GastronomieKettners geben Schleidener Schlossrestaurant nach 22 Jahren ab

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Abschied Kettner Schleiden

Am Sonntag empfangen Karen und Hermann Kettner (r.) zum letzten Mal ihre Gäste in Schleiden. Das Schlossrestaurant übernehmen dann  Bianka und Harald Paulus.  

Schleiden – Seit 40 Jahren sind Kettners eine Institution in der Gastronomie – und das über das Schleidener Tal hinaus. Doch nun ist Schluss: Am Sonntag, 13. März, empfangen Karen und Hermann Kettner zum letzten Mal ihre Gäste im Schleidener Schlossrestaurant. Das ist aber nicht das Aus für das Restaurant: Mit Bianka und Harald Paulus stehen Nachfolger bereit, die Arbeit der Kettners fortzuführen.

„40 Jahre sind ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören“, sagt Karen Kettner mit Blick auf die Zeit, die das Ehepaar erfolgreich in der Eifel verbracht hat. Doch es gibt noch mehr Gründe. „Das letzte Jahr hat uns den Rest gegeben“, sagt Karen Kettner. Ihr Mann stimmt schmunzelnd zu: „Es hat die Entscheidung erleichtert.“

Erst war das Restaurant wegen Corona lange geschlossen, dann kam die Flut. Seit dem 14. Juli ist ihr Wohnhaus in Mauel unbewohnbar. Noch immer leben sie in einer Ferienwohnung in Bronsfeld. An dem Abend mussten sie miterleben, wie das Wasser immer höher stieg. „Irgendwann sank es draußen, da war es in unserem Flur immer noch zehn Zentimeter höher, so dass ich erst einmal die Haustür aufgemacht habe“, erinnert sich Hermann Kettner.

Nachfolge für das Schleidener Restaurant war schnell geregelt

Wenige Tage nach der Flut haben sie das Schlossrestaurant wieder eröffnet. „Wir waren ja das einzige Restaurant in der Gegend, das offen hatte“, beschreibt Karen Kettner die Situation.

Als sie den Entschluss aufzuhören öffentlich machten, ging alles recht schnell. Innerhalb von zehn Tagen seien sie sich mit dem Ehepaar Paulus einig geworden. „Wir haben geguckt, uns verliebt und unterschrieben“, sagt Bianka Paulus schmunzelnd. „Es ist genau das Richtige“, sagt auch Harald Paulus.

40 Jahre Gastronomie

Michelin-Stern für Schleiden

1982 haben Karen und Hermann Kettner die „Alte Rentei“ in Schleiden übernommen und sich dort 1985 einen Michelin-Stern erkocht. Aus Aachