SchulentwicklungsplanDer Platz an den Schulen in Mechernich wird knapp

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Immer weniger Grundschüler wechseln auf das Gymnasium am Turmhof. Die Schülerzahl erhöht sich trotzdem.

Immer weniger Grundschüler wechseln auf das Gymnasium am Turmhof. Die Schülerzahl erhöht sich trotzdem.

Mechernich – Die Stadt wächst – und mit ihr die Anzahl der Schüler. Für die Mechernicher Verwaltung gilt das als sicher. Einen großen Einfluss hat das aber nicht auf den Schulentwicklungsplan, den die Verwaltung im Bildungsausschuss vorgestellt hat. Schulen und Räume, um Klassen unterzubringen, hat die Stadt genug.

„Wir müssen uns nicht mehr mit baulichen Erweiterungen beschäftigen“, sagt Holger Schmitz, Fachbereichsleiter Bildung. „Wir können den zu erwartenden Bedarf bis 2026 mit den vorhandenen Kapazitäten decken.“ Nur ein kleines Aber gebe es: Wie hoch der Bedarf sei, hänge von der baulichen Entwicklung in Mechernich ab. „Im Schuljahr 2024/2025 kann es knapp werden, weil wir da – Stand heute – 311 Einschulungen erwarten“, so Schmitz.

Der Schulentwicklungsplan wird zunächst den städtischen Schulen vorgelegt. Die endgültige Fassung inklusive möglicher Änderungen beschließt der Rat in seiner ersten Sitzung im nächsten Jahr.

Grundschulen

Ein Prozent mehr Schüler pro Jahrgang – das ist die Prognose der Stadt bis zum Schuljahr 2026. Schon in den vergangenen Jahren stiegen die Schülerzahlen durchschnittlich um ein Prozent jährlich. „Basierend auf der zu erwartenden weiteren Entwicklung der Einwohnerzahlen, wird diese Steigerung auch bei der künftigen Entwicklung der Schülerzahlen berücksichtigt“, erläutert Schmitz. Die Schülerzahlen sollen dauerhaft über 1100 liegen.

Aktuell gibt es mehr Anmeldungen für die Grundschulen als Plätze zur Verfügung stehen. Betroffen sind drei der vier Grundschulen – in Mechernich, Lückerath und Satzvey. Einmalig richteten die Schulen Mechernich und Satzvey deshalb eine weitere Eingangsklasse ein, um den Bedarf zu decken. Die Möglichkeit besteht auch in Kommern. Eine vierte Eingangsklasse wird aber derzeit nicht benötigt. Die Verwaltung rechnet damit, dass es auch in den nächsten Jahren zu hohen Anmeldezahlen kommen kann. Sie will darauf reagieren, indem Schüler auf Grundschulen verteilt werden, die in einem anderen Einzugsbereich liegen.

In den nächsten Jahren kommt vor allem eine große Änderung auf die Mechernicher Schullandschaft zu: Die Grundschule Satzvey zieht nach Firmenich-Obergartzem um. Dort soll sie ab 2024 Schüler aufnehmen können. Noch hat die Schule Platz für bis zu drei Klassen pro Jahrgang. Am neuen Standort sollen es vier werden, weil Firmenich-Obergartzem als künftiger Siedlungsschwerpunkt von Mechernich gilt.

Gesamtschule

Laut Schulentwicklungsplan werden in den nächsten Jahren jährlich etwa 1000 Schüler die Gesamtschule besuchen. Den höchsten Stand prognostiziert die Verwaltung für das Jahr 2026 – die Aufnahmekapazität reiche aber aus, so die Verwaltung. Auch die Oberstufe gilt mit einer Schülerzahl von etwa 160 pro Jahr als gesichert.

Etwa 48 Prozent der Mechernicher Schüler wechseln nach der Grundschule auf die Gesamtschule. Die Verwaltung rechnet damit, dass es in kommenden Jahren 49 Prozent sein werden. Auch Schüler aus benachbarten Kommunen, in denen sich keine Gesamtschule befindet, wechseln nach Mechernich. Viele sind es nicht: In den aktuellen Eingangsklassen stehen 115 Schüler aus Mechernich 13 aus anderen Kommunen gegenüber.

