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Innenstadt-ProjektLandwirt investiert Microsoft-Millionen in die „Neue Mitte“ Mechernichs

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt die Visualisierung eines Wohn- und Geschäftshauses, das am Bleibergplatz in Mechernich errichtet werden soll.

So könnte das neue Wohn- und Geschäftshaus am Mechernicher Bleibergplatz aussehen. Im Erdgeschoss ist Platz für einen neuen SB-Markt und Gastroangebote. Mit dem Bau könnte bereits 2026 begonnen werden.

Mechernich hat zwei Geldgeber gefunden, die groß in ein Bauprojekt investieren wollen. Ein Teil des Geldes stammt aus einem Grundstücksdeal.

Es ist das Herzstück der „Neuen Mitte“, das Schlüsselprojekt des Integrierten Handlungskonzepts (InHK) für die Neugestaltung der Mechernicher Innenstadt: Anstelle des Supermarkt-Gebäudes, in dem sich aktuell lediglich eine „Takko“-Filiale befindet, soll am Bleibergplatz ein neues Wohn- und Geschäftshaus entstehen. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planung, Verkehr, Umwelt und Klimaschutz stand das Projekt jetzt erneut auf der Tagesordnung.

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick hatte erst im Mai mitgeteilt, dass die Stadt nach dem überraschenden Tod des Schleidener Geschäftsmanns Elmar Scholzen, der eigentlich in den Neubau hatte investieren wollen, auf der Suche nach neuen Geldgebern sei. Am Dienstag stellten sich mit Clemens Ploenes und Albert Kühl zwei Männer aus Bedburg vor, die so schnell wie möglich in der Bleibergstadt investieren wollen.

Landwirt aus Rhein-Erft will Erlös aus Grundstücksdeal in Mechernich investieren

„Einer der Investoren hat Probleme mit der Steuer“, erklärte Planer Fabian Scheuten, aus dessen Feder der Entwurf für das Großprojekt stammt, warum der Bau so bald als möglich realisiert werden soll. Mit dubiosen Finanzflüssen, Schwarzgeld oder sonstigen kriminellen Machenschaften aber haben die beiden Geldgeber nichts am Hut.

Die Investoren Clemens Ploenes und Albert Kühl (stehend, von links), beide aus Bedburg, stellten sich in einer Sitzung des Planungsausschusses in Mechernich vor.

Wollen einen Millionenbetrag in das Projekt investieren: Clemens Ploenes und Landwirt Albert Kühl (v.l.) aus Bedburg.

Der Bleibergplatz in Mechernich mit einem in die Jahre gekommenen Geschäftshaus, worin sich aktuell noch eine „Takko“-Filiale befindet.

Der Neubau soll das Supermarkt-Gebäude ersetzten, in dem sich aktuell nur noch die Filiale eines Textildiscounters befindet.

Dass Landwirt Albert Kühl auf der Suche nach einem Investitionsprojekt ist, ist allein der Tatsache geschuldet, dass er kürzlich einen lukrativen Grundstücksverkauf tätigen konnte: „Ich habe ein Stückchen Land an die Firma Microsoft verkauft, die bei uns im Rhein-Erft-Kreis in Bedburg und Bergheim zwei KI-Rechenzentren bauen will“, erklärte er den Ausschussmitgliedern.

Nähere Angaben zu den Microsoft-Millionen machte Kühl nicht – es muss sich aber um ein erkleckliches Sümmchen handeln, denn er und sein Geschäftspartner Clemens Ploenes wollen rund 17,5 Millionen Euro in das Wohn- und Geschäftshaus samt Tiefgarage investieren – plus Kosten für den Grunderwerb.

Entwurf für den Neubau kam bei Mechernicher Politikern gut an

Während Kühl berichtete, dass er bislang nur ein Bauprojekt im privaten Bereich umgesetzt habe, ist Ploenes eher vom Fach: Er ist Geschäftsführer eines großen Baustoffzentrums in Bedburg. Beide haben übrigens auch eine Verbindung zur Eifel. „Wir waren Schüler des Konvikts in Bad Münstereifel und kennen daher die Region“, sagte Kühl beim Besuch in Mechernich.

Das Bild zeigt die Visualisierung eines Wohn- und Geschäftshauses, das am Bleibergplatz in Mechernich errichtet werden soll.

Rund um den Neubau am Bleibergplatz soll die Aufenthaltsqualität für Besucher verbessert werden.

Der Entwurf für den Bau am Bleibergplatz kam bei den Mitgliedern des Planungsausschusses durchweg gut an. „Das ist ein guter, gelungener Entwurf“, lobte Peter Kronenberg (CDU). „Da kann ich mich nur anschließen“, pflichtete SPD-Mann Bertram Wassong bei – ohne auf den Hinweis zu verzichten, dass er selten einer Meinung mit dem CDU-Kollegen sei. Positiv äußerten sich auch Heinrich Schmitz (UWV) und Dietmar Bornkessel (FDP).

Auf Nachfrage von Nathalie Konias (Grüne) erklärte Bürgermeister Schick, dass er mit der Vorstellung der Planung inklusive Finanzierungskonzept jetzt auch wieder Chancen für Mittel aus der Städtebauförderung des Landes sehe. „Ich bin optimistisch, dass wir noch in die aktuelle Runde der Städtebauförderung reinrutschen und wir nicht extra einen neuen Antrag stellen müssen“, so der Verwaltungschef: „Dass wir keinen Investor präsentieren konnten war ausschlaggebend für die Nicht-Berücksichtigung in diesem Jahr.“

48 Wohnungen, ein SB-Markt und Gastronomie sind geplant

Planer Fabian Scheuten von der Firma aci Gesellschaft für Projektentwicklung, Bauplanung und -management aus Würselen hatte das Projekt zuvor mit einigen Planungsskizzen und Visualisierungen vorgestellt. Das Wohn- und Geschäftshaus gliedert sich in insgesamt vier miteinander verbundene Bauteile auf einer Grundfläche von rund 1500 Quadratmetern. Während im Erdgeschoss Flächen für einen neuen SB-Markt und Gastronomie vorgesehen sind, sollen in den Obergeschossen insgesamt 48 Wohneinheiten in unterschiedlicher Größe errichtet werden.

„25 Wohnungen sollen aus Mitteln des Sozialen Wohnungsbaus öffentlich gefördert werden, die restlichen 23 Wohnungen werden privat finanziert“, erläuterte Scheuten das Konzept. Zurückgesetzte Balkone sollen den Bewohnern Privatsphäre bieten, auf dem Flachdach des SB-Markts soll ein Dachgarten mit üppigem Bewuchs und Urban-Gardening-Flächen entstehen.

Im Frühjahr 2026 könnte mit dem Bau in Mechernich begonnen werden

Die Tiefgarage unter dem Gebäude ist privat und den Bewohnern und Nutzern vorbehalten. Maximal 57 Stellplätze könnten darin eingerichtet werden, erläuterte Scheuten. Im Bereich des Erdgeschosses soll die Fassade mit Naturstein gestaltet werden. Ein Arkadengang und mindestens ein Gastro-Objekt sollen die Aufenthaltsqualität rund um den Neubau verbessern. Der geplante SB-Markt mit einer Verkaufsfläche von 600 Quadratmetern soll als Frequenzbringer für die Innenstadt fungieren. „Es gibt bereits drei verschiedene Interessenten, die uns belagern und dort einen Markt realisieren wollen“, so der Planer weiter.

Die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Stadt lobte der Architekt ausdrücklich. „Das läuft alles sehr gut. Wir wollen bis zum Sommer den Bauantrag stellen und könnten im Frühjahr 2026 mit den Bauarbeiten beginnen“, gab Scheuten seinen ambitionierten Zeitplan bekannt.