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SportstättenStadt Mechernich will in Firmenich keinen Kunstrasenplatz bauen

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Luftbild (Drohnenaufnahme) des neuen Kunstrasenplatzes am Mechernicher Schulzentrum. Im Hintergrund sind Gesamtschule und Gymnasium zu sehen.

Zur Entlastung der angespannten Sportplatz-Situation soll der neue Kunstrasenplatz am Mechernicher Schulzentrum beitragen.

Das Spielfeld am Mechernicher Schulzentrum ist fast fertig. Die Entscheidung, ob auch in Firmenich ein Kunstrasenplatz gebaut wird, wurde vertagt.

Vielleicht hat man im Mechernicher Rathaus gedacht, dass man mit der Erstellung eines Sportstättenbedarfskonzepts sowie der Entscheidung zum Bau eines Kunstrasenplatzes am Schulzentrum und der damit verbundenen Umwandlung des Aschenplatzes im altehrwürdigen Eifelstadion in einen Naturrasenplatz beim Thema Sportstätten erstmal Ruhe hat. Doch während die Verwaltung davon ausgeht, dass insbesondere den Fußballern Plätze in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, gibt es Widerspruch aus den Vereinen.

Der SSC Firmenich hatte zum Beispiel schon im Juni den Bau eines zweiten Spielfeldes beantragt – „idealerweise mit Kunstrasen“, wie in einem Schreiben an die Stadt zu lesen ist. SSC-Vorsitzender Heiko Kronenberg erläuterte nun im Ausschuss für Bildung, Kultur und Soziales, warum sein Verein mit den vorhandenen Sportstätten nicht auskommt: „Wegen Unbespielbarkeit des Platzes fällt bei uns rund ein Drittel aller Trainingszeiten aus.“

Es sind bereits Kinder zu anderen Vereinen abgewandert, weil sie dort auf Kunstrasen spielen können.
Heiko Kronenberg, Vorsitzender SSC Firmenich

Grund dafür sei die zunehmende Überlastung des Rasenplatzes durch die permanente Beanspruchung. „Die intensive Nutzung führt zunehmend zu Problemen bei der Platzpflege sowie zu organisatorischen Schwierigkeiten bei der Verteilung von Trainingszeiten auf alle Altersklassen“, heißt es in dem Antrag des Vereins.

Jugendabteilung des SSC Firmenich wächst stetig – auch durch Zuzüge

Das Sportstättenbedarfskonzept stamme zudem aus dem Jahr 2023 und spiegele nicht mehr die aktuellen Gegebenheiten wider, so Kronenberg: „Unsere Jugendabteilung wächst stetig – das Problem der fehlenden Trainingsmöglichkeiten wird sich also noch weiter verschärfen.“ Ein durchaus nachvollziehbares Argument, denn speziell in Firmenich und Obergartzem dürften sich die Einwohnerzahlen in den kommenden Jahren durch die Ausweisung neuer Baugebiete stark erhöhen – und dem SSC neue Mitglieder und Jugendfußballer bescheren.

Die vorhandene Kapazität von 1,5 Plätzen reiche aber schon jetzt nicht aus, denn es komme noch hinzu, dass die Mini-Bambini und die Bambini-Gruppen des Vereins nicht in die Berechnung des Bedarfskonzepts einbezogen worden seien, weil sie nicht im DFB-Spielbetrieb geführt werden. „Es sind bereits Kinder zu anderen Vereinen abgewandert, weil sie dort auf Kunstrasen spielen können“, so Kronenberg.

Stadt Mechernich ist gegen Bau weiterer Kunstrasenplätze

In ihrer Vorlage für den Ausschuss sprach sich die Stadtverwaltung gegen den Antrag des SSC Firmenich aus. Zum einen sei das vorhandene Angebot laut Sportstättenbedarfskonzept ausreichend. Außerdem befürchtet man offenbar eine Antragsflut von weiteren Vereinen aus dem Stadtgebiet, wenn man dem Ansinnen der Firmenicher jetzt nachkommt. „Das ist einfach nicht finanzierbar, obwohl ich als Ex-Fußballer den Wunsch der Vereine natürlich verstehen kann“, sagte Kämmerer Ralf Claßen.