Gymnasium

In den nächsten Jahren besuchen jährlich um die 500 Schüler das Gymnasium am Turmhof. Laut Prognosen steigt die Schülerzahl ab Mitte des Jahrzehnts und erreicht 2026 mit fast 600 einen vorläufigen Höchststand. Die Entwicklung lässt sich aber teilweise damit erklären, dass die Schule 2019 das Abitur nach neun Jahren wieder eingeführt hat. Die zusätzliche Stufe sorgt für mehr Schüler. Auch die Schwankungen zwischen Ober- und Unterstufe lassen sich mit der Rückkehr zu G9 erklären. Die zehnte Klasse wird wieder der Mittelstufe zugeordnet. Dementsprechend sinkt die Anzahl der Oberstufenschüler, die der anderen Stufen steigt. Für das Gymnasium gelte aber das Gleiche wie für die Grundschulen, sagt Schmitz. „Den vorhandenen Bedarf können wir decken. Die Rückkehr zu G9 bringt uns keine Probleme.“

Immer weniger Kinder wechseln nach der Grundschule auf das Mechernicher Gymnasium. 2016 lag die Übertrittsquote bei 33 Prozent, im Schuljahr 2019/2020 nur noch bei 20 Prozent. Mittlerweile liegt die Übertrittsquote bei 28 Prozent. Viele würden zu auswärtigen Gymnasien nach Bad Münstereifel oder Schleiden wechseln, heißt es im Schulentwicklungsplan. Von der Verwaltung durchgeführte Umfragen kamen zu dem Ergebnis, dass unter anderem Unterrichtsbeginn, Fahrtzeiten und die schulische Ausrichtung dafür verantwortlich sind. Das Gymnasium bietet derzeit Platz für jeweils drei Klassen pro Jahrgang. Steigt die Übertrittsquote, können auch vier gebildet werden.

Offene Ganztagsschulen

Mehr als 52 Prozent der Grundschüler nutzen die Offene Ganztagsbetreuung – Tendenz leicht steigend. Der hohe Bedarf führt allerdings zu Raumproblemen, die die Stadt mit Anbauten oder Containern zu beheben versucht. „Was uns in Zukunft aber etwas Sorge machen dürfte, ist die Einführung des Rechtsanspruchs zur Ganztagsbetreuung für Grundschüler“, sagt Holger Schmitz. 2026 wird sie zur Pflicht, derzeit ist es freiwillig. „Das wird sicherlich so sein, dass wir dann noch einen höheren Bedarf haben werden, den wir decken müssen.“ Zunächst gilt der Rechtsanspruch nur für die Eingangsklassen. Schrittweise wird dieser dann auf alle vier Grundschulklassen ausgeweitet.

Bevölkerungsentwicklung

Grundlage des Schulentwicklungsplan ist der erwartete Anstieg der Mechernicher Einwohnerzahl. Der Landesbetrieb Statistik und IT-Dienstleistungen hatte prognostiziert, dass die Einwohnerzahl zwischen 2013 und 2020 schrumpft. Tatsächlich hat sie sich um 1000 Personen erhöht. 2013 lebten 26.763 Menschen in Mechernich. Heute sind es 28 090. Im Juni dieses Jahres knackte Mechernich zum ersten Mal die 28.000er-Marke.

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Verantwortlich für das Wachstum sind die Neubaugebiete in der Stadt. In Mechernich, Kommern-Süd, Firmenich und Wachendorf werden derzeit 231 Wohneinheiten gebaut. Ab 2023 sind 421 weitere geplant – verteilt auf jeweils ein Baugebiet in Eicks, Antweiler, Strempt, Kommern-Süd und sowie drei in Mechernich. Offen ist, wann mit dem Bau in drei weiteren Gebieten begonnen wird, die in Mechernich und Satzvey liegen. Dort entstehen insgesamt 122 Wohneinheiten.

Nicht berücksichtigt in bisherigen Prognosen ist Firmenich-Obergartzem. Der Doppelort gilt aus Sicht der Landesplanung als Allgemeiner Siedlungsbereich und könnte noch in diesem Jahrzehnt seine Einwohnerzahl verdoppeln.

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