abgesenkt und Teil des künftigen Hochwasserrückhaltebeckens werden.
Derzeit werde ein Bodenmanagementplan erstellt, für den nach dem Ablassen des Wassers aber auch noch neue Proben entnommen werden müssen. „Aktuell gehen wir davon aus, dass bis zu 6000 Tonnen Sediment zur Deponierung abgefahren werden müssen“, so Gimmler. Weniger stark belastetes Material könne eventuell zum Wegebau im Gelände genutzt werden.
Bauarbeiten in Kommern sollen bis Ende 2026 dauern
In dem bestehenden Staudamm des Mühlensees ist ein nach oben offenes Trogbauwerk integriert, durch das der Bleibach abfließt. Das künftige Trogbauwerk sei ökologisch durchgängig, stelle also – anders als bisher – kein Wanderhindernis für Fische dar.
An das Durchlassbauwerk schließt ein neu zu schaffendes kombiniertes Drossel- und Hochwasserentlastungsbauwerk an. „Über die Drossel wird nur so viel Wasser in Richtung Kommern weitergeleitet, wie der Bleibach schadlos abführen kann“, erklärt der Erftverband. Die Hochwasserentlastung sorge dafür, dass das Dammbauwerk auch dann noch standsicher ist, wenn bei Hochwasser mehr Wasser in das Becken fließt, als dieses aufnehmen und ableiten kann.
Die Bauarbeiten sollen bis Ende des Jahres 2026 dauern. Wie teuer der Umbau des Mühlensees werden wird, steht noch nicht fest. „Das hängt auch von den Ergebnissen der Ausschreibung ab“, sagt Gimmler. Man gehe derzeit von einem einstelligen Millionenbetrag als Gesamtsumme aus.