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Fronleichnam im Kreis EuskirchenProzessionen zu Land und auf dem Wasser – Gläubige aufm Rad

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt den Diakon, der in einer Fahrradrikscha sitzt.

In der Fahrradrikscha wurde Diakon Klaus Hövel mit der Monstranz gefahren.

Viele Hundert Gläubige waren an Fronleichnam bei Prozessionen im Kreis Euskirchen unterwegs – zu Fuß, auf dem Schiff oder mit dem Fahrrad.

Stephan Everling Rurberg/Gemünd Auch wenn sich für immer weniger Menschen der religiöse Sinn des Feiertages Fronleichnam erschließt, für gläubige Katholiken ist und bleibt es ein wichtiger Festtag. Und so hatten auch die Prozessionen, die von den verschiedenen Kirchengemeinden in der Region angeboten wurden, in diesem Jahr regen Zulauf.

Ein beliebtes Ereignis ist seit mehreren Jahrzehnten die Schiffsprozession, die alljährlich auf dem Rursee stattfindet. Rund 250 Teilnehmende fanden sich beim Hochamt im Antoniushof in Rurberg ein, von denen ein Großteil mit den Schiffen aus Einruhr und Woffelsbach gekommen war.

Gläubige mussten für Prozession am Rursee früh aufstehen

Früh aufstehen war die Devise für die Gläubigen, die sich der Prozession in Einruhr anschlossen. Bereits um 7.15 Uhr wurde das Evangelienbuch aus der Pfarrkirche St. Nikolaus getragen und zum Anleger gebracht, wo das gleichnamige Schiff der Rurseeschifffahrt wartete. Rund eine halbe Stunde fuhr es über den ruhigen Obersee, bis es an der Anlegestelle am Paulushofdamm festmachte. Die „Stella Maris“, die auf dem Rursee aus Woffelsbach kam, wurde bei ihrer Fahrt, die dagegen nur eine Viertelstunde dauerte, von mehreren Segelbooten begleitet.

Geändert werden musste der Prozessionsweg, da der Eiserbachdamm, auf dem die Gläubigen seit Jahr und Tag zum Antoniushof gehen, wegen einer Baustelle gesperrt und damit unpassierbar ist. So nahm die Prozession den alternativen, aber nicht weniger malerischen Weg rund um den Eiserbachsee, um zum Antoniushof zu gelangen, in dem der Gottesdienst stattfand.

Projektchor sorgt für musikalische Untermalung

Als Hauptzelebrant hatte der Simmerather Pastor Michael Stoffels den Regionalvikar Pater Wieslaw Kaczor aus dem Kloster Steinfeld eingeladen. Der war zum ersten Mal bei der Schiffsprozession und zeigte sich beeindruckt von der Fahrt über den See entlang der Kulisse des Nationalparks: „Eine idyllische Fahrt“, sagte er.

Für die musikalische Untermalung sorgte ein Projektchor, der sich eigens für das Fronleichnamsfest zusammengefunden hatte. Auf dem Weg und während des Gottesdienstes begleitete der Musikverein „Allzeit fröhlich“ aus Dedenborn die Prozession.

Das Bild zeigt die Prozession am Rursee. Im Hintergrund ist ein Schiff zu sehen.

Mit der „St. Nikolaus“ waren die Teilnehmer der Schiffsprozession von Einruhr nach Rurberg gekommen.

Das Bild zeigt die Fronleichnamprozession. Auch die Baustelle ist zuerkennen.

Einen anderen Weg als gewohnt nahm die Prozession wegen der Baustelle auf dem Eiserbachdamm.

Kaczor bezog sich in seiner Predigt auf den Ursprung von Fronleichnam. Er erinnerte an die Ordensfrau Juliane von Lüttich, die im Jahr 1208 in einer Vision von einem Fleck auf dem Mond träumte, was sie so deutete, dass Gott das Fehlen eines Festtages beklagte, der den Leib Christi zum Inhalt habe. So werde hier mitten in der Natur ein Dankgottesdienst gefeiert. Bei der Prozession werde gezeigt, was die Menschen trage.

„Viele leben so, als wäre alles selbstverständlich und als würde ihnen alles zustehen“, kritisierte er und erinnerte an die aktuellen Kriegsschauplätze sowie an Hunger und Verfolgung, die viele Menschen peinigten. „Hier leben wir und sind doch unzufrieden“, mahnte er Dankbarkeit an.

80 Teilnehmende bei der ersten Radprozession in Gemünd

Ein neues Angebot konnten an diesem Fronleichnamsvormittag die Gläubigen im Pastoralen Raum Hellenthal/Schleiden wahrnehmen. Mit einer Fahrradprozession waren sie einmal quer durch das Schleidener Tal unterwegs. Nach dem Start in Gemünd ging es zur Kirche nach Olef und zur Caritas in Schleiden, wo Stationen vorbereitet waren, an denen gebetet und gesungen wurde.

Dann rollte die Karawane weiter zu den Kirchen in Oberhausen, Blumenthal und Hellenthal. In der Pfarrkirche St. Anna wartete nicht nur der Abschlusssegen auf die Teilnehmer der Prozession, sondern auch mit Kaffee und Kuchen eine Stärkung nach den geradelten Kilometern.

Bei den Katholiken im Schleidener Tal wurde die neue Idee dankbar aufgenommen. Knapp 80 Teilnehmende schlossen sich der Prozession an und radelten mit Gebeten und Gesängen. Dass dabei nicht nur das Fronleichnamsfest gefeiert, sondern auch die Zusammengehörigkeit der Kirchengemeinden in Schleiden und Hellenthal gelebt wurde, blieb dabei schon fast unter dem Radar.

Während Pastor Thomas Schlütter mit Fahrradhelm und Talar auf einem Elektro-Klapprad die Strecke mitradelte, hütete Diakon Klaus Hövel die Monstranz in einer Fahrradrikscha, mit der er gefahren wurde. Organist Andreas Warler, der an den Stationen für die musikalische Begleitung sorgte, musste allerdings aufs Auto zurückgreifen, um immer rechtzeitig an den verschiedenen Altären positioniert zu sein.