Die Luftaufnahme zeigt das Eifelstadion in Mechernich, wo derzeit Arbeiten zum Umbau des Tennenplatzes zu einem Rasenplatz stattfinden.

Der Aschenplatz des Mechernicher Eifelstadions wird derzeit zum Rasenplatz umgebaut.

Neben den Herstellungskosten von rund 700.000 Euro pro Kunstrasenanlage müsse man auch die Unterhaltskosten im Blick behalten. Dem Verein stehe es frei, einen eigenen Förderantrag im Rahmen des Programms Struktur- und Dorfentwicklung beim Land NRW zu stellen, wie es auch schon der Verein SG Rotbachtal-Strempt getan habe, so die Stadt.

Daniel Decker (SPD) sprach sich dafür aus, in Zusammenarbeit mit den Vereinen zunächst eine Prioritätenliste zu erstellen. „Denn auch andere Plätze, zum Beispiel in Satzvey, sind in einem schlechten Zustand.“ Günter Schmitz (CDU) stimmte zu: „Wir sehen den Stadtsportbund in der Pflicht, eine solche Liste zu erstellen.“

Ausschuss übergibt Entscheidung an den neugewählten Stadtrat

Claßen erwiderte, dass die Stadt bereits tätig geworden sei: Beim Rasenplatz in Kommern habe eine Verbesserung erzielt werden können, auch durch die bevorstehende Fertigstellung des Kunstrasenplatzes in Mechernich werde sich das Platzangebot für die Vereine weiter verbessern. „Gerade im Jugend- und Bambini-Bereich sollte es aber nicht das Ziel sein, die Kinder zum Training durch das ganze Stadtgebiet zu karren“, entgegnete Decker.

In ihrer letzten Sitzung dieser Legislaturperiode wollten die Politiker dann aber nicht mehr über den Antrag des SSC Firmenich abstimmen. „Wir müssen an die Jugend denken, sollten dem neuen Rat aber die Entscheidung über dieses wichtige Thema überlassen“, schlug UWV-Urgestein Heinrich Schmitz vor. Diesem Antrag schlossen sich alle Fraktionen einstimmig an.


Kunstrasenplatz am Schulzentrum wird am 3. Oktober eingeweiht

Bereits an diesem Wochenende könnte der Kunstrasenplatz am Schulzentrum erstmals bespielt werden – wenn alles wie geplant läuft. „Das entscheidet sich erst am Donnerstag“, berichtete Dezernent Ralf Claßen in der Ausschusssitzung.

Zu Wochenbeginn habe es bei den Bauarbeiten Verzögerungen wegen des starken Windes gegeben, so Claßen: „Die Kunstrasenbahnen sind immer wieder hochgewirbelt worden.“ Vor der Verklebung müsse der Kunstrasen aber erst eine gewisse Zeit liegen.

Die offizielle Eröffnung soll am Freitag, 3. Oktober, gefeiert werden. Start ist um 10 Uhr mit einem Jugendturnier der JSG Mechernich/Feytal/Weyer. Ab 13 Uhr schließt sich ein Ü32-Turnier an.

Eingesegnet wird der Kunstrasenplatz dann um 15.30 Uhr. Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, Ralf Claßen und Stefan John, Geschäftsführer des Stadtsportbundes, werden ebenfalls erwartet.

Höhepunkt des Programms ist dann ab 16 Uhr das Spiel der TuS-Legenden gegen die Landrat-Ramers-Elf. Bereits am 2. Oktober (19 Uhr) findet das Kreispokalspiel der TuS gegen die Sportfreunde DHO auf dem Kunstrasenplatz statt.