Wegen der fehlenden Wasserabgabe aus dem Obersee sinkt trotz der aktuellen Niederschläge der Wasserspiegel in der Rurtalsperre kontinuierlich.
TrockenheitSeit Wochen fließt kein Wasser mehr aus dem Obersee in die Rurtalsperre

Knochentrockener Überlauf am Paulushofdamm in Rurberg: Schon seit mehr als sechs Wochen läuft kein Wasser mehr von Obersee in die Rurtalsperre.
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Es ist wohl der Klimawandel, der zunehmend seinen Tribut fordert. Die Ergebnisse dieser fatalen Entwicklung sind sozusagen auch vor unserer Haustür zu besichtigen. Zum Beispiel an der Rurtalsperre: Hier, wo ansonsten der Obersee in den Rursee abfließt, ist Trockenheit pur zu besichtigen. Und das schon mehr als sechs Wochen lang, wie Marcus Seiler, der Pressesprecher des federführenden Wasserverbands Eifel-Rur (WVER) in Düren, auf Anfrage unserer Zeitung deutlich macht. Denn bereits seit Fronleichnam ist demnach der Obersee nicht mehr in den Hauptsee abgeflossen. Der Obersee wird bei Einruhr in der Hauptsache von der Rur und den kleinen Bächen Erkensruhr und Sauerbach gespeist.
Im Rursee treten immer größere Felsformationen an die Oberfläche
„Das bedeutet“, rechnet Seiler das Resultat des ausbleibenden Überlaufs vor, „dass der Wasserspiegel des Obersees dann unter 279,6 Meter über Normalnull (NN) liegt.“ Das hätten die hauseigenen „Mengenwirtschaftler“ offengelegt. Und dies lässt klar erkennen: Die Betonrinne des Überlaufs vom Obersee in die Rurtalsperre am Paulushofdamm in Rurberg, nicht weit von der Schiffsanlegestelle zur Urftstaumauer entfernt, ist – auch trotz der anhaltend starken Niederschläge gerade wieder an diesem Wochenende – sozusagen „trockengefallen“, wie es der Verbandssprecher formuliert.
Unter den wegfallenden Zuflüssen von der oberen Rur, die im Hohen Venn entspringt, leidet naturgemäß auch die Rurtalsperre. Deren Wasserspiegel sinkt kontinuierlich, wie zwischen Rurberg und Schwammenauel zu beobachten ist: Immer größere Felsformationen treten an die Oberfläche.

So sieht die Situation am Überlauf bei normalem Wasserstand aus.
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Die Talsperrenbetreiber müssen sicherstellen, dass der untere Verlauf der Rur in Richtung Düren und Jülich weiterhin trotz der Mangelsituation mit einem ausreichend hohen Wasserpegel gespeist wird. Der Fluss wird demnach aus dem Rursee und dem Urftsee versorgt – und damit derzeit unabhängig vom Obersee.
Marcus Seiler: „Das Mischungsverhältnis der beiden Wasserquellen richtet sich auch nach den jahreszeitlichen Gegebenheiten und der Witterung. Das führte dieses Jahr dazu, dass ab Mitte Juni die Rur zu 100 Prozent aus Rurseewasser gespeist wurde.“ Nun jedoch werde der Fluss immerhin wieder mit einem Anteil von 15 Prozent Wasser auch aus dem Urftsee gespeist.
Das Frühjahr brachte wenig Wasser in die Talsperren
Das bedeutet im Moment: Pro Sekunde werden ab dem Staubecken Obermaubach in der Gemeinde Kreuzau fünf Kubikmeter Wasser in die Rur abgelassen, somit 18.000 Kubikmeter pro Stunde und 432.000 Kubikmeter am Tag.
Seiler fasst zusammen: „Wenn der Obersee nicht überläuft, ist es natürlich so, dass auch die Rurtalsperre nicht ansteigt, sondern absinkt. Das ist zunächst einmal ein normaler Vorgang für die Jahreszeit.“ Die unterdurchschnittlichen Talsperrenstände erklärten sich vor allen Dingen dadurch, dass es ein recht trockenes Frühjahr gegeben habe, das noch vor dem Aufwachsen der Vegetation wenig Wasser in die Talsperren gebracht habe.
Vergangenes Jahr sei dies anders gewesen. 2024 sei demnach das Frühjahr sehr feucht gewesen, so dass „wir viel Wasser ernten konnten“. Seinerzeit drohte sogar die immer recht leere Wehebachtalsperre bei Stolberg-Schevenhütte seit rund 25 Jahren erstmals wieder in den Hochwasserschutzraum einzustauen, erinnert sich Seiler.
Wer die jeweils aktuellen Mischungsverhältnisse von Rursee- und Urftseewasser für den Unterlauf der Rur mitverfolgen möchte, für den hat WVER-Sprecher Marcus Seiler einen Hinweis parat: Diese seien auf der Homepage des Verbandes zu finden. Sein Fazit: „Die langfristige Wasserversorgung aus den Talsperren ist nicht gefährdet.“