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Übung des DRKWie die Wasserretter auf dem Rursee trainieren

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Kerstin von den Driesch trägt neben der DRK-Kleidung eine Rettungsweste. Sie steht am Ufer des Rursees an einem Rettungsboot, das von einem Anhänger zu Wasser gelassen wird.

Das Wassern der Boote war in dem seichten Wasser nicht ganz so leicht. Dennoch war Übungsleiterin Kerstin von den Driesch mit dem Verlauf des Trainings der Rotkreuz-Kräfte am Rursee zufrieden.

Die Baustelle in Rurberg machte das Training für die Wasserwacht nicht einfacher. Aber auch im Ernstfall müssen Hindernisse bewältigt werden.

Eine ziemlich ausgetrocknete Talsperre, heftige Engpässe durch die Promenaden-Baustelle am Rurberger Ufer des Rursees: Kerstin von den Driesch, Technische Kreisleiterin der DRK-Wasserwacht Monschau, und ihr Kollege Jochen Nießen machten keinen Hehl daraus, dass die Rahmenbedingungen der Großeinsatzlage, die das Szenario für die Übung bildete, alles andere als ideal waren. Rund 80 Kräfte der Wasserrettungseinheiten des DRK aus dem Kreis Euskirchen, der Städteregion Aachen, aus dem Rhein-Erft- und Rhein-Sieg-Kreis sowie Bonn probten ihre Abläufe. 20 Verletzten-Darsteller sorgten dafür, dass alles möglichst realistisch aussah.

Bevor die Kräfte der DRK-Wasserwacht ihre Gespanne bis ins Wasser steuerten und die Boote von den Anhängern herunterlassen konnte, musste eine große Ehrenrunde durch ganz Rurberg gedreht werden. „Im Ernstfall können wir uns das Szenario auch nicht aussuchen“, macht Kerstin von den Driesch deutlich.

Da müsse hingenommen werden, was an Beeinträchtigungen und Überraschungen vorgefunden werde. Dieses Mal konnten hier und da störende Hindernisse kurzerhand abgeschraubt werden, etwa ein Verkehrsschild direkt an der Zufahrt zur Slipanlage neben dem Paulushof. Improvisation ist alles – und auch ein realistisches Übungsdetail.

Darsteller boten den Rettern einen bunten Strauß von Verletzungen

Als nach einigem Rangieren endlich die Rettungsboote der Rotkreuz-Einsatzkräfte zu Wasser gelassen waren, ging es Schlag auf Schlag in Richtung Einsatzstelle. In einer Bucht gegenüber dem Fuchsloch in Rurberg machten gestrandete Opfer durch gellende Schreie und verwirrt klingende Rufe auf sich aufmerksam. Die 18-köpfige Gruppe von Kindern und Begleitern, darunter ein Rollstuhlfahrer und Hund Dillon, hatte sich am Rursee zu einem Campingwochenende getroffen. Fürchterlich schief ging der Versuch, mit einer Spraydose das Grillfeuer schneller ans Laufen zu bekommen.

Im Rahmen einer Übung des DRK sorgen zahlreiche Verletztendarsteller für ein realistisches Szenario.

Um einen Rollstuhlfahrer, eine Gruppe Kinder und Jugendlicher sowie einen Hund mussten sich die Retter im Rahmen der Übung kümmern.

Vier Helfer des DRK, drei davon in normaler Einsatzkleidung, einer im Taucheranzug, stehen an einem Rettungsboot, das auf einem Anhänger hinter einem Einsatzfahrzeug liegt.

Mit dem Boot „Lucky Duck“ waren Oliver Rütz (v.l.), Daniel Schumacher, Marius Dovern und André Mertes vom Kreisverband Euskirchen dabei.

Infolge der Verpuffung erlitten einige Teilnehmer des Wochenendes Brandverletzungen, andere stürzten in Panik und zogen sich Knochenbrüche zu. Wieder andere waren mit einem Schlauchboot gekentert, sie mussten von Rettungsschwimmern aus dem Wasser geholt und teils reanimiert werden. Es bestand Unterkühlungsgefahr. Als ob das nicht schon genug gewesen wäre, klagten andere Teilnehmer über Bauchschmerzen, sie hatten wohl Verdorbenes gegessen. Dazu hatten die Organisatoren der Übung auch ein Grüppchen ins Drehbuch geschrieben, das allzu intensiv dem Alkohol zugesprochen hatte.

Euskirchener DRK erhielt nach der Flut ein neues Rettungsboot

Nachdem die Rotkreuzler mit ihren fünf Booten im Pendeldienst von der Unfallstelle wieder zum Rurberger Nationalparktor zurückgekehrt waren, wurden die Verletzten mit Krankentransport- und Rettungswagen zum gegenüberliegenden Paulushofdamm gebracht. Dazu zählten auch Regine Reim aus Schmidt und Nelson Rizgalla, die es nicht so schlimm erwischt haben sollte. In wärmende Rettungsdecken gehüllt, kamen sie bald wieder zu Kräften.

Zu den Teilnehmern der Übung gehörten auch Oliver Rütz, Daniel Schumacher, Marius Dovern und André Mertes vom DRK-Kreisverband Euskirchen. Ihr Boot, die „Lucky Duck“, ist noch recht neu. Nach der Flut 2021 wurde das damals 34 Jahre alte Gefährt ersetzt. Im Sommer sind die Einsatzkräfte in der Regel am Kronenburger See im Wachdienst eingesetzt, zudem auf dem Zülpicher See. Darüber hinaus rücken sie auch bei Veranstaltungen entlang des Rheins zwischen Köln und Bonn aus. Jeder von ihnen kann das Boot steuern, das gehörig Tempo aufnehmen kann.

Ihre Sanitäter-Grundausbildung half entscheidend, die angenommenen Verletzungen der in Mitleidenschaft gezogenen Mitglieder der Feierrunde in der kleinen Rursee-Bucht zu behandeln. Die befindet sich gleich gegenüber der Anlage des Euskirchener Wasser- und Skisport-Vereins (WSV).

Im Rahmen der Ersten Hilfe wurden die Opfer gleich vor Ort behandelt. Weiter ging die Verletztenbetreuung dann durch den Rettungsdienst an Land. Alles lief wie am Schnürchen, die Übungsleiter waren angetan, welche Leistungen ihre Einsatzkräfte an den Tag legten. Dazu gehörte auch der Wassergang der Tauchergruppe des DRK-Wasserrettungszugs, um im Eiserbachsee eine vermisste Person zu suchen.


Auch überörtlich im Einsatz

Der Wasserrettungszug des DRK Nordrhein kann im Zuge des NRW-Katastrophenschutzes auch bei überörtlichen und landesweiten Hilfeleistungen, insbesondere bei Hochwasserlagen, zum Einsatz kommen. Er besteht aus 48 Kräften, darunter Führungstrupp, Tauchergruppe, drei Boots- sowie einer Logistikgruppe. Bei Bedarf lässt sich die Einheit durch Komponenten für Luftrettung erweitern.

Zu den Kernaufgaben gehören die Evakuierung, die Versorgung der Bevölkerung in überschwemmten Gebieten, die Deichsicherung und die Unterstützung bei der Bergung wassergefährdender Stoffe.

Eine Einsatzeinheit im Katastrophenschutz besteht aus 33 Kräften in Führungstrupp, Sanitätsgruppe, Betreuungsgruppe sowie dem Trupp Technik und Sicherheit. Durch diesen Aufbau kann die Zusammensetzung der Einheit an die Einsatzanforderungen und Aufgaben angepasst werden.