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Netflix-Serie, CoronaEifeler Teams profitieren nicht von der neuen Lust am Schachspiel

Lesezeit 4 Minuten
Zwei Schachspieler, Bela Voß (l.) und Heinz Schwarzhoff (r.), sitzen an einem Schachbrett mit aufgestellten Schachfiguren.

Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte ist das Schachteam des TuS Strempt in die Verbandsliga aufgestiegen. Bela Voß und Abteilungsleiter Heinz Schwarzhoff (r.) freuen sich auf die im September beginnende Saison.

Die Vereine aus dem Südkreis Euskirchen haben es schwer und suchen nach neuen Spielern. In Strempt freut man sich über einen besonderen Erfolg.

Auf den ersten Blick haben Schach und Fußball eher wenig gemeinsam. Aber dann sagt Heinz Schwarzhoff, Vorsitzender der Schachabteilung des TuS Strempt, diesen Satz, den auch der Chef eines Fußballvereins sagen könnte: „Der Klassenerhalt wäre für uns schon eine kleine Sensation.“

In der neuen Saison, die am 3. September mit einem Auswärtsspiel in Lohmar beginnt, tritt die erste Mannschaft des Strempter Schachteams in der Verbandsliga an. Zum ersten Mal in der mehr als 70-jährigen Geschichte des organisierten Schachsports in Strempt gelang dem Verein der Aufstieg von der Bezirksliga in die nächst höhere Spielklasse. „Generationen von Schachspielern unseres Vereins haben darauf hingearbeitet“, sagt Schwarzhoff. Aktuell zählt die Schachabteilung des TuS Strempt ganze 21 Mitglieder.

Bela Voß gilt als großes Schach-Talent im Kreis Euskirchen

Maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg hat Bela Voß. Der 19-Jährige, der in diesem Jahr ein Informatik-Studium in Darmstadt beginnt, ist ein aufstrebendes Talent im Schachsport. „Bela ist sicher einer der stärksten Spieler im Kreis Euskirchen“, lobt Schwarzhoff seinen Führungsspieler, der sich auch in der Jugendarbeit der Strempter Schachabteilung engagiert: Er leitet das Nachwuchstraining und hat zuletzt auch Schach in der Satzveyer Waldorf-Schule angeboten.

In der vergangenen Saison nahm Voß an einem einwöchigen Lehrgang auf Mittelrhein-Ebene teil, wurde Bezirksmeister des Schach-Bezirks Rur-Erft und gewann die Vereinsmeisterschaft der Gruppe A in Euskirchen, wo er als passives Mitglied beim Verein „Turm Euskirchen“ antritt.

Das „Abenteuer Verbandsliga“ will Voß auf jeden Fall mit seinen Strempter Mannschaftskollegen erleben – auch wenn das für ihn vom Studienort Darmstadt aus mit einem erheblichen Aufwand verbunden sein wird. „Ich werde dann eben an den Wochenenden zu den Spielen anreisen“, plant Voß. Spieltag ist der Sonntag.

Schach: Vereine im Kreis Euskirchen haben Nachwuchsprobleme

Der angehende Informatiker kam als Schüler in der fünften Klasse mit einem Freund zum Schachtraining nach Strempt und fand schnell Gefallen an dem Sport. „Ich hatte vorher schon ab und zu mit meinem Vater Schach gespielt, und im Verein hat es mir gleich gefallen“, sagt Voß.

Der aktuelle Erfolg der ersten Strempter Mannschaft täuscht laut Schwarzhoff aber über die aktuellen Probleme des Sports in der Region hinweg: „Viele Vereine aus dem Südkreis haben in den vergangenen zehn Jahren ihren Spielbetrieb eingestellt.“ Ähnlich wie bei anderen Sportarten gibt es auch im Schach Nachwuchsprobleme.

„Und man braucht Leute im Verein, die sich engagieren wollen“, betont der Abteilungsleiter. Aktuell gebe es einige Jugendliche aus der Ukraine, die montags zum Training ins Strempter Pfarrheim kommen. „In Osteuropa hat Schach noch einen ganz anderen Stellenwert“, so Schwarzhoff.

Während der Corona-Pandemie habe der Schachsport als Online-Angebot durchaus neue Anhänger gefunden. „Auch die Netflix-Serie ‚Das Damen-Gambit‘ hat zu einem echten Boom in der Szene geführt“, ergänzt Voß.

Verstärkung ist beim TuS Strempt immer willkommen

Aber die kleinen Vereine in der Eifel konnten davon nicht profitieren: „Die Wege sind weit: zum Training, zu den Spieltagen. Da muss man Spieler haben, die mitziehen und auch zu den anderen Teammitgliedern passen. Das ist nicht immer einfach“, sagt Schwarzhoff: „Schachspieler können durchaus schwierige Persönlichkeiten sein.“ Trotzdem seien Interessierte immer gerne willkommen. „Wir machen dienstags auch schon mal ein öffentliches Training im Biergarten im Kommerner Mühlenpark“, informiert Schwarzhoff.

Neben Bela Voß gehören noch sieben weitere Spieler zur Verbandsliga-Mannschaft des TuS Strempt: Norbert Werkmeister, Tobias Hissen, Marcus Heinen, Marcus Jansen, Andreas Hoss, Hildegard Grant, Andreas Kirch und Ersatzspieler Markus Bördgen. Voß freut sich auf die Herausforderung in der Verbandsliga, wo Strempt vor allem auf Teams aus dem Köln-Bonner-Raum treffen wird.

„Das Leistungsniveau ist natürlich deutlich höher in der Verbandsliga, aber ich hoffe, dass ich mich in meinem Spiel weiterentwickeln kann, wenn ich gegen stärkere Spieler antrete“, sagt Voß. Und vielleicht sorgt der Aufsteiger in der neuen Spielklasse ja sogar für die eine oder andere Überraschung.

Wer Interesse an Schach hat, kann sich beim TuS Strempt gerne melden.