HolzrückepferdeMuskelpakete beim Schwereinsatz im LVR-Freilichtmuseum

Rückepferde können nicht nur nebeneinander, sondern auch hintereinander eingespannt sein.
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Mechernich – Es knirscht laut, während der schwere und lange Baumstamm über den Boden des Waldes schleift. Immer wieder schallt ein lautes „Hü“ oder „Ho“ aus dem Dickicht. „Coco“, das Holzrückepferd von Fuhrmann Stefan Schmitz, ist im Einsatz – im Schwerst-Einsatz. Doch die muskelbepackte neunjährige Brabantstute bringt das nicht aus der Ruhe. Bis zu einem Festmeter Holz, mit einem Gewicht von bis zu einer Tonne, zieht sie hinter sich her aus dem Wald.
Wie früher wurde der Museumswald am Wochenende durchforstet. Das „WaldPädagogikZentrum Eifel“ (WPZ) hatte erneut zu der Veranstaltung „Verrücktes Holz“ eingeladen. Die Besucher konnten neben den zahlreichen Holzrückepferden etliche Vehikel und ungewöhnliche Sägen von anno dazumal bestaunen und viel Wissenswertes über die Waldarbeit gestern wie heute erfahren. Eine kleine Ausstellung zeigte Oldtimer-Traktoren und Unimogs.
Besonders staunende Blicke der Besucher zogen die stattlichen Holzrückepferde auf sich. Gute 800 Kilogramm bringe ein Kaltblütler auf die Waage, berichtete Schmitz. Die Kaltblütern stehen auf Hufen im XXL-Format. Schmitz muss es wissen, denn er ist Hufschmied.
„Für Coco brauche ich Hufeisen in Größe 12. Das ist die größte Größe, die ich als Hufschmied überhaupt drunter mache. Warmblüter tragen zum Vergleich meistens Größe 4 bis 5.“
Trotz der großen „Füße“ kämen solche Pferde – im Gegensatz zu heutigen Schleppern und Maschinen – im Wald überall hin. Für Schmitz, der aus Mützenich kommt, ist Holzrücken mit seiner Coco mehr als nur ein Hobby. Sie seien ein gutes Team im Wald, so der 31-Jährige: „Das ist als ob ich mit meiner Freundin tanze.“
Auch das noch junge Museumspferd Bellinda zeigte sein Können. Sie war allein vor den Baumstamm gespannt. Aber auch das Anspannen zu zweit nebeneinander oder sogar hintereinander ist möglich, wie im Museum gezeigt wurde. „Hintereinander brauchen sie zwar weniger Platz im Wald, aber die Wendungen sind schwieriger“, erläuterte Fuhrmann Dirk Zöll.
Wie man das Holz anschließend verarbeitet, zeigten die Stellmacher Walter Keil und Walter Bergsch. Als eine von wenigen wissen sie heutzutage noch um die Geheimnisse der historischen Handwerkskunst, sie renovieren und restaurieren im Kommerner Museum historische Hand- oder Transportwagen.