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Kreis plant Schulen neuFörderschulcampus soll in Kuchenheim entstehen – für 56 Millionen Euro

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Das Bild zeigt die Matthias-Hagen-Schule aus der Luft. Auf einer Freifläche vor der Schule könnte die neue Hans-Verbeek-Schule entstehen.

Auf der Freifläche neben der Matthias-Hagen-Schule in Kuchenheim könnte die neue Hans-Verbeek-Schule entstehen.

Der Kreis Euskirchen plant einen Campus für seine beiden Förderschulen in Kuchenheim – modern, barrierefrei und zukunftsorientiert.

Der Kreis Euskirchen will seine beiden Förderschulen fit für die Zukunft machen – und plant dafür einen gemeinsamen Standort: Die Matthias-Hagen-Schule (MHS) in Kuchenheim und die Hans-Verbeek-Schule (HVS) in Euskirchen sollen in den kommenden Jahren in Kuchenheim zusammengeführt werden.

Das geht aus einer Vorlage für den Bildungsausschuss des Kreises hervor, die am Dienstag, 18. November, ab 17 Uhr im Kreishaus beraten wird. Mit dem Neubau soll auf wachsende Schülerzahlen, gravierenden Platzmangel und teilweise marode Gebäude reagiert werden.

Förderschulen können nicht auf Dauer in den bestehenden Gebäuden bleiben

Schon seit einiger Zeit ist klar: Weder die MHS noch die HVS können dauerhaft in ihren jetzigen Gebäuden bleiben. An der Matthias-Hagen-Schule, an der Kinder mit den Förderschwerpunkten Lernen sowie emotionale und soziale Entwicklung unterrichtet werden, fehlt es inzwischen an fast allem: Klassenräume, Differenzierungsräume, Fachräume für Musik, Naturwissenschaften oder Berufsorientierung.

Die Schule ist als Halbtagsschule mit offenem Ganztag organisiert. In aktuell 17 Klassen werden deutlich mehr Schüler betreut als ursprünglich mal geplant. Nach Angaben des Kreises liegt die Schülerzahl schon jetzt über den Prognosen – und die Schulentwicklungsplanung sieht für die kommenden Jahre weitere Steigerungen vor.

Hinzu kommen erhebliche bauliche Mängel. Das Schulgebäude, das der Stadt Euskirchen gehört und vom Kreis gemietet ist, weist laut Verwaltung gravierende Defizite auf. Sowohl eine Schadstoff- als auch eine energetische Sanierung sind erforderlich. Zudem ist das Gebäude nicht barrierefrei. Die Raumstruktur ist veraltet und entspricht nicht mehr den heutigen pädagogischen Anforderungen.

Seit der Flut ist die Lage an der Hans-Verbeek-Schule angespannt

Auch an der Hans-Verbeek-Schule mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ist die Lage angespannt. Das Gebäude wurde durch die Flut 2021 stark beschädigt. Teile des Hauses, insbesondere im Keller, sind bis heute nicht nutzbar. Vier Klassen werden deshalb in Containern an einem Interimsstandort an der Röntgenstraße unweit des Kreishauses unterrichtet. Die Genehmigung für diese Übergangslösung läuft der Kreisverwaltung zufolge in zwei Jahren aus. Eine weitere Klasse mit besonderem Förderbedarf ist derzeit im Heilpädagogischen Zentrum in Bürvenich untergebracht.

„Wir stehen an beiden Standorten vor massiven räumlichen Problemen“, heißt es in der Ausschussvorlage. Auch wenn die Sanierung einzelner Gebäudeteile geprüft worden sei, habe sich gezeigt, dass eine umfassendere Lösung langfristig sinnvoller und wirtschaftlicher sei.

Das Bild zeigt einen Hahn, der im Stroh sitzt. Er ist in der Bauernhof-Klasse fotografiert worden.

Auf dem Birkenhof in Kuchenheim werden Schüler der Matthias-Hagen-Schule unterrichtet – das soll auch beim neuen Campus so bleiben.

Das Bild zeigt die Förderschule aus der Luft.

Die Erweiterungsmöglichkeiten an der Hans-Verbeek-Schule in Euskirchen sind begrenzt. Einige Klassen sind bereits in Containern untergebracht.

In einer ausführlichen Vorstudie ließ der Kreis deshalb drei Szenarien prüfen. Variante eins sieht den Ausbau beider Schulen an ihren bisherigen Standorten vor, Variante zwei eine Zusammenlegung auf dem jetzigen Gelände des Thomas-Eßer-Berufskollegs in Euskirchen, Variante drei ist die gemeinsame Campuslösung am Standort neben der heutigen Matthias-Hagen-Schule in Kuchenheim.

