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Konflikt in Mechernich-SatzveyAuf einmal war der Spazierweg weg

Lesezeit 4 Minuten

Ortsvorsteher Sofka sah sich mit Gabi Berthold, Petra Augel und Hans-Hermann Schreiber (v. l.) vor Ort um.

Mechernich-Satzvey – „Da gehst du mit dem Hund wie immer auf der gewohnten Strecke spazieren, und auf einmal ist der Weg weg.“ Petra Augel ist noch immer fassungslos darüber, was sich in den letzten Tagen in der Gemarkung Satzvey getan hat. Ebenso aufgebracht sind Gabi Berthold, Dr. Hans-Hermann Schreiber und Dietmar Ross. Man traf sich kürzlich, um sich mit Ortsvorsteher Hans Sofka zu beraten.

Seit Franz-Josef Graf Beissel Ländereien an Johannes Milde, einen Landwirt aus Breitenbenden, verkauft hat, gibt es Ärger. Der Bauer fiel zunächst dadurch auf, dass er eine mächtige Hecke in der Nähe von Burg Zievel mit Stumpf und Stiel vernichtete.

Spaziergänger haben Angst

Einige Bürger dokumentierten die Aktion mit Vorher-Nachher-Bildern. Vor Kurzem arbeiteten der Landwirt und seine Söhne in der Nähe des Verbandwasserwerks, auf einem Gelände, das früher Graf Beissel gehörte. Über dieses Terrain führte bisher ein Feldweg von Satzvey in Richtung Burg Veynau, der bislang von vielen Spaziergängern und Joggern genutzt wurde. Augel: „Den hat der Landwirt einfach untergepflügt.“

„Dürfen wir denn da überhaupt noch herlaufen? Gibt es nicht so etwas wie ein Wegerecht für die Öffentlichkeit?“, fragten sich die Bürger. Die Beschwerdeführer waren sich darin, dass der Bauer gegen etliche Bestimmungen des Naturschutzgesetzes verstoßen habe. Und die Spaziergänger haben Angst, dass der neue Grundeigentümer ihnen Scherereien machen könne, wenn sie die gewohnten Wege weiter nutzten.

Harte Worte

Johannes Milde ist seinerseits auf die Satzveyer nicht gut zu sprechen. „Die senn doch net janz gar“ (Die sind doch nicht ganz richtig im Kopf), sagte er im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Auch das Wort „Drecksäck“ fiel im Zusammenhang mit den Dorfbewohnern, die nach Mildes Meinung widerrechtlich über sein Grundstück laufen. Da gebe es Leute, die sich vor seinem Traktor aufbauten und ihn beschimpften: „Die wollen mir Vorschriften machen, was ich auf meinem eigenen Grund und Boden zu tun habe.“

Milde erklärte weiter, dass es nie einen öffentlichen Weg zwischen Satzvey und Veynau gegeben habe. Wenn die Leute einen Feldweg in diesem Bereich bisher hätten nutzen können, dann sei das nur der Großzügigkeit des früheren Eigentümers Graf Beissel zu verdanken gewesen.

Landwirt ist kein Unbekannter

Bei der Euskirchener Kreisverwaltung ist der Breitenbendener Landwirt kein Unbekannter. Die Untere Landschaftsbehörde, so war zu erfahren, liegt seit langem mit ihm im Clinch. Es seien etliche Bußgelder verhängt worden, was aber bisher ohne jegliche Wirkung geblieben sei. Pressesprecher Walter Thomassen bestätigte auf Anfrage, dass aktuell sieben Bußgeldverfahren gegen den Bauern oder dessen Söhne laufen. „Wir werden ja sehen, was zum Schluss von den Vorwürfen noch übrig bleibt“, gab sich Milde im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gelassen.

„Das Schlimme ist, dass der Mann vollständig beratungsresistent ist. Unsere Leute haben unzählige Male mit ihm gesprochen, und er hat im Beisein seines Anwalts zugesagt, sich künftig an die Vorschriften zu halten“, berichtete Thomassen. Doch am nächsten Tag habe Milde genau das Gegenteil von dem getan, was er zugesagt habe. Vorschriften und Gesetze im Landschaftsschutzbereich interessierten ihn überhaupt nicht.

Wie sich Thomassen erinnerte, erwischte ein Mitarbeiter der Untereren Landschaftsbehörde den Landwirt einmal beim Unterpflügen einer geschützten Hecke und forderte ihn auf, diesen Umweltfrevel sofort einzustellen. Mit dem Hinweis, dass er sowieso in einer halben Stunde fertig sei, habe Milde sein Werk ungerührt fortgesetzt.

Das Gespräch gesucht

Abstandsflächen zu Bächen oder Böschungen, so der Pressesprecher weiter, ignoriere der Bauer grundsätzlich. Unter Naturschutz stehende Hecken habe er auf einer Länge von 400 Metern platt gemacht. „Wir vom Kreis haben immer wieder versucht, mit ihm ins Gespräch zu kommen und ihn zu beraten. Aber das war völlig zwecklos“, so Thomassen.

Bei der Unteren Landschaftsbehörde will man angesichts der permanenten Verstöße gegen gesetzliche Bestimmungen jetzt konsequent gegen Milde vorgehen. Unter anderem auch, weil es immer wieder Anzeigen aus der Bevölkerung gegen den Bauern gebe.

Die einzelnen Ordnungsverfahren sind bislang aber noch nicht abgeschlossen, weil der Beschuldigte sich zu den einzelnen Vorwürfen äußern und der Sachverhalt dann insgesamt gewürdigt werden muss.

Unterm Strich drohen dem Landwirt Bußgelder in Höhe von 30 000 Euro.