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Wohnprojekt in RoggendorfAltes Pfarrhaus wird zum Atelier

Lesezeit 4 Minuten

Das alte Pfarrhaus neben der evangelischen Kirche in Roggendorf ist von mächtigen Bäumen umgeben.

Mechernich-Roggendorf – Es war einmal ein altes Bett... Märchen beginnen so oder auch etwas kuriose Geschichten über eine junge Architektin und einen jungen Innenarchitekten, die durch ein antikes Kinderbett im alten Pfarrhaus in Roggendorf gelandet sind – und es nun zu ihrem Atelierhaus herrichten.

Ramona Kannegiesser und Thomas Serwas lieben antike Möbel und Utensilien. Davon zeugen der wunderschöne Nähseide-Schrank, die alte Nähmaschine oder eine nostalgische Schreibmaschine in ihrem Arbeitsraum im Roggendorfer Pfarrhaus. „Wir sind immer gerne auf Antikmärkten unterwegs“, erklärt Ramona Kannegiesser. Öfters würden sie auf der Suche nach schönen alten Stücken durch die Eifel fahren. Und so sind sie eines Tages auch in Kommern in der Antikhalle an ein schönes, altes Eisenbett geraten. Das haben sie aufgearbeitet, benötigten jedoch ein spezielles Matratzenmaß. Helfen konnte Betten Schmitz aus Mechernich, dessen Inhaber Heinrich Schmitz den beiden im Gespräch davon berichtete, dass die evangelische Gemeinde in Roggendorf das alte Pfarrhaus verkaufen wolle. Vor gut einem Jahr fand die erste Besichtigung statt.

Ramona Kannegiesser und Thomas Serwas freuen sich, am Samstag, 26. Juli, interessierte Besucher im Atelierhaus in Roggendorf, Landstraße 22 (rechts neben der evangelischen Kirche), zum „Lichterfest“ begrüßen zu dürfen.

Um 14 Uhr werden die Türen geöffnet, um 14.30 Uhr wird das Lichterfest offiziell eröffnet. Die beiden stellen sich und das, was sie machen, vor. Um 15 Uhr startet der erste Workshop, „Baue deine eigene Lichtquelle – einen individuellen Kerzenständer aus Stahlrohren“ (max. zehn Teilnehmer; spontane Teilnahme möglich; Teilnahme kostenlos, Materialkosten werden bei Mitnahme nach Verbrauch berechnet).

Um 15.30 Uhr und um 16.30 Uhr beginnen Führungen. Der zweite Workshop, „Baue deinen eigenen Kerzenschirm – ein Stoffschild mit Sashiko-Stickereien“, folgt um 16 Uhr (max. zehn Teilnehmer; spontane Teilnahme möglich; die Teilnahme ist kostenlos, lediglich die Materialkosten von 8 Euro werden berechnet).

Um 17 Uhr findet das große Finale statt. Unter dem Titel „Die Erleuchtung“ werden gemeinsam die Kerzen in den gebauten Kerzenständern angezündet, das Schattenspiel der Kerzenschirme wird beobachtet, um so das alte Pfarrhaus wieder zum Leben zu erwecken. (ron)

Irgendwie hat man den Eindruck, wenn die beiden davon erzählen, dass es Liebe auf den ersten Blick war. Ein Mietvertrag wurde geschlossen, und seit etwas über zwei Monaten sind die beiden Kreativen damit beschäftigt, das Pfarrhaus zu sanieren. Und wie das bei einem alten Haus so ist, stoßen sie immer wieder auf Überraschungen. Etwa auf die ausgemauerten Gefache des Fachwerks, die sie im Flur mal freigelegt haben, um sie ihren Besuchern zu zeigen. Oder mehrere Zentimeter dicke Fliesen in der Küche, die unter drei Schichten PVC samt Kleber verborgen waren. „Die holen wir nun Stück für Stück heraus und verlegen sie später wieder neu“, erklärt Thomas Serwas. „Uns schwebten solche Fliesen immer vor – jetzt haben wir sie“, ergänzt Ramona Kannegiesser mit einem Lächeln. Denn ihr ist klar, dass diese Fliesen ein ordentliches Stück Arbeit bedeuten. Das ganze Haus könnte so zum Lebenszeitprojekt des Paares werden.

Während sie in einem Kölner Architektenbüro arbeitet, hat er seine Stelle in Frankfurt aufgegeben, um sich ganz dem Haus und dem Projekt „Zeitfrei und Verräumt“ zu widmen. Das steht bei den beiden „für ein Lebensgefühl, bei dem der hektische Alltagsstress ausgeblendet wird und wir uns auf den Menschen an sich und seine Bedürfnisse konzentrieren“.

Um ihre Philosophie optimal weitergeben zu können, bieten sie neben den kreativen handwerklichen Tätigkeiten in ihrer „Wertstatt“ sowohl Freizeitaktivitäten, als auch Probewohnen in einem der Zimmer an. Dann können Besucher zum Beispiel in einem Bett aus Gerüststahl-Teilen nächtigen. „Wir versuchen, alltägliche Gegenstände in einen neuen Kontext zu bringen“, erklärt Serwas. Die Betten, Möbel und Wohnaccessoires aus den Gerüststahlteilen sind besonders gelungene Beispiele dieser Intention. Und bei den Betten schließt sich dann irgendwie wieder der Kreis. Mit „Es war einmal ein altes Bett“ hat alles angefangen. Und Märchen enden doch immer so schön: Denn wenn sie nicht gestorben sind, dann füllen sie das alte Pfarrhaus noch heute mit Leben.