Barrierefreier TourismusWarum die Nordeifel noch attraktiver werden muss

Lesezeit 4 Minuten
Eine Gruppe Menschen ist im Halbkreis zusammen.

Die Ausstellung zum Thema „Barrierefreier Tourismus“ wurde im Foyer der Ausstellungen in Vogelsang eröffnet.

Barrierefreiheit als Chance: Eine Fotoausstellung zum Thema ist nun in Vogelsang zu sehen.

Das Thema Barrierefreiheit ist für die Tourismusregion Eifel von großer Bedeutung. Deshalb wird im Rahmen des Projekts „Barrierefreier Tourismus 2.0 in der Erlebnisregion Nationalpark Eifel“ unter der Federführung des Naturparks Nordeifel seit 2021 daran gearbeitet, die Region für barrierefreies Reisen noch attraktiver zu machen.

Mit der Eröffnung der Fotoausstellung „Barrierefreier Tourismus: Blick durch die Linse in den Naturpark Nordeifel“ wurde das Projekt nun am Montag abgeschlossen. Der Naturpark hatte sich mit seinen touristischen Partnern sowie Gastronomie- und Unterkunftsbetrieben in den vergangenen Jahren auf den Weg gemacht, das barrierefreie Angebot in der Region weiterzuentwickeln. Im Rahmen des Projekts wurden nach Angaben der Koordinatorin Lea Schenkelberg mehr als 50 Anbieter aus den Bereichen Museum, Ausstellung und Kultur, Gastronomie, Beherbergung, Ausflugsziele sowie Wander- und Radwege beraten.

Über 30 Betriebe aus der Nordeifel sind zertifiziert

Mehr als 30 Betriebe wurden nach den Kriterien von „Reisen für Alle“ zertifiziert. Ferner wurden Barrierefrei-Koordinatorinnen in den touristischen Arbeitsgemeinschaften ausgebildet und umfangreiches Foto und Videomaterial zum Thema produziert, das nun für das Marketing zur Verfügung steht. Gemeinsam mit der Tourismuswerkstatt Eifel wurden zwei Seminare für Counterkräfte und touristische Leistungsträger zum Thema Barrierefreiheit durchgeführt. Schließlich wurden in drei Workshops „Barrierefreie Reise-Inspirationen“ entlang der touristischen Servicekette entwickelt.

Eine Vielzahl an Informationen zu Unterkünften, gastronomischen Angeboten und Ausflugstipps sind im Internet zu finden. Für das Marketing stehen die im Projekt entstandenen Bilder der Fotografin Julia Schümann und Videos zur Verfügung. „Barrierefreiheit sollte heute eine Selbstverständlichkeit sein“, meinte Manfred Poth, Vorsitzender des Vereins Naturpark Nordeifel. Es gehe nicht nur um Rollstuhlfahrer, sondern auch um Gäste mit Kinderwagen, Rollatoren oder auch mit Sehbehinderungen.

Mehrere Bilder hängen in einem Raum. Sie sind Bestandteil der Ausstellung barrierefreier Tourismus im Naturpark  Nordeifel.

Den „Wilden Weg“ im Kermeter aus zwei ganz verschiedenen Perspektiven zeigen diese beiden Fotos.

Tourismus sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region. „Wir müssen noch mehr Betriebe für das Thema gewinnen“, so Poth, der ein Luftbild von Heimbach präsentierte. Bilder für die Region sprechen zu lassen, sei eine tolle Idee: „Die Fotos machen Lust auf die Eifel.“ Poth dankte zum Schluss Koordinatorin Schenkelberg für ihre sehr gute und engagierte Arbeit. Schümann betonte, es gehe darum, „Neugierde für ein Erlebnis zu wecken“.

Ausstellung in Vogelsang: Fotos mit ganz normalen Menschen

Für die Fotos habe man keine Models genommen, sondern ganz normale Menschen. „Heute muss es normal sein, dass ein Rollstuhlfahrer auf einem Foto zu sehen ist. Das ist nichts Besonderes“, sagte die Fotografin. Mit Nadine Quetsche berichtete eine der Rollstuhlfahrerinnen, die auf den Fotos abgebildet sind, von ihren Erfahrungen: „Ich habe mich früher oft über die fehlende Barrierefreiheit geärgert.“ Um trotzdem mobil sein zu können, habe sie sich einen Sitzsegway gekauft, mit dem sie auch über Wege fahren kann, die für normale Rollstühle zu uneben sind.

Quetsch, die wegen einer Muskelerkrankung im Rollstuhl sitzen muss, testet Urlaubsangebote und berichtet darüber in einem Blog auf ihrer Internetseite: „Ich will die Menschen ermutigen, nicht aufzugeben und schöne Erlebnisse zu haben.“ Dominik Hosters, Geschäftsführer des Vereins Naturpark Nordeifel, sprach von einer „kleinen, aber feinen Ausstellung“: „In jedem Foto wird das Thema barrierefreier Tourismus behandelt.“

„Die Topographie in der Eifel und auch bei uns ist eine besondere Herausforderung, wenn es darum geht, allen Menschen Erlebnisse zugänglich zu machen“, betonte Thomas Kreyes, Geschäftsführer von Vogelsang IP. Die Anlage ist mit einer Luftaufnahme und einem Foto aus der Ausstellung „Herrenmensch“ vertreten. Bei den Besucherführungen seien die zum Teil steilen Wege schon ein Problem, erzählte Kreyes. Anders sehe es bei der Ausstellung „Herrenmensch“ aus, die für ihre Barrierefreiheit ausgezeichnet worden sei.

Auch die Rurseeschifffahrt ist barrierefrei

Auch der „Wilde Weg“ im Kermeter ist in der Ausstellung zweimal vertreten. „Wir sind bei dem Thema Barrierefreiheit mittlerweile ziemlich gut aufgestellt“, sagte Tobias Wiesen vom Nationalpark Eifel. Wolfgang Reh von der Eifel Tourismus GmbH hob hervor, wie wichtig die Zusammenarbeit aller Akteure vor Ort ist. „Wir müssen den Gästen Qualität in zertifizierten Einrichtungen anbieten. Nur dann sind sie auch zufrieden.“ Dass auch die Rurseeschifffahrt zertifiziert wurde, die auf zwei Fotos thematisiert wird, freut Barbara Frohnhoff vom Verein Monschauer Land Touristik: „Da wurde an alles gedacht – von barrierefreien Parkplätzen bis hin zu Toiletten.“

„Die Gastronomie ist für die Gäste von besonderer Bedeutung“, meinte Patrick Schmidder von der Nordeifel Tourismus GmbH. Komfort und Service stünden dabei im Vordergrund. Deshalb müsse man noch weitere Gastronomiebetriebe für eine Zertifizierung gewinnen. „Um an dem Thema Barrierefreiheit weiter zu arbeiten, haben wir einen neuen Förderantrag gestellt“, teilte Schmidder mit.

KStA abonnieren