Sommerfest zum Flut-JahrestagZwei Engel wurden für Helfer in der Not in Kommern verliehen

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Mehrere Menschen stehen auf einer Bühne, einer spricht über ein Mikrofon zum Publikum.

Zwei Flutengel wurden Menschen verliehen, die sich nach der Katastrophe besonders für ihre Mitmenschen eingesetzt hatten: Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (v.l.), Wolfgang Waßenhoven und Gertrud Pütz, die die Ehrung für die verstorbene Heike Waßenhoven entgegennahmen, Hubert Schilles, Manuela Holtmeier sowie Ralf Claßen.

Erinnern und Feiern dominierten das Sommerfest zum zweiten Jahrestag der Flutkatastrophe auf dem Arenbergplatz in Kommern.

Vergangenheit und Zukunft – beide Facetten des Erinnerns standen im Fokus des Sommerfestes in Kommern. Waren die ersten 90 Minuten der Veranstaltung noch dem Gedenken und der Bewältigung der Folgen der Flutkatastrophe gewidmet, so wechselte der Blick mit dem Auftritt der Coverband „Ten Ahead“ auf die fröhliche Seite des Daseins. Mehrere hundert Menschen nahmen an dem Sommerfest teil.

Organisiert hatte die Veranstaltung das Vereinskartell Kommern in Zusammenarbeit mit der Stadt, der Mechernich-Stiftung und dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), der mit einem Stand vertreten war. „Der ASB war nach der Flut ein toller Partner an unserer Seite“, fasste Ralf Claßen, Kämmerer der Stadt und Vorsitzender der Mechernich-Stiftung, zusammen.

Die Hilfsorganisation habe auch die Kosten für das Sommerfest refinanziert. Mitgebracht hatten die Mechernicher ASB-Mitglieder ihre Kollegen aus Witten, die mit den kleinen und großen Mädchen aus dem Publikum Blumenschmuck bastelten.

Nach der Flut: Hilfe für 300 Mechernicher Familien organisiert

Rund eine Million Euro habe die Stiftung an Spendengeldern erhalten und einen Großteil davon bereits an Betroffene gegeben, informierte Claßen. Rund 300 Familien habe damit geholfen werden können. Ein Teil ruhe noch auf dem Spendenkonto, denn auch zwei Jahre nach der Katastrophe gebe es noch Bedarf.

Zwei Frauen und ein Mädchen basteln Blumenkränze fürs Haar.

Blumenkränze konnten Kinder und Erwachsene am Stand des Arbeiter-Samariter-Bundes binden.

Als Schirmherr des Festes hatte sich Stephan Brings zur Verfügung gestellt. „Er ist immer da, wenn man ihn ruft“, dankte ihm Ortsbürgermeister Rolf Jaeck. Und wenn er schon einmal da war, sang er gleich ein paar Lieder, immer wieder auch unter Mithilfe des Publikums.

„Die Flut war wie ein Kriegsereignis“, sagte er. Kommern habe bereits 2016 eine Überflutung gehabt, viele Einwohner haben das nicht vergessen, haben bei heftigem Regen Angst. „Wer bei der Flut nicht selbst dabei war, dem fehlt oft das Verständnis“, sagte er. Die Folgen seien noch nicht vorbei, das merke er, wenn er mit dem Rad unterwegs sei.

Stephan Brings erhielt beim Flutlied „14. Juli“ stimmgewaltige Unterstützung

Wie kürzlich, als er in Gemünd gewesen sei. „Da ist noch viel kaputt“, so Brings. Mit Unterstützung eines spontanen Chors aus Stadtverwaltung und Kommerner Vereinskartell sowie dem Mechernicher Organisten Erik Arndt sang er das Flutlied von „Brings“: „Ich schwör Dir, wir vergessen nie den 14. Juli.“

Ein Musiker spielt Gitarre und singt.

Schirmherr Stephan Brings ließ es sich nicht nehmen, selbst zu Gitarre und Mikrofon zu greifen.

Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick bat im Gedenken an die 26 durch die Flutkatastrophe Verstorbenen im Kreis, ein Mensch war im Stadtgebiet Mechernich ums Leben gekommen, um eine Gedenkminute. Die Katastrophe sei beispiellos gewesen, die größte Einsatzlage seit Bestehen unseres Bundeslandes. „Rund 230.000 Einsatzkräfte waren zeitgleich im Einsatz“, sagte Schick. „Hier auf dem Arenbergplatz war ein Müllberg“, erinnerte Ortsbürgermeister Rolf Jaeck. Immer noch gebe es Menschen, die noch nicht wieder in ihre Wohnung zurück könnten.

Ein „Flutengel“, die Mechernicher Auszeichnung für besonderen Einsatz nach der Katastrophe wurde zwei Menschen überreicht. Zum einen ging der Preis, der von der Künstlerin Ela Rübenach gestaltet worden war, an Hubert Schilles. Damit wurde er nicht nur für seinen selbstlosen Einsatz bei der Sicherung der Steinbachtalsperre bedacht, sondern auch für die Unterstützung durch seine Baufirma bei der Beseitigung der Müllberge in Mechernich. „Es ist auch ihm zu verdanken, dass Mechernich als erste Kommune vom Flutmüll befreit war“, dankte Schick.

Ein weiterer „Flutengel“ musste posthum verliehen werden, da die Preisträgerin Heike Waßenhoven im Mai tödlich verunglückt war. Die Ortsbürgermeisterin von Satzvey habe nach der Flut in ihrem Ort viel geholfen, so Schick. Der Engel wurde an ihre Mutter Gertrud Pütz und den Ehemann Wolfgang Waßenhoven übergeben.

Dann übernahmen „Ten Ahead“ das Kommando auf der Bühne mit Hits von den siebziger Jahren bis zu den aktuellen Charts zu spielen. Die zwölfköpfige Truppe, bei der auch Mirko Bäumer, der Frontmann der „Bläck Fööss“ mitwirkte, sorgte vom ersten Stück an für gute Laune beim Publikum.

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