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Neues Buch111 äußerst berühmte Eifelkinder

Lesezeit 4 Minuten

Der bekannte Marmagener Fotograf Joseph Lemling machte dieses Bild. Da bei dieser Aufnahme der Steinfelder Anlage die beiden Westwerktürme fehlen, muss sie vor 1873 angefertigt worden sein.

Kreis Euskirchen/Daun – „Kinder der Eifel – aus anderer Zeit“ lautet der Titel des Buches, das jetzt von dem aus der Eifel stammenden Manager und Wissenschaftler Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hermann Simon herausgegeben worden ist. Zum Jahreswechsel hat die Dauner Südwest-und Eifelzeitung Verlags- und Vertriebs-GmbH das 256 Seiten starke Historienwerk auf den Markt gebracht. In dem Buch beschreibt der ebenfalls aus der Eifel stammende Schriftsteller Gregor Brand die faszinierenden Lebensläufe von 111 Eifeler Kindern, die weltweit Spuren in der Geschichte hinterlassen haben.

Zu ihnen gehören, wie im Buch nachzulesen ist, auch eine ganze Reihe historischer Persönlichkeiten aus Schleiden, Bad Münstereifel, Marmagen, Blankenheim, Reifferscheid und Flamersheim. Sie alle haben ihre familiären Wurzeln in der Eifel und in der weiten Welt Großes erreicht. Auf die Initiative von Kindern der Eifel gehen weltberühmte Bauwerke wie der Eiffelturm oder das Empire State Building zurück.

Erbauer des Eiffelturms

Gregor BrandKinder der Eifel – aus anderer ZeitISBN: 978-3-9810588-3-3256 Seiten

Der Erbauer des Pariser Eiffelturmes, Gustave Eiffel (1862-1923), war ein direkter Nachfahre des aus Marmagen stammenden und nach Frankreich ausgewanderten Jean-René Bönickhausen. Von 1889 bis 1930 galt der Eiffelturm als höchstes Gebäude der Welt.

1931 löste das Empire State Building in New York den Eiffelturm in dieser Kategorie ab, und auch dabei steckte die Initiative und die Tatkraft eines Eifelers dahinter. Der Erbauer des mächtigen Bauwerkes, der amerikanische Milliardär John Jakob Raskob (1879-1950), war ein Urenkel des Eifelers Nikolaus Raskob, der 1846 mit seiner Familie nach Amerika ausgewandert war.

Viele Persönlichkeiten Eifeler Herkunft, so hat Schriftsteller Gregor Brand recherchiert, zählten zu den größten Architekten, Industriellen, Philosophen, Theologen, Feldherrn, Dichtern, Mathematikern, Technikern und Wissenschaftlern ihrer Zeit. Für andere stand die politische oder soziale Tätigkeit im Vordergrund. Eifeler machten bahnbrechende Erfindungen und gründeten Industrieunternehmen von Weltruf.

Nur 18 Prozent der 111 beschrieben Kinder der Eifel, so Gregor Brand, wirkten in erster Linie in ihrer Heimatregion, andere haben der Eifel in fremden Ländern Ehre gemacht. 14 Prozent habe es nach Amerika verschlagen, wo die ausgewanderten Eifeler und ihre Nachfahren als Bischöfe, Schriftsteller, Biologen, Verleger oder auf sonstige Weise maßgebliche Beiträge zur Kultur der USA geleistet hätten, so der Autor.

Gregor Brand beschreibt die Herkunft und den Werdegang des großen Kirchenfürsten und Prager Erzbischofs Johann Moritz Gustav von Manderscheid-Blankenheim, der nicht nur dem berühmten Eifeler Adelsgeschlecht von Manderscheid entstammte, sondern der 1676 auch in Blankenheim als drittjüngstes von 17 Kindern des Grafen Salentin Ernst von Manderscheid-Blankenheim geboren wurde.

Im weiteren Verlauf des Buches beschreibt Brand das Leben und Wirken des vermutlich 1481 in Schleiden geborenen Grafen Dietrich IV. von Manderscheid-Schleiden. Unter dessen Herrschaft habe die Eisenindustrie in Schleiden eine Blütezeit erlebt. Damals zählten die Bürgersöhne Sturmius und Sleidanus zu den großen Gelehrten des 16. Jahrhunderts, die von Graf Dietrich geschätzt und unterstützt wurden. Seinen Sohn Franz ließ er damals von dem jungen Sleidanus unterrichten.

Pioniere der Fotografie

In Marmagen geboren wurde auch einer der Pioniere der Fotografie: Joseph Lemling (1825-1894) erfand schon als 20-Jähriger neue Techniken der Fotografie. Zahlreiche Publikationen erschienen damals in Fachzeitschriften oder Büchern. Sein Ratgeber „Der praktische Photograph“ erschien schon 1862 in zweiter Auflage. Viele seine Veröffentlichungen wurden in mehrere Sprachen übersetzt und fanden internationale Beachtung. Sie gelten längst als bedeutende Dokumente zur Geschichte der Fotografie. Heute erfreut sich auch der Kyllburger Pianist und Fifa-Schiedsrichter Heribert Fandel an einigen von Lemlings Eifelbildern.

Dem 1870 geborenen Münstereifeler Friedrich Joseph Haass, der sich einen Namen als „Heiliger Arzt von Moskau“ gemacht hat, stellt Gregor Brand auf zwei Seiten als Arzt und Wohltäter vor. Er sei auch noch 150 Jahre nach seinem Tod in Russland nicht vergessen. Als Chefarzt aller Moskauer Gefängnis-Spitäler hatte sich Dr. Haass damals gegen die brutale und menschenunwürdige Behandlung der Sträfling gestellt und viele Erleichterungen durchsetzen können. Gregor Brand: „Große russische Autoren von Dostojewski bis Solschenizyn und Kopolew haben sich mit der Biografie des inzwischen seliggesprochenen Münstereifeler Arztes beschäftigt.“

Architekt erlangte weltweiten Ruhm

Weitere Personen, die als Kinder der Eifel beschrieben werden, sind der Indologe und Volksschullehrer Willibald Kirfel (1885-1964) aus Reifferscheid und Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969), dessen Vorfahren aus Blankenheim stammten. Er ging als Genie der modernen Architektur in die Geschichte ein und erlangte weltweiten Ruhm.

Der Chemiker und Nobelpreisträger Emil Fischer (1852-1919) aus Euskirchen zählt noch heute zu den bedeutendsten Chemikern aller Zeiten. Fischer war 1902 der erste deutsche Nobelpreisträger für Chemie. Er legte damals die Grundlage zur Biochemie des 20. Jahrhunderts. Emil war der Sohn des Flamersheimers Laurenz Fischer, der im Alter von 14 Jahren nach schlechten Leistungen von der Schule abgegangen war. Sein Filius machte es besser. An der Universität in Straßburg wurde er zum besten Studenten des Chemikers Adolf von Baeyer. In der Folgezeit trat Fischer durch zahlreiche Entdeckungen hervor. Vom Krebs gezeichnet nahm sich Emil Fischer 1919 im Alter von 66 Jahren das Leben.