Interview mit den Leiterinnen der Pflegeschule„Viele hatten nicht mal einen Drucker“

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Die Leiterin der Pflegeschule, Sandra Schruff (l.), und ihre Stellvertreterin Sabine Vitten.

Die Leiterin der Pflegeschule, Sandra Schruff (l.), und ihre Stellvertreterin Sabine Vitten.

  • Die Leiterin der Mechernicher Pflegeschule, Sandra Schruff, berichtet über die Entwicklung der Ausbildung.
  • Mit ihrer Stellvertreterin Sabine Vitten spricht sie auch über die Akademisierung der Pflege und ihre Wünsche.

Wie hat sich der Pflegeberuf gewandelt?  Vitten: In meiner Zeit spielte die Pflege in der Ausbildung durchaus eine Rolle, aber der naturwissenschaftliche und medizinische Teil waren sehr groß. Das wandelt sich jetzt in der generalistischen Ausbildung. Natürlich muss man zum Verständnis von den Vorgängen im menschlichen Körper ein bestimmtes Grundverständnis von Medizin und Naturwissenschaften haben. Aber daneben werden viele andere Bezugswissenschaften stärker fokussiert sowie die Gesunderhaltung der Pflegekräfte – Stichwort Work-Life-Balance. Schruff: Daneben erhalten die angehenden Pflegefachkräfte Einblick in die Vielseitigkeit des Berufs sowie diverse Weiterentwicklungsmöglichkeiten.

Wie hat sich die Pandemie auf die Ausbildung und die Auszubildenden ausgewirkt?

Schruff: Bezogen auf die Theorie war das eine große Umstellung. Das Homeschooling war für einen Großteil der Azubis eine Herausforderung. Wir haben versucht, sie zu unterstützen und bei Problemen nach individuellen Lösungen geschaut.

Vitten: Wie auch in den Allgemeinbildenden Schulen ist es anfangs an den Endgeräten gescheitert. Viele hatten nicht mal einen Drucker. Für die Examensvorbereitung führen wir seit 2020 ein Intensivseminar durch, in dem examensrelevante Themen vertieft werden.

Schruff: Wir bieten damit individuelle Unterstützung an. In der praktischen Ausbildung haben wir versucht, zu Beginn die Auszubildenden aus den kritischen Bereichen zu halten. Das ließ sich im weiteren Pandemieverlauf nicht mehr realisieren. Wir haben darauf geachtet, dass nur fortgeschrittene Auszubildende auf den Covid-Stationen eingesetzt wurden.

Ist die zunehmende Akademisierung der Pflege als Vor- oder Nachteil zu werten?

Vitten: Deutschland ist eines der wenigen Länder, in denen die Pflege noch ein Ausbildungsberuf ist. Allerdings kann sich Deutschland derzeit nicht erlauben, die Pflege zu akademisieren, weil dann ein Großteil der Bewerber wegbrechen würde. Aktuell ist die Voraussetzung eine abgeschlossene, zehnjährige Schulbildung. Dann wäre es das Abitur.

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Andererseits braucht es auch am Bett akademisierte Kräfte. Denn die Anforderungen wachsen stetig. Um beispielsweise Forschungsergebnisse aus der Pflegewissenschaft in der Praxis zu übertragen, braucht es akademisierte Pflegekräfte.

Was wünschen Sie sich für die Pflegeausbildung und die Auszubildenden?

Schruff: Eine individuellere praktische Ausbildung. In der Praxis steht und fällt vieles mit der Anzahl der Pflegekräfte. Die möchten eigentlich ihr Wissen an die Auszubildenden weitergeben, aber häufig fehlt die Zeit, denn an erster Stelle stehen die pflegebedürftigen Menschen und deren Versorgung. Für die theoretische Ausbildung fehlt es an Pädagogen. Die sind leider in der Pflege noch rar gesät und verirren sich selten in die Eifel.

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