Spezielle HelmeWeilerswister Feuerwehr übt Einsatz mit Hochwasserboot

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Bei der Übung mit der DLRG sollten die Rettungskräfte der Feuerwehr Weilerswist die Rettung von im Wasser treibenden Personen simulieren.

Bei der Übung mit der DLRG sollten die Rettungskräfte der Feuerwehr Weilerswist die Rettung von im Wasser treibenden Personen simulieren.

Die Weilerswister Feuerwehr hat erstmals den Einsatz ihres Hochwasserboots geübt. Dafür war sie auf dem Zülpicher See.

Die schrecklichen Bilder der Flutkatastrophe im Juli 2021 werden den Betroffenen und Helfern wohl noch sehr lange in Erinnerung bleiben. Während die Schäden in den Innenstädten und Privathäusern langsam Stück für Stück beseitigt werden, hat nun auch die Feuerwehr Weilerswist einen weiteren Schritt unternommen, um bei künftigen Horrorszenarien dieser Art effektiver Hilfe leisten zu können.

„Nach dem Hochwasser haben wir zusätzlich zu dem bereits vorhandenen Schlauchboot ein Hochwasserboot aus Hartplastik zur Verfügung gestellt bekommen“, erklärte Gemeindebrandinspektor Jürgen Schmitz: „Mit der Unterstützung der DLRG wollen wir uns mit dem praktischen Umgang des neuen Geräts bei der Wasserrettung vertraut machen.“

Weilerswister Feuerwehr übt auf dem Zülpicher See

Zu diesem Zweck hatten sich die Einsatzkräfte nun am Zülpicher Wassersportsee versammelt, um unter kontrollierten Bedingungen zu üben – das erste Mal seit der Flut, das erste Mal, seit das Boot im Besitz der Gemeinde ist. Und das ist schon mehr als zwölf Monate lang der Fall.

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Rund eine Stunde dauerten die theoretischen Einweisungen, bei denen René Loben von der DLRG unter anderem die Verwendung spezieller Sicherheitshelme erläuterte: „Für die Feuerwehr besteht bei jedem Einsatz Helmpflicht. Die bei Rettungs- und Brandbekämpfungseinsätzen verwendeten Helme eigenen sich im Gewässer jedoch nicht“, so der stellvertretende Leiter der DLRG-Ortsgruppe Euskirchen: „Einmal mit Wasser vollgelaufen, können sich die Einsatzkräfte durch das zusätzliche Gewicht mit den Kinnriemen selbst erdrosseln.“

Spezielle Einsatzhelme für die Feuerwehr

Bei den speziellen Einsatzhelmen, deren Oberschale sich in einem solchen Fall selbstständig löst, könne das Wasser hingegen auch an der Oberseite ablaufen. „Die Helme gehen dabei zwar kaputt, können aber Leben retten“, so Loben. Nach dem theoretischen Part ging es für die Mitglieder aus den unterschiedlichen Löschgruppen der Gemeinde auf den See. Dort sollte die Rettung von in Not geratenen Personen bei einem Hochwasser simuliert werden.

„Im vergangenen Jahr haben wir bereits mit der Feuerwehrleitung eine ähnliche Übung durchgeführt, heute ist der Rest der Truppe an der Reihe“, erklärte René Loben. Drei Mitglieder des DLRG stürzten sich zu diesem Zweck immer wieder in das etwa vier Grad kalte Wasser, um sich von den Einsatzkräften retten zu lassen.

Weilerswister Feuerwehr will auf dem Rhein üben

Sowohl der technische Umgang mit dem Boot als auch das für alle Beteiligten sichere Einholen der betroffenen Personen wurde dabei mehrfach wiederholt. „Für die ersten Übungsstunden ist ein stehendes Gewässer wie der Zülpicher See der optimale Ort. Es geht erst einmal um die Grundlagen, das handhaben wir bei der DLRG genauso“, so Loben.

Weitere Probeeinsätze dieser Art sollen aber noch in diesem Jahr folgen. „Mit den Kollegen aus Bonn wollen wir in den kommenden Monaten Einsätze im Rhein organisieren. Das kommt dann einem tatsächlichen Hochwassereinsatz schon deutlich näher“, sagte Wehrleiter Schmitz.

Das Besondere an dem Boot: Es hat Räder. Dadurch sei das Wassern einfacher, und es könne auch bei niedrigem Wasserstand genutzt werden, indem es geschoben werde, erklärte Schmitz. Stationiert ist das Boot, das er liebevoll als „Vollplastikwanne“ bezeichnet, bei der Löschgruppe in Lommersum. „Da war einfach der nötige Platz vorhanden“, so der Weilerswister Wehrleiter.


Was kostet die Weilerswister Feuerwache?

Was kostet eine Feuerwache? 5, 15 oder gar 25 Millionen Euro? Fragt man Markus Stark vom gleichnamigen Architekturbüro, ist die Antwort darauf alles andere als leicht. „Das hängt von der Ausstattung, dem Baumaterial, der Energiequelle und und und ab“, erklärte der Architekt in der Sondersitzung des Gemeinderates in Weilerswist.

Der Experte ließ sich noch nicht einmal zu einer groben Schätzung hinreißen. Was bei den Politikern teilweise für Kopfschütteln sorgte. Der Grund: Die Gemeinde will am Donnerstag im Haupt- und Finanzausschuss den Haushaltsentwurf einbringen.

„Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie ich über einen Haushalt beraten soll, wenn ich nicht weiß, mit welcher Summe wir alleine für die Feuerwache kalkulieren müssen“, sagte Uwe Wegner, Fraktionsvorsitzender der UWV. Damit sprach er den anderen Parteien aus der Seele.

Alexander Eskes, Kämmerer und Erster Beigeordneter der Gemeinde, hatte vor drei Wochen auf Anfrage dieser Redaktion die Summe 16 Millionen in den Raum gestellt – ohne Grunderwerb, dafür mit einer Rettungswache, die vom Kreis Euskirchen betrieben wird und für die der Kreis beispielsweise eine monatliche Miete zahlt. Geplant ist die Wache in Modulbauweise.

CDU in Weilerswist rechnet mit Kosten in Höhe von 25 Millionen Euro

Dino Steuer, Fraktionschef der CDU, rechnet damit, dass die Kosten deutlich höher als 16 Millionen Euro liegen werden. Nach eigenen Angaben kalkuliert er mit etwa 25 Millionen. Entsprechend hat die CDU den Antrag gestellt, dass die Gemeinde prüfen soll, was eine Sanierung der bestehenden Feuerwache in Weilerswist und des Gerätehauses in Vernich kosten würde.

Die beiden Wachen sollen nämlich in der neuen Feuerwache gemeinsam eine Heimat finden. Geplant ist sie an einem Grundstück an der Ecke K 11/L 163n.

Nach Angaben von Wehrleiter Jürgen Schmitz hat sich die Feuerwehr dafür ausgesprochen, die An- und Abfahrt über die K 11 zu gewährleisten. Zudem soll der asphaltierte Wirtschaftsweg in der Verlängerung des Heimbacher Wegs ertüchtigt werden, damit die Feuerwehrleute auch am Sportplatz vorbei zur Feuerwache gelangen können.

Unabhängig von Sanierung oder Neubau dürfte bereits klar sein, dass in die Wache Weilerswist investiert muss. Allein schon deshalb, weil sich 40 Feuerwehrleute eine Toilette teilen.

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