Der Weilerswister CDU-Bundestagsabgeordnete Detlef Seif gewinnt erneut das Direktmandat. Auch im Kreis Euskirchen legt die AfD enorm zu.
Jahresrückblick 2025Seif verweigert im Kreishaus in Euskirchen Lucassen den Handschlag

CDU-Mann Detlef Seif (2.v.l.) schlägt die Gratulation von AfD-Politiker Rüdiger Lucassen (l.) aus.
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Wenige Sekunden nach 18 Uhr im Kreishaus: Jubel brandet in keinem Fraktionsbüro auf – auch nicht bei der CDU, die gemeinsam mit ihrer Schwesterpartei CSU die Bundestagswahl gewonnen hat. Die offenen Fragen, wer letztlich in den Bundestag einzieht, wer die Fünf-Prozent-Hürde meistert, wer nicht, welche Koalitionen möglich sind, welche nicht – all das sorgt am Abend der Bundestagswahl im Februar für eher nüchterne Reaktionen aller Beteiligten.
„Es war kein Moment des Jubels. Daran wird sich auch im Laufe des Abends nichts mehr ändern – zumindest auf die Partei bezogen“, sagt CDU-Kandidat Detlef Seif unmittelbar nach der ersten Hochrechnung. Gegen 21.15 Uhr steht endgültig fest, dass der Weilerswister, seit 2009 Bundestagsabgeordneter seiner Partei, erneut ins Parlament einziehen wird. Er erhält im Wahlkreis 91 (Kreis Euskirchen/Wesseling/Erftstadt/Brühl) mit Abstand die meisten Stimmen (38,4 Prozent).
Andrea Kanonenberg, Christian Schubert und Markus Herbrandt scheitern
Über die AfD-Reserveliste zieht Rüdiger Lucassen in den Bundestag ein. Lucassen, um den es im Vorfeld parteiintern Knatsch um die Kandidatur im Wahlkreis gab, kommt auf mehr als 18 Prozent der Stimmen – bei den Zweitstimmen wird die AfD im Wahlkreis gar zweitstärkste Partei. Einen Handschlag zwischen Seif und Lucassen gibt es auf dem Flur des Kreishauses nicht. Diesen lehnt Seif mit deutlichen Worten ab: „Ich möchte nicht mit Ihnen auf einem Foto sein“, sagt der Weilerswister.
Andrea Kanonenberg (SPD), Christian Schubert (Grüne) und Markus Herbrand (FDP) ziehen als Spitzenkandidaten ihrer Parteien nicht in den neuen Bundestag ein. Für den Gemünder Herbrand endet damit die Zeit als Abgeordneter – seit 2017 hat er dem Bundestag angehört. Die FDP fliegt aus dem Bundestag, auch sonst hätte es für Herbrand mit Platz zwölf auf der FDP-Landesliste kaum für den Wiedereinzug ins Parlament gereicht. „Die Ampel hat uns und anderen geschadet. Die Schuld dafür müssen alle Beteiligten bei sich suchen“, sagt Herbrand: „Wir konnten den Rückstand im Endspurt nicht mehr aufholen.“
Mit der Wahl endet auch die Akkordarbeit in den Rathäusern des Kreises. Der Grund: Stimmzettel für die vorgezogene Bundestagswahl mitten in der Karnevalsession können erst am 6. Februar ausgeliefert werden. Allein bei der Stadt Euskirchen werden innerhalb weniger Tage gut 10.000 Briefwahlunterlagen verschickt. Wegen der Wahl wird in Euskirchen der Tollitätenempfang im Rathaus verschoben, weil der Ratssaal anderweitig genutzt wird.

