Mundart-FestivalIm Kreis Euskirchen wird wieder Eifeler Platt jekallt un jesunge

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Eine Gruppe von Menschen steht vor einem roten Theatervorhang, einige halten Plakate in den Händen.

Mit viel Vorfreude sehen die Organisatoren, Sponsoren und Teilnehmer dem Festival „Mer kalle Platt“, entgegen, das vom 17. August bis 15. Oktober im Kreis Euskirchen stattfindet.

Das Festival „Mer kalle Platt“ geht in die zweite Auflage. 17 Veranstaltungen sind zwischen August und Oktober im Kreis Euskirchen geplant.

Et jeiht at wedde loss: Die zweite Auflage des Festivals „Mer kalle Platt“, das sich der Pflege der Eifeler Mundart widmet, startet bald. Vom 17. August bis zum 15. Oktober stehen 17 Veranstaltungen auf dem Programm. Eingefleischte Eifeler und alle, die es werden wollen, haben die Gelegenheit, altgewohnten Sprachklang zu genießen oder aber auch Neues zu entdecken.

„Ich komme mir vor, als stünde ich in der Bütt“, sagte Iris Poth, Geschäftsführerin der Nordeifel-Touristik, bei der Vorstellung des Programms. Beruflich spricht sie eher Hochdeutsch, aber privat benutzt sie auch Platt, bekannte sie. Auch die Städte und Gemeinden hätten sich an der Organisation des Programms beteiligt.

Im vergangenen Jahr hat das Festival zum ersten Mal mit fünf Veranstaltungen stattgefunden. Ins Leben gerufen wurde es von dem Musiker Günter Hochgürtel und Landrat Markus Ramers. „Ich war im Saarland unterwegs, und da sprechen die Leute mehr Platt als in der Eifel“, sagte Hochgürtel. Sein 24-jähriger Sohn gebrauche mehr englische Vokabeln als Mundart-Ausdrücke aus der Eifel. „Mit meinen Kindern habe ich kein Platt gesprochen“, gab der Musiker zu.

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Akzeptanz für Mundart schwindet im Kreis Euskirchen

Allgemein sei die Akzeptanz der Mundart geringer geworden. „Was noch an Mundart da ist, sollte man zusammenfassen und positiv besetzen, dann sind die Grundlagen da“, fordert Hochgürtel. Ab und zu könnten auch in Schulen Unterrichtsstunden auf Platt abgehalten werden.

„Eifeler Platt ist keine einheitliche Sprache“ sagte Landrat Markus Ramers, als Freilinger mit dem örtlichen Idiom vertraut. In „Drommer“ (Dreiborn) höre es sich zum Beispiel anders an als bei ihm im Dorf. Eifeler Platt sei Vielfalt, Tradition, bedeute aber auch Identität. „Ich hoffe, dass die Lebensfreude, die die Eifeler Mundart ausdrückt, aufgenommen wird“, warb er für die Idee.

Als Hürtgenwalder bringe er einen anderen Zungenschlag mit, sagte Stefan Meisberger, Allgemeiner Vertreter des Nettersheimer Bürgermeisters. Das Platt drücke Heimatgefühl aus, und dies mache die Eifel aus. „So können wir die Identifikation mit der Heimat auch den jüngeren Leuten mitgeben“, sagte Meisberger. Ein Leitbild in Eifeler Platt hatte sich die VR-Bank Nordeifel gegönnt, die auch in diesem Jahr als Sponsor aktiv ist. „Wenn wir in der Bank Dinge auf den Punkt bringen wollen, gleiten wir ins Platt ab“, so der Vorstandsvorsitzende Marc Heister.

Der bekannteste Mundartsprecher aus dem Kreis ist natürlich auch dabei

Die Kinder würden heute keine Mundart mehr sprechen, so dass sie in einigen Jahrzehnten auszusterben drohe. Sein Schwiegervater sei aus Dreiborn und habe immer gesagt: Als sie aus der Schule gekommen seien, hätten sie alles gekonnt, aber kein Hochdeutsch. „Wir müssen das in die Schulen tragen“, forderte Heister.

Fast einen sprachwissenschaftlichen Beitrag lieferte der derzeit wohl sachkundigste und bekannteste Mundartsprecher im Kreis, der Journalist und Diakon Manfred Lang. Eifeler Platt sei linguistisch gesehen eine ripuarische limburgische Mundart, die zu den mittelfränkischen Sprachen zähle.

