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Kostenfreie KurseSo wollen zwei Start-ups in Euskirchen das Pflegesystem entlasten

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Das Bild zeigt die beiden Obengenannten an einem Stehtisch. Während Neef-Wedler in die Kamera schaut, blättert Gissinger in einem Prospekt.

Pflege in den eigenen vier Wänden: Spine Base von Michael Gissinger und Katrin Neef-Wedler bieten ab März kostenfreie Seminare an.

Kostenfreie Pflegekurse werden ab März in der Alten Tuchfabrik angeboten: praxisnah, verständlich und eine echte Hilfe für pflegende Angehörige.

Pflege zu Hause ist eine große Verantwortung – und oft auch eine Überforderung. Wer in diese Aufgabe hineinwächst, erlebt oft Unsicherheiten, hat viele Fragen und manchmal auch das Gefühl, allein zu sein. Doch Pflege muss nicht nur Belastung sein. Sie kann – mit Wissen, Orientierung und praktischen Techniken – leichter, sicherer und menschlicher werden.

Genau hier setzen die neuen kostenfreien Pflegekurse an, die ab März 2026 in der Alten Tuchfabrik starten. Sie werden von Katrin Neef-Wedler in Kooperation mit dem Start-up-Unternehmen Spine Base angeboten, das in der Alten Tuchfabrik zwischen Euskirchen und Euenheim beheimatet ist. „Pflege kann man nicht online lernen“, sagt Katrin Neef-Wedler, Geschäftsführerin von Cursus. Das Unternehmen kommt aus Halle (Saale), und die erfahrene Pflegepädagogin und Notfallpflegekraft weiß, wovon sie spricht: „Man muss fühlen, sehen, ausprobieren. Nur so entsteht Sicherheit im Umgang mit Menschen.“

Alle Generationen sind bei der Pflege angesprochen

Entsprechend sollen mit den Kursen alle Generationen angesprochen werden – auch jene, die sich auf den ersten Blick noch nicht in einer Pflegesituation befinden. „Aber was ist, wenn morgen bei einem Unfall der Partner zu einem Pflegefall wird?“, sagt Neef-Wedler. Entsprechend sei man im Idealfall gut vorbereitet, brauche dieses Wissen aber nie.

Zwischen den beiden Unternehmensstandorten liegen knapp 400 Kilometer – und dennoch passt zwischen das Vorhaben kein Millimeter. „Die Kurse vermitteln praxisnahes Wissen, rechtliche Orientierung und konkrete Techniken – von der häuslichen Pflege über den Umgang mit Demenz bis hin zu Fragen rund um das Lebensende“, erklärt Michael Gissinger, Geschäftsführer von Spine Base.

Wir geben Halt in Notfällen, zeigen, welche Leistungen es gibt, und helfen, das komplexe Gesundheitssystem zu verstehen.
Katrin Neef-Wedler, Geschäftsführerin von Cursus

Neef-Wedler ergänzt: „Wir geben Halt in Notfällen, zeigen, welche Leistungen es gibt, und helfen, das komplexe Gesundheitssystem zu verstehen.“ Das Angebot richtet sich an pflegende Angehörige, Ehrenamtliche und Interessierte – unabhängig von Krankenkasse, Versicherungsstatus oder Pflegesituation. Die Kosten übernehmen laut Gissinger die Pflegekassen.

Das sei gesetzlich so vorgesehen, aber kaum jemand wisse davon, fügt Neef-Wedler hinzu: „Viele werden einfach an Google verwiesen. Wir wollen, dass die Menschen vor Ort endlich echte Unterstützung bekommen.“ Die Teilnehmenden erwarten Basis- und Intensivkurse zu Themen wie Pflegerecht, Selbstfürsorge, Abschied und Neubeginn, Notfälle im Alltag oder auch Kinästhetik und komplementäre Behandlungsformen. Ergänzt wird das Angebot durch kunstpädagogische Module – etwa zur Trauerbewältigung von Kindern.

Praxisnahe und kostenfreie Angebote

„All unsere Angebote sind praxisnah, verständlich und direkt anwendbar“, betont Neef-Wedler. „Wir stärken pflegende Angehörige, Ehrenamtliche und Interessierte gleichermaßen – mit alltagsnahen Tipps, konkreten Handgriffen und einem offenen Ohr für ihre individuelle Situation.“ So sollen Vertrauen, Sicherheit und Orientierung entstehen – in einer Zeit, die oft von Überforderung oder Unwissenheit geprägt ist.

So sei auch die Nachbarin, die regelmäßig einkaufen gehe und Erledigungen übernehme, weil die befreundete Familie es einfach nicht mehr könne, eine „pflegende Nachbarin“, sagt Gissinger. Doch, so der Spine-Base-Chef weiter, „private Pflegeverantwortung muss keine Last sein – sie kann mit Klarheit, Kompetenz und Begleitung leichter gelingen.“

Neef-Wedler, die aus dem Notaufnahmebereich kommt, erlebt nach eigenen Angaben täglich, wie wichtig praktische Handlungssicherheit ist: „Viele Menschen trauen sich nicht zu reanimieren – aus Angst, etwas falsch zu machen. Dabei kann man Leben retten, wenn man weiß, wie es geht.“ Darum gehören auch Notfalltrainings zum Kursprogramm – vom richtigen Verhalten bei Brustschmerz bis zum sicheren Umgang mit Kindernotfällen.

„Pflege ist kein Zufall. Sie ist eine Fähigkeit, die man lernen kann – Schritt für Schritt“, sagt sie. Und das entlaste das gesamte System. Wenn man in der entsprechenden Situation wisse, was zu tun ist, müsse man aus Unsicherheit auch keinen Rettungswagen rufen. So werde das Pflegesystem Schritt für Schritt entlastet.

Anmelden kann man sich für die kostenfreien Pflegekurse ab Mitte Dezember über die Internetseite des Start-ups.