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Schöner WohnenLuxushäuser statt Schullandheim

Lesezeit 3 Minuten

Michael Husten ist der Investor. Von der künftigen Terrasse aus bietet sich den Bewohnern ein Blick in die Natur, so weit das Auge reicht.

Mechernich-Kommern – Fast 30 Jahre lang genossen Schulkinder aus Bonn in dem Gemäuer frische Landluft. 1994 war damit Schluss. Der Gebäudetrakt wurde seither fast von der Natur zurückerobert und verschwand hinter einem „Urwald“. Doch jetzt, so Peter Dierichsweiler, der städtische Wirtschaftsförderer Mechernichs, „wurde das frühere Schullandheim von Michael Husten aus seinem Dornröschenschlaf erweckt“.

Der so Angesprochene revanchierte sich mit einem Lob über die reibungslose Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und räumte im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit der Gerüchteküche auf, die in Sachen Schullandheim mit viel Phantasie am Kochen gehalten wurde. Nein, aus der Immobilie wird weder eine „Akademie für ursprüngliche Weisheit“ noch ein Heim für Demenzkranke und schon gar kein Rotlicht-Etablissement. Die GVV Liegenschaften GmbH von Michael Husten mit Sitz im ehemaligen Kloster Antonigartzem in Enzen errichtet im Bauprojekt „Natura“ acht „Architektenhäuser“.

Idyllische Waldlage

Diese Termini zielen auf den architektonischen Stil und das Ambiente ab: modern, loftartig, hell, in idyllischer Waldlage. Das 20.000 Quadratmeter große Areal befindet sich in einem Naturschutzgebiet, ist also „unverbaubar“, wie Husten sich ausdrückte. Die künftigen Bewohner können sich somit darauf verlassen, dass ihnen kein Neubaugebiet vor die Nase gesetzt wird.

Und darauf legen die Interessenten auch gesteigerten Wert. Husten: „Vier Häuser sind schon verkauft. Die Erwerber kommen aus einem Umkreis von 20 Kilometern, sind Besserverdienende in Führungspositionen und wollen nach einem zwölfstündigen Arbeitstag die Ruhe genießen.“

Als Husten das Objekt vor vier Jahren erwarb, hatte er noch Pläne, die sich an der ursprünglichen Nutzungsart orientierten: „Eine Art Jugendherberge mit Gastronomie.“ Doch Husten machte dieselben Erfahrungen wie die Stadt Bonn, die 1994 zur Schließung des Schullandheims geführt hatten: „Dafür gibt es keinen Bedarf.“ Die Aussicht auf einen Ausflug in die Natur ländlicher Gefilde scheint bei Jugendlichen keine Begeisterungsstürme mehr auszulösen.

Gestresste Leute, die mitten im Berufsleben stehen, sind da anders gepolt. Die vier künftigen „Waldbewohner“, die sich bereits mit der für die Vermarktung zuständigen GVV-Mitarbeiterin Gitti Huthmacher handelseinig wurden, waren bereit, für ihr künftiges Eigenheim rund 1200 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche zu bezahlen. Ihre Domizile, die zwischen 170 und 260 Quadratmeter bewohnbare Fläche bieten, liegen zwar direkt nebeneinander und haben gemeinsame Außenwände. Aber die Immobilien sind juristisch strikt voneinander getrennt. Jede Familie, die darin wohnt, kann im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften tun und lassen, was sie möchte, ohne dass eine Eigentümerversammlung einberufen werden muss.

Der Hauseigentümer in spe kann auch im Vorfeld seine speziellen Wünsche über den individuellen Zuschnitt seiner Wohnräume anmelden. Wie das aussehen könnte, ist an einem Musterhaus an der rechten Flanke des etwa 60 Meter langen Gesamtkomplexes bereits zu erkennen. Das bestimmende Element wird Glas sein. Die Fassaden sind fast in voller Ausdehnung lichtdurchlässig. Die Fenster des kernsanierten Gebäudekomplexes werden dreifach verglast sein, geheizt wird über Wärmepumpen, Wände und Dächer sind bestens isoliert. Husten: „Die Häuser sind äußerst energieeffizient.“

Mit kleinen Gärten

Und rundherum Natur, wohin man schaut. Die derzeit noch mit Dachpappe bedeckte riesige Terrasse wird noch herausgeputzt und kann je nach Gusto der Bewohner gemeinsam oder separat abgetrennt genossen werden. Die Grundstücke sind jeweils knapp 800 Quadratmeter groß, jeder hat kleine Gärten vor und hinter seinem Haus.

Den Großteil des parkähnlichen Areals will die GVV behalten. So könne man flexibel auf mögliche Wünsche der Hauseigentümer etwa nach einem Schwimmteich oder einem Spielplatz für Kinder reagieren, meint Husten. Dort, wo sich heute noch das Eingangstor befindet, sollen Autostellplätze mit Carports entstehen. Und schließlich wird auch noch die mit Schlaglöchern gespickte Zufahrt auf Kosten der GVV neu asphaltiert und mit einer Straßenbeleuchtung versehen. In sein Kalkulationsgrundlagen wollte sich Husten allerdings nicht reinschauen lassen. So viel verriet er aber doch: „Die Investitionssumme ist schon eine Hausnummer und liegt im siebenstelligen Bereich.“