Nach fünf Jahren Vorlauf können die Ausschreibungen für das neue Feuerwehrgerätehaus in Herhahn beginnen.
Dringend benötigtDas Feuerwehrgerätehaus in Herhahn wird doppelt so teuer wie geplant

Das Feuerwehrgerätehaus in Herhahn muss durch einen Neubau ersetzt werden, weil es nicht den Vorschriften entspricht.
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Nach einer Planungs- und Vorbereitungszeit von rund fünf Jahren soll die Baugenehmigung für das neue Feuerwehrgerätehaus in Herhahn Ende August endlich erteilt werden. Das hat der Kreis Euskirchen der Stadt Schleiden mitgeteilt.
Die Aufträge für die Rohbauarbeiten sollen dann im September vergeben werden und die Bauarbeiten noch in diesem Jahr beginnen. Die Gesamtkosten werden von der Stadt auf rund 3,2 Millionen Euro beziffert. 2027 soll das neue Gerätehaus fertig sein.
Die Löschgruppe Herhahn ist aufgrund ihrer Personalstärke und ihres Standortes ein wichtiger Baustein der Schleidener Feuerwehr und unter anderem auch für den Brandschutz in Vogelsang zuständig.

Die Visualisierung des neuen Feuerwehrgerätehauses in Herhahn.
Copyright: Architekturbüro abph
Das alte Gerätehaus stammt aus dem Jahr 1976 und entspricht trotz einiger Renovierungen nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Die Liste der Mängel ist lang und reicht von Quetschgefahr an den Falttoren über zu geringe Sicherheitsabstände neben den Fahrzeugen bis hin zu einer fehlenden Schwarz-Weiß-Trennung der Einsatzkleidung. Außerdem gibt es keine Duschmöglichkeiten, und die Umkleide befindet sich in der Fahrzeughalle. Hinzu kommt, dass für mehr als 30 Feuerwehrleute nur knapp acht Parkplätze zur Verfügung stehen.
Corona, Krieg und Inflation lassen die Kosten explodieren
Die Mängel sind bereits im Brandschutzbedarfsplan der Stadt aus dem Jahr 2015 nachzulesen, in dem der Neubau als zwingend erforderlich eingestuft wird. Entstehen soll er auf einem Grundstück neben dem Sportplatz an der B 266.
Das neue Gebäude besteht aus einem Hallentrakt für vier Einsatzfahrzeuge, Lager, Werkstatt und Abstellräumen und einem Sozialtrakt mit getrennten Umkleiden mit Wasch- und WC-Bereichen für Männer und Frauen. Zweigeteilte Spinde sorgen für die notwendige Trennung von Einsatz- und Privatkleidung. Außerdem sind ein Schulungsraum, ein Büro und eine Teeküche vorgesehen.
Die geplanten Baukosten für das Gerätehaus haben sich zwischenzeitlich mehr als verdoppelt. Im August 2020 waren die Ausgaben von der Stadt auf 1,5 Millionen Euro geschätzt worden. Doch in der Planungs- und Genehmigungsphase kam es zu vielen Verzögerungen. So sorgten Inflation, Handwerkermangel, steigende Energie- und Materialpreise und die corona- und kriegsbedingt gestörten Lieferketten dafür, dass sich die Summe auf rund 3,2 Millionen Euro steigerte.
Ich bin natürlich sehr erfreut, dass es scheinbar endlich losgehen kann.
Die Förderung von der Bezirksregierung Köln ist aber auf 250.000 Euro begrenzt. Die Differenz muss die Stadt übernehmen.„Ich bin natürlich sehr erfreut, dass es scheinbar endlich losgehen kann“, erklärte Bürgermeister Ingo Pfennings. „Aufgrund verschiedener Einflussfaktoren sind wieder viele Jahre ins Land gegangen, bis es endlich zum Spatenstich und dann hoffentlich zu einem reibungslosen und zügigen Bauablauf kommt.
Dieser Prozess zeigt mit aller Deutlichkeit, dass mittlerweile viel zu viel Zeit in Planungs- und vor allem Genehmigungsprozessen verloren geht, die nicht nur unnötig Zeit und Arbeitskraft, sondern auch Nerven kosten“, kritisierte Pfennings.
Feuerwehrleute in Herhahn sind auch für Vogelsang zuständig
Die Leidtragenden seien die ehrenamtlichen Feuerwehrmänner und -frauen, die sich tagtäglich für ihre Mitmenschen einsetzten und längst ein zeitgemäßes Gerätehaus verdient hätten. Neben dem „Regelbetrieb“ müsse die Löschgruppe auch die hohe Belastung und das immer größere Aufgabenspektrum durch die Liegenschaften in Vogelsang kompensieren.
„Sumerisch die größte Belastung birgt die zentrale Unterbringungseinrichtung der Bezirksregierung für Flüchtlinge, die sogenannte ZUE Vogelsang“, betonte Pfennings. Vom Komplexitätsgrad her seien aber auch die anderen Einrichtungen nicht zu unterschätzen – besonders in Kombinationen mit der Lage und der Topografie.
„Neben dem schnellstmöglichen Neubau des Feuerwehrgerätehauses müssen daher parallel Gespräche mit den Standortpartnern von Vogelsang erfolgen, um alle potenziellen Entwicklungsideen auch hinsichtlich der Gefahrenabwehr betrachten zu können“, betont der Schleidener Bürgermeister.
Bei touristischen oder wirtschaftlichen Vorhaben müsse berücksichtigt werden, dass Besucher ein Anrecht darauf hätten, dass ihnen im Ernstfall rechtzeitig geholfen werden könne und die ehrenamtlichen Einsatzkräfte mit dieser Aufgabe nicht überfordert würden.
Feuerwehrgerätehaus Herhahn: Darum dauert es so lange
Los ging es laut Stadt im Oktober 2020 mit einer Bauvoranfrage beim Kreis Euskirchen, die im März 2021 positiv beschieden wurde. Wegen der massiven Schäden nach der Flut im Juli 2021 wurde das Projekt dann erst einmal zurückgestellt, im November 2022 aber wieder aufgenommen.
Im Juni 2023 wurde schließlich der Bauantrag eingereicht, der im vergangenen Jahr zweimal angepasst werden musste. Einmal forderte Straßen NRW eine Verschiebung des Gebäudes um 20 Meter nach hinten. Für die andere Verzögerung sorgte die Stadt selbst, als sie entschied, dass einer der beiden Tankwagen in Herhahn stationiert werden soll. Dafür musste ein zusätzlicher Stellplatz geplant und die dort ursprünglich vorgesehene Werkstatt an eine andere Stelle verlagert werden.
Im Dezember 2024 wurde dann der modifizierte Bauantrag eingereicht. Im April und Mai 2025 mussten eine straßenrechtliche Stellungnahme und Unterlagen zu (Ersatzbepflanzungen, Versickerung und Dachentwässerung nachgereicht werden.