SilvesterfeuerwerkBeim Böllern gehen die Meinungen im Kreis Euskirchen weit auseinander

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Feuerwerk mit Raketen über Zülpich vor der Silhouette der Landesburg.

In Zülpich dürften der Landesburg in der Silvesternacht die Böller wieder um die Türme fliegen.

Einige Händler verzichten auf den Verkauf von Silvesterfeuerwerk. Es gibt aber auch Kunden, die viel Geld für Raketen und Knaller ausgeben.

Die Diskussion gehört zu Silvester wie Dinner for one. Böllern oder zum Wohle der Umwelt, der Tiere und des Geldbeutels darauf verzichten? Der Nabu im Kreis Euskirchen hat – wenig überraschend – eine eindeutige Meinung dazu. „Es sollten nur Sektkorken knallen“, sagt Günter Lessenich, der Pressereferent des Nabu im Kreis Euskirchen mit Blick auf die Umwelt.

Die Feinstaubbelastung liege in der Silvesternacht deutlich über dem Durchschnitt. Zudem würden rund um Silvester jede Menge Treibhausgase freigesetzt, heißt es in der Pressemitteilung des Naturschutzbunds. „In Deutschland so viele, dass sie etwa dem Äquivalent von 500 bis 600 Flügen von München nach New York entsprechen“, schreibt der Nabu.

In der Silvesternacht geschehe es häufig, dass Vögel, Igel oder Siebenschläfer unter Autos oder an Glasfassaden sterben. „Unzählige Tiere werden aus der Winterruhe gerissen und sind oft über Tage in Panik oder verstört. Durch die Panik steigt der Energieverbrauch, der im Winter nicht durch Nahrungsaufnahme kompensiert werden kann“, so Lessenich. Von verängstigten Hunden, Katzen oder Pferden ganz zu schweigen.

Gemünder Kaufmann bekommt positives Feedback für Knaller-Boykott

Das war auch der Grund für den Gemünder Rewe-Kaufmann Thomas Okon, in seinem Markt auf den Verkauf von Silvesterfeuerwerk zu verzichten. „Wer selbst Haustiere hat, kann das sicher verstehen“, sagt Okon, der sein Zuhause mit einer Katze teilt. „Außerdem ist mir das Thema Nachhaltigkeit wichtig – das haben wir bereits beim Bau des Rewe-Marktes hier in Gemünd berücksichtigt.“

Thomas Okon stellt am Eingang seines Supermarkts ein Schild mit einem Hund und einer Katze auf, das darauf hinweist, dass dort keine Feuerwerkskörper verkauft werden.

Der Gemünder Rewe-Kaufmann Thomas Okon hat sich in seinem Markt gegen den Verkauf von Silvesterfeuerwerk entschieden – aus Gründen des Tierschutzes und der Nachhaltigkeit.

Am Eingang des erst im November neu eröffneten Marktes hat Okon ein Transparent aufgestellt, das darauf hinweist, dass dort kein Feuerwerk verkauft wird. „Es hat dafür sehr viel positives Feedback gegeben“, freut sich Okon: „Sowohl von den Kunden hier vor Ort als auch über Social Media. Ich stehe voll hinter der Entscheidung und freue mich, dass viele diese Meinung teilen“, so der Gemünder. Sogar aus Ostdeutschland habe er Zuspruch erhalten.

Auch andere Händler, die früher am Verkauf von Böllern und Raketen verdienten, haben inzwischen ihre Haltung geändert. „Bereits seit drei Jahren verzichten wir aus Gründen der Nachhaltigkeit auf den Verkauf von Feuerwerk“, erklärt eine Mitarbeiterin des Kaller Obi-Markts.

In Bad Münstereifel gilt ein generelles Feuerwerks- und Böllerverbot

In Bad Münstereifel sollte es relativ ruhig zugehen. Der Grund: Für die historische Altstadt gilt ein generelles Feuerwerk- und Böllerverbot. Zudem ist gesetzlich untersagt, Feuerwerkskörper in der Umgebung von Fachwerkhäusern, Kirchen und Altenheimen zu zünden. Die Stadt verweist deshalb darauf, dass das für alle Stadtteile gilt, die eine entsprechende Bebauung aufweisen. Wer sich daran nicht halte, muss mit einer Geldbuße von bis zu 50.000 Euro rechnen, heißt es seitens der Stadtverwaltung.

Ein Mann, dessen Gesicht nicht zu sehen ist, zeigt das Silvesterfeuerwerk, das er gekauft hat..

Etwa 150 Euro investierte dieser Euskirchen im Gewerbepark an der Georgstraße in seine Silvesterböller.

Auch die Stadt Euskirchen verweist in einer Pressemitteilung darauf, dass sowohl in der Kernstadt als auch in den Ortsteilen in der Nähe von Kirchen, dem Krankenhaus, Senioreneinrichtungen sowie „besonders brandempfindlichen Gebäuden und Anlagen“ kein Feuerwerk abgebrannt werden dürfe – wenn auch recht schwammig.

Stadt Euskirchen weist auf Pflicht zum Saubermachen hin

Der Annaturmplatz befindet sich in der Nähe der Martinskirche. Darf da nun geböllert werden oder nicht? Das lässt die Stadt offen. Dafür gibt es einen weiteren, klaren Hinweis: „Wer ausgiebig Gebrauch von Böllern und Silvesterraketen macht, sollte anschließend an das Saubermachen des öffentlichen Raums denken. Versucher von Verschmutzungen von Straßen und Bürgersteigen sind hierzu verpflichtet“, heißt es in der Pressemitteilung.

Am Gewerbepark an der Georgstraße in Euskirchen investiert der eine oder andere ordentlich in Böller. Sergei Krastschov hat nach eigenen Angaben etwa 150 Euro in Raketen und Kracher investiert. In diesem Jahr sei es etwas mehr, weil er Besuch aus Frankreich habe.

Markus Seidel ist mit Sohn Noah unterwegs. Während der Sechsjährige auf Knallteufel spekuliert, interessiert sich der Vater für die Böllerbatterien. „Ich habe den stillen Jahreswechsel in der Pandemie auch genossen, aber aus persönlichen Gründen möchte ich es dieses Jahr krachen lassen“, sagt der 35-Jährige.


Zwölfjähriger in Hellenthal Feuerwerkskörper-Diebstahl erwischt

Am Donnerstag ist nach Angaben der Euskirchener Polizei gegen 14.25 Uhr in Hellenthal ein zwölfjähriger Junge bei einem Diebstahl von Feuerwerkskörpern in einem Supermarkt an der Rathausstraße erwischt worden. Der Junge hatte im Verkaufsraum die Verpackung von einem Jugendfeuerwerk geöffnet und mehrere einzelne Feuerwerkskörper entnommen.

Im Kassenbereich sprach ein Mitarbeiter den Jungen auf den Diebstahl an, woraufhin dieser die Feuerwerkskörper aushändigte. Laut Polizei wurde das Kind einem Erziehungsberechtigten übergeben. (tom)

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