Bis zu 40 Prozent teurerDarum steigen die Preise für Müllentsorgung im Eifelland

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Der Abfall muss abgeholt und sortiert werden – das gilt für alle Gemeinden. Beim Restmüll hat allerdings jede Kommune ihr eigenes Sammlungssystem.

Der Abfall muss abgeholt und sortiert werden – das gilt für alle Gemeinden. Beim Restmüll hat allerdings jede Kommune ihr eigenes Sammlungssystem.

  • Die Müllentsorgung könnte in neun Kommunen im Kreis Euskirchen ab dem 1. Januar 2022 richtig teuer werden.
  • Weil die Verträge dann neu ausgeschrieben werden müssen, droht eine Preiserhöhung von bis zu 40 Prozent.
  • Doch wieso steigen die Preise auf einmal so stark an? Und was wollen die Kommunen dagegen unternehmen?

Eifelland – Wir werfen den Abfall in die Tonne, stellen sie an die Straße und dann kommt die Müllabfuhr. Stinkenden Essensreste, Windeln und Verpackungen sind dann Geschichte. Dieser Service, der für viele Bürger längst selbstverständlich ist, könnte in neun Kommunen im Kreis Euskirchen ab dem 1. Januar 2022 aber richtig teuer werden.

Denn die bisherigen Verträge für die Müllentsorgung in den Gemeinden Bad Münstereifel, Blankenheim, Dahlem, Hellenthal, Kall, Mechernich, Schleiden, Weilerswist und Zülpich enden im Dezember 2021 und müssen neu ausgeschrieben werden. Und danach wird die Entsorgung höchstwahrscheinlich bis zu 40 Prozent teurer. Das prognostiziert die Firma Schmidt/Bechtle, die die Kommunen berät.

Es gibt kaum konkurrierende Entsorgerfirmen

Sie hat die Situation auf dem Markt analysiert und mit Fällen anderer Kommunen in Deutschland verglichen. Die neun Gemeinden aus dem Kreis Euskirchen haben sich schon vor Jahren in Sachen Müllentsorgung zusammen getan und fungieren als ein großer Auftraggeber.

Den derzeit laufenden Vertrag mit der Entsorgerfirma Schönmackers haben sie bereits um ein Jahr verlängert. Das ist allerdings nur einmal möglich. Ein Grund für die zu erwartende massive Preissteigerung sind laut Lothar Hilgers von der Gemeinde Mechernich die gestiegenen Kosten. Die Einführung des Mindestlohns und der Personalmangel bei Fahrern ließen die Löhne steigen.

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Das größere Problem sei allerdings der Mangel an Bewerberfirmen. 2012 seien noch bis zu 18 Anfragen zur Ausschreibung der Kommunen eingegangen. „Heute sind die Kommunen froh, wenn sich zwei oder drei Firmen bewerben“, so Hilgers. Das habe die Analyse der Beraterfirma gezeigt. Ein Problem, das auch dem Bundeskartellamt bekannt ist. „Wir beobachten seit einiger Zeit eine wachsende Konzentration auf den Entsorgungsmärkten und in vielen Regionen eine rückläufige Beteiligung an den Ausschreibungen für Entsorgungsaufträge“, heißt es auf Nachfrage.

Hilgers: Kosten für Gemeinden sind aktuell sehr niedrig

Die aktuellen Gebühren in den betroffenen neun Gemeinden sind laut Hilgers allerdings auch besonders niedrig. 2012 sei der Preis für die Müllentsorgung aufgrund der guten Wettbewerbslage auf dem Abfallentsorgungssektor um rund 40 Prozent gesunken. Nun gleiche sich der Preis eben wieder an den Markt an.

Was das am Ende für den einzelnen Bürger bedeutet, kann Hilgers nicht sagen. Denn die neun Kommunen haben sich zwar als Auftraggeber zusammengetan, rechnen aber alle einzeln mit der Entsorgerfirma ab. Jede Kommune hat dadurch unterschiedliche Müllgebühren – auch weil es verschiedene Sammlungssysteme gibt. In Mechernich etwa wird die graue Restmüll-Tonne wahlweise im zwei- oder im vierwöchigen Rhythmus geleert. In Schleiden geschieht das alle drei Wochen.

Das Identsystem

Die Gemeinden Kall, Hellenthal, Zülpich und Dahlem nutzen bei der Abfallentsorgung das Ident-System. Dabei werden die Mülltonnen mit einem Chip ausgestattet. Dieser zählt, wie oft die Tonne geleert wird. So zahlen die Anwohner nur dann für die Entsorgung, wenn sie ihre Tonne auch tatsächlich an die Straße gestellt haben. Allerdings gibt es eine Mindestanzahl an Leerungen, die bezahlt werden müssen.

Mithilfe des Systems wollen die Gemeinden insgesamt das Müllaufkommen senken. Außerdem hat es zur Folge, dass sogenannte Schwarztonnen von der Straße verschwinden, denn: Die Müllabfuhr leert nur solche Tonnen, die über einen Chip verfügen. Eine Tonne einfach an die Straße zu stellen, obwohl sie gar nicht angemeldet ist, geht dann nicht mehr.

Für die automatisierte Zählung der Leerungen speichert der Chip die Adresse und die Nummer der jeweiligen Miettonne. Die Gemeinde personalisiert diese Daten bei der Erstellung des Gebührenbescheids zum Jahresende. (jre)

Auch die Größe der Tonnen ist je nach Gemeinde unterschiedlich. In Weilerswist gibt es 60-, 80-, 120-, 240- und 1100-Liter-Tonnen. In Blankenheim gibt es nur drei verschiedene Größen: 80, 120 und 240 Liter. Und die Gemeinden Dahlem, Kall und Hellenthal setzen auf das Identsystem, bei dem die Anwohner nur die Leerungen zahlen, die sie tatsächlich in Anspruch genommen haben. Diese Unterschiede machen es für die Entsorgerfirma schwerer zu kalkulieren, was den Preis nach oben treibt.

So wollen die Gemeinden die Preissteigerung mildern

Und da wollen die Gemeinden ansetzen, um die zu erwartende Preissteigerung abzumildern. Die Sammlungssysteme sollen angeglichen werden. „Das ist aber eine schwere Geburt“, erklärt Hilgers. Jede der neun Kommunen habe Gründe, auf bestimmte Systeme zu bestehen. Eine Einigung auf ein komplett einheitliches System sei aussichtslos. Deshalb versuchten die Kommunen für sich den Preis etwas zu senken.

In Mechernich gebe es etwa eine Möglichkeit, Geld bei der Schadstoffentsorgung zu sparen. Bisher gibt es dort drei pro Jahr. Dabei steuert das Schadstoffmobil auch jeden Ort in der Kommune an. Das könnte sich ab 2022 ändern. Künftig könnte das Schadstoffmobil nur noch zweimal im Jahr ausrücken – und dann auch nicht in jeden Ort, sondern in einen oder zwei Hauptorte, wo es dann einen Tag lang stehe, erklärt Hilgers eine mögliche Option.

Die Gemeinden würden, so gut es gehe, an den Stellschrauben drehen, die sie beeinflussen können, damit es für die Anwohner nicht zu teuer werde. „Wir versuchen alles“, sagt Hilgers. Im Herbst 2020 soll die neue Ausschreibung rausgehen. Dann wird sich zeigen, wie teuer die Müllentsorgung in den Kommunen wird.

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