Ratsausschuss verweigert Zustimmung zum Projekt, was rechtlich aber ohne Auswirkungen bleibt. Bürger sammeln unterdessen Unterschriften im Dorf.
Sechs neue WindräderBürger organisieren Gegenwind für Windkraft-Pläne in Glehn

Der Blick in Richtung Kermeter wird bislang nur von den Masten der 110-kV-Höchstspannungsleitung gestört. Westlich von Glehn will die Firma REA Umweltinvest GmbH aus Düren insgesamt sechs Windkraftanlagen mit einer Gesamthöhe von bis zu 250 Metern errichten – rund fünfmal höher als die Strommasten.
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Dass er persönlich kein großer Freund der Windenergie ist, lässt Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick gelegentlich durchblicken. „Wir werden uns aber an den Anblick weiterer Windkraftanlagen gewöhnen müssen“, sagte der Verwaltungschef in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planung, Verkehr, Umwelt und Klimaschutz. Denn durch die Priorisierung Erneuerbarer Energien könnten auch im Mechernicher Stadtgebiet in den kommenden Jahren viele neue Windräder entstehen.
Ein erster neuer Windpark ist jetzt in der Nähe von Glehn geplant: Die Firma REA Umweltinvest GmbH aus Düren will auf Ackerflächen, die gemäß dem gerade in Aufstellung befindlichen neuen Regionalplan als Windenergiebereich vorgesehen sind, insgesamt sechs Windenergieanlagen (WEA) mit einer Nennleistung von jeweils sieben Megawatt bauen.
Windkraft-Diskussion soll den Dorffrieden nicht in Gefahr bringen
Einen entsprechenden Antrag hat der Betreiber beim Kreis Euskirchen gestellt, und der, genauer: die Untere Immisionsschutzbehörde, hat die Mechernicher Stadtverwaltung dazu aufgefordert, eine „Erklärung zum gemeindlichen Einvernehmen“ abzugeben. Weil das Thema dadurch auf die Tagesordnung des zuständigen Planungsausschusses rückte, erfuhren nun auch Bürger aus Glehn von den Windkraftplänen. In großer Zahl nahmen Einwohner des 450-Seelen-Dorfs an der Ausschusssitzung im Mechernicher Ratssaal teil.
„Wir sind nicht grundsätzlich gegen Windkraft“, betont Claudia Werel, „aber wir haben große Bedenken gegen die geplanten Standorte“, so die Journalistin, die für eine Motorradzeitschrift schreibt. „Wir wollen keine große Pro-und-Contra-Diskussion zur Windkraft führen, und es ist uns auch wichtig, das gute Miteinander im Dorf nicht aufs Spiel zu setzen.“
Zusammen mit weiteren Mitstreitern ist sie aktiv geworden, um über das Vorhaben zu informieren. Das erklärte Ziel lautet dennoch: „Die Verhinderung des Projekts“ – so ist es auch auf einem Flyer zu lesen, den die Initiative GWG („Gegenwind Glehn“) im Dorf verteilt hat.
Bürger sammeln Unterschriften gegen den geplanten Bau der Windräder
Aktuell werden in Glehn auch Unterschriften gegen den Windpark gesammelt. „Etwa 70 Prozent der Bürger haben schon gegen den Bau unterschrieben“, berichtet Werel. Wenn am Sonntag im Ort ein großer Dorfflohmarkt stattfindet, wollen sich die GWG-Mitglieder mit einem Info-Stand am Dorfanger beteiligen.
Die Unterschriften wollen Werel und ihre Mitstreiter bis zum 7. Juli an Landrat Markus Ramers als Chef der Unteren Immissionsschutzbehörde übergeben. Die Gegenwind-Leute hätten sich vorab mehr Informationen zum Projekt gewünscht. „Wir möchten mit unseren Bedenken gehört werden“, macht die GWG-Sprecherin deutlich.
Hier geht es alleine um einen ungünstigen Standort, der dem Ort Glehn herbe Probleme bescheren wird.
Konkret kritisiert die Initiative den aus ihrer Sicht zu geringen Abstand der WEA-Standorte zur vorhandenen Wohnbebauung: „Eine der Anlagen soll nur rund 900 Meter westlich des Dorfs entstehen, eine andere ist nur rund 700 Meter von einem Aussiedlerhof entfernt“, hat Werel den Planungsunterlagen entnommen. Das ist rechtlich aber zulässig, nachdem die Landesregierung vor zwei Jahren die pauschale 1000-Meter-Abstandsregel in NRW gekippt hat.
Bedenken wegen Abstand, Hochwasserschutz und Schall
Weitere Kritikpunkte betreffen den Hochwasserschutz: „Eine der Anlagen soll im Bereich des Eichgrabens gebaut werden. Wir befürchten, dass es durch Bodenversiegelung und Verdichtung bei Starkregen zu Überschwemmungen kommen könnte“, erklärt Werel.
Informationen fehlen den Bürgern auch im Hinblick auf Schattenwurf, Eiswurfgefahr und die zu erwartende Schallbelastung der bis zu insgesamt rund 245 Meter hohen Anlagen. „Die sechs Windräder stehen westlich des Dorfs – das ist die Hauptwindrichtung, was im Dorf zur Lärmbelastung führen wird“, so die GWG-Sprecherin. „Es geht hier nicht um den Egoismus, dass wir Windanlagen nicht vor unserer Türe haben und nicht draufschauen möchten“, betont Werel: „Hier geht es alleine um einen ungünstigen Standort, der dem Ort Glehn herbe Probleme bescheren wird.“
Mechernicher Politik kann keinen Einfluss mehr auf Planung nehmen
Wie sich der mögliche Bau der sechs geplanten Windräder tatsächlich auf die Lebensqualität der Anwohner auswirken wird, lässt sich heute noch nicht sicher sagen. Deutlich spürbar ist jedoch die große Verunsicherung der Bürger in Bezug auf die Windkraft-Pläne.
Das haben auch die Mitglieder des Mechernicher Planungsausschusses gespürt, die dem Projekt auf Antrag der CDU-Fraktion einstimmig das gemeindliche Einvernehmen verweigerten – was aber rechtlich keinen Einfluss auf die Genehmigung hat.
Außerdem stimmte der Ausschuss dafür, den Kreis aufzufordern, vor Ort eine Info-Veranstaltung mit dem Betreiber zu organisieren. Auf Versäumnisse der Mechernicher Politik machte unterdessen Nathalie Konias (Grüne) aufmerksam: „Wir hatten die Möglichkeit, mehr Einfluss zu nehmen, haben diese aber nicht genutzt“, sagte sie mit Blick auf fehlende Windkraft-Konzentrationsflächen im Mechernicher Stadtgebiet.
Betreiberfirma will Bürger finanziell beteiligen
Die Betreiberfirma REA will die Bürger finanziell am Glehner Windpark beteiligen. „Aktuell befindet sich das Projekt im Genehmigungsverfahren. Erst nach Abschluss des Verfahrens können wir an der Ausschreibung der Bundesnetzagentur teilnehmen, in der die Vergütung für den eingespeisten Strom festgelegt wird“, sagte Projektleiter Dustin Bach. Geplant sei eine Bürgerenergiegenossenschaft, wie es sie auch schon beim REA-Windpark in Nideggen gebe, so Bach.