Die Auswertung fällt eindeutig aus: Für die Erweiterung der alten Standorte werden mit knapp 58 Millionen Euro die höchsten Kosten prognostiziert. Zudem wäre dies die logistisch schwierigste Lösung. Beide Schulen müssten während der Bauzeit vollständig ausgelagert werden, was einen enormen organisatorischen und finanziellen Aufwand bedeuten würde.

Gemeinsamer Campus kostet mindestens 56 Millionen Euro

Der gemeinsame Campus auf dem Gelände des Thomas-Eßer-Berufskollegs würde nach der ersten Kalkulation 56,7 Millionen Euro kosten und verspricht auch Synergien. Jedoch wäre hier die Zeitplanung riskant. Das Berufskolleg zieht erst bis 2030 an seinen neuen Standort um, die Bauarbeiten für die Förderschulen könnten frühestens danach beginnen. Auch die Belastung des Schulbetriebs durch Abriss und Neubau wäre laut Studie erheblich.

Die Campuslösung in Kuchenheim überzeugt die Verwaltung sowohl zeitlich als auch finanziell. Neubauten für beide Schulen sollen dort nebeneinander entstehen – mit modernen Räumen, einer barrierefreien Ausstattung und gemeinsamen Fach- und Freizeiträumen. Das Konzept sieht vor, dass die MHS während der Bauzeit auf eine Interimsfläche auf dem Gelände ausweicht. Die HVS soll auf einer angrenzenden Fläche neu gebaut werden.

Ein gemeinsamer Campus ermöglicht nicht nur Synergien in der Nutzung, sondern auch neue Formen der Zusammenarbeit.
Kreisverwaltung

Nach Einschätzung der Verwaltung könnte der neue Förderschulcampus bei optimalem Verlauf Ende 2030 fertig sein – etwa fünf Jahre früher als bei der Lösung am Berufskolleg. Die veranschlagten Baukosten liegen mit rund 56,5 Millionen Euro (ohne Grundstückskosten) zudem unter denen der anderen Varianten.

Neben den baulichen Vorteilen bietet die Campuslösung auch pädagogisches Potenzial. Durch den gemeinsamen Standort könnten Werkstätten, Fachräume, Aula oder Sporthalle gemeinsam genutzt werden. Sollte sich der Förderbedarf eines Kindes derart ändern, dass ein Schulwechsel erforderlich würde, ließe sich dieser recht einfach realisieren. Und besondere pädagogische Konzepte wie die sehr erfolgreiche Bauernhof-Klasse auf dem Birkenhof in Kuchenheim bleiben unangetastet und werden fortgeführt.

Stadt Euskirchen muss die Grundstücke verkaufen

„Ein gemeinsamer Campus ermöglicht nicht nur Synergien in der Nutzung, sondern auch neue Formen der Zusammenarbeit“, betont die Kreisverwaltung. Geplant ist, dass beide Schulen im Zuge der sogenannten Leistungsphase Null zunächst ihren pädagogischen und räumlichen Bedarf gemeinsam erarbeiten.

Dabei sollen Möglichkeiten für schulübergreifende Projekte entstehen – etwa im Bereich Berufsorientierung, Lebenspraxis oder gemeinsamer Freizeitangebote. Für diese erste Planungsphase werden rund 80.000 Euro bereitgestellt. Das Geld soll für die Erarbeitung von Raumprogrammen, Umsetzungskonzepten und pädagogischen Bedarfsanalysen genutzt werden.

Voraussetzung für die Umsetzung ist allerdings, dass die Stadt Euskirchen die Grundstücke rund um die Matthias-Hagen-Schule an den Kreis verkauft. Erste Gespräche sind laut Verwaltung positiv verlaufen, die Stadt habe grundsätzliche Zustimmung signalisiert. Offen seien noch planungsrechtliche Fragen, etwa zur Verkehrserschließung oder zu baurechtlichen Details. Diese sollen bis Anfang 2026 geklärt werden, damit die konkrete Bauplanung beginnen könne.

Mit dem Förderschulcampus will der Kreis ein Zeichen setzen: Kinder mit besonderem Förderbedarf sollen in modernen, pädagogisch durchdachten Räumen lernen und gefördert werden. „Beide Schulen leisten herausragende Arbeit“, heißt es aus dem Kreishaus: „Jetzt ist es an der Zeit, ihnen auch die räumlichen Voraussetzungen zu geben, die sie dafür brauchen.“

Wenn alles nach Plan laufe, könnte in Kuchenheim in einigen Jahren ein moderner Campus entstehen, der die sonderpädagogische Förderung  stärke und eine komplett neue Lernumgebung biete.