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Unterstützung für HausärzteTraining für „Pflegeexpertise“ findet in Mechernich statt

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Der „Patient“ klagt über Atemnot. Die Studierenden des Bachelor-Studiengangs „Pflegeexpertise“ müssen schnell entscheiden: Können sie ihn vor Ort behandeln oder muss er ins Krankenhaus?

Der „Patient“ klagt über Atemnot. Die Studierenden des Bachelor-Studiengangs „Pflegeexpertise“ müssen schnell entscheiden: Können sie ihn vor Ort behandeln oder muss er ins Krankenhaus?

Mechernich – Der sich abzeichnende Hausärztemangel auch im Kreis Euskirchen macht neue Formen der Patientenbetreuung nötig: Wenn kein Arzt mehr Hausbesuche machen kann oder will, braucht es Ersatz. Zu dessen Qualifizierung dient der berufsbegleitende Studiengang „Pflegeexpertise“ für examinierte Krankenpflegerinnen und -pfleger. Ein Dutzend Studenten der Hochschule in Vallendar kam jetzt ins Mechernicher Kreiskrankenhaus zum Praxisworkshop „Notfallmedizin“.

„Hand in Hand“ heißt das dahinterstehende Projekt, das vom Pflegeexperten-Center der Marienhaus Holding GmbH in Bad Neuenahr-Ahrweiler entwickelt wurde. Es richtet sich gezielt an Krankenpflegepersonal, das sich mit dem Bachelor-Studium „Pflegeexpertise“ in Vallendar weiterbilden möchte.

Wie kann „Schmitze Pitter“ geholfen werden?

Im Institut für medizinische Simulation, Notfalltraining und Patientensicherheit des Krankenhauses Mechernich ist man auf Workshops vorbereitet, die die Theorie des Studiums ergänzen. Am Freitag ging es so um die notfallmedizinische Praxis. Institutsleiter Dr. Marcus Münch und Volker Berthold, Ärztlicher Leiter des palliativmedizinischen Dienstes am Kreiskrankenhaus, hatten nach der theoretischen Einführung ins Thema drei Fallbeispiele vorbereitet, wie sie im notfallmedizinischen Alltag immer wieder vorkommen.

„Schmitze Pitter“ zum Beispiel. „Er ist allein zuhause und hat den Hausarzt alarmiert. Es gehe ihm nicht gut. Was den Fall besonders macht: Pitter ist lungenkrank, hat ein Bein amputiert und trägt einen Katheter“, so Münch zur Vorgabe für die Studenten. Münch übernahm im folgenden Dialog zwischen Pflegerinnen und Patient den Part von „Pitter“ – selbstverständlich in Eifeler Hochdeutsch mit Knubbeln.

Kompetenz der Studierenden gefragt

Schnell stellte sich heraus, dass „Pitter“ ein schwer zu entscheidender Fall ist: Er hat Fieber, klagt über Atemnot. Muss er sofort ins Krankenhaus oder reicht die Betreuung daheim? Jetzt war die Kompetenz der Studierenden gefragt: Sie sollten entscheiden, was sonst nur der Hausarzt im Notdienst oder beim Hausbesuch entscheidet. Ihn sollen Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen mit der Zusatzausbildung vor Ort ersetzen und diese Entscheidungen treffen können. Das Pflegeexperten-Center erprobt das gerade in einem die Uni-Ausbildung begleitenden Modellversuch.

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Und so führten die Studierenden im Praxisworkshop bei „Schmitze Pitter“ und den beiden anderen Praxisfällen durch, was sie künftig anwenden sollen: Temperatur-, Blutdruck- und Blutzuckerkontrolle, medikamentöse Therapie, physikalische Therapie, Inhalationen, Wundpflegemaßnahmen, Lungenfunktionstest oder Langzeitblutdruckmessen.

Am Ende des Studiengangs „Pflegeexpertise“ hoffen sowohl die Marienhaus-Holding, die die Praxiskurse vermittelt, als auch die Hochschule in Vallendar, dass die Ausbildung in die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden kann. Dies soll dann nicht etwa eine Konkurrenz zu den ambulanten Pflegediensten werden, sondern als deren notwendige Ergänzung dienen.

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