Dabei gebe es unterschiedliche Varianten, wie zum Beispiel die Sprachinsel Dreiborn, die eine kommunale Sprachblase sei und keine eigenständige Sprache. Unterschiede gebe es auch in der Verwendung des Endungs-r, das zum Beispiel in Wolfert verschwinde, im nahen Udenbreth (Ogdebrett) aber als „ch“ gesprochen werde.

Ein Beispiel für selbstbewussten Gebrauch der Eifeler Mundart lieferte Hochgürtel, der erzählte, wie er einmal gefragt worden sei, ob er denn kein Hochdeutsch könne. „Da habe ich geantwortet: Ich kann zwar Hochdeutsch, aber Du kannst kein Platt“, so der Musiker. In Zukunft soll das Mundartfestival im Wechsel mit der Reihe „Nordeifel Mordeifel“ stattfinden, kündigte Iris Poth an. Dajö!

Mehr Infos zum Festival auch im Internet: www.nordeifel-tourismus.de


Festival-Programm mit 17 Veranstaltungen im Kreis Euskirchen

  • Wanderungen, Lesungen und MusikDas Festival beginnt am 19. August, 19 Uhr, mit der Veranstaltung „Et jeht loss“. Mit dabei sind Günter Hochgürtel, Manfred Lang, der Theaterverein „Lampenfieber“ aus Niederelvenich und der Poetry-Slammer Julius Esser.
  • Bereits zwei Tage vorher, am 17. August, 18 Uhr, bietet Manfred Lang im Bad Münstereifeler Ratssaal eine Nachhilfestunde auf Eifeler Platt an. Sie wird am 24. und 31. August wiederholt.
  • Zu einem Konzert der Bergkapelle Mechernich am 20. August gibt es im Bergbaumuseum ab 13 Uhr Führungen durch die Grube Günnersdorf auf Mundart.
  • Mit Wanderführer Georg Gerhards geht es am 20. August und am 3. September, jeweils um 14 Uhr, über die Dreiborner Hochfläche. Zum Abschluss gibt es Eifeler Spezialitäten im Café Kupp.
  • Ein Mundartkonzert geben der Gitarrist „Einfach Thomas“ und das Susanne-Riemer-Duo am 25. August, 20 Uhr, im Barfuß- und Generationenpark Schmidtheim, bei schlechtem Wetter im Musikcafé.
  • Ein Live-Hörspiel auf Platt bietet der Kulturhof Velbrück in Metternich am Freitag, 25. August, ab 19.30 Uhr an.
  • Mit „Lendens Jerett“ aka Köhlermeister Gerd Linden kann man am Sonntag, 26. August, sowie am Sonntag, 17. September, jeweils um 13.30 Uhr, von Wolfgarten nach Gemünd wandern, mit Eifeler Brotzeit in der Jugendherberge.
  • Ein Workshop für Kinder findet am Sonntag, 27. August, 14 Uhr, in der Gesamtschule Eifel in Nettersheim statt. Ebenfalls am 27. August, 11 Uhr, wird eine Wanderung um die Burg Reifferscheid geboten.
  • Am Mittwoch, 30. August, 20 Uhr, gibtes einen buntenn Abend unter demTitel „„Blues mr jet“ im Siechhaus Zülpic.. „Verzällche op Platt un Musick“mit Günterr Hochgürtel folgen am Donnerstag, 31. August, 15 Uhr, im Bürgerhaus Freilingen.
  • Eine Krimilesung mit Musik von Ralf Kramp und Martin Sina beginnt am Donnerstag, 21. September, um 18.15 Uhr, in der Stadtbibliothek Euskirchen. Am Samstag, 23. September, 14 Uhr, gibt es eine Wanderung rund um Olef mit Eifeler Kaffeetafel.
  • Eine Talkrunde mit Stefan Pütz, Schmied aus Sistig, und Manni Lang folgt am Donnerstag, 28. September, 19.30 Uhr, bei Papstar in Kall. Die Veranstaltung wird von Günter Hochgürtel musikalisch begleitet.
  • Mit der „Kirmes om Dörp“ und einem Auftritt der Mundartband „Wibbelstetz endet die Reihe am 15. Oktober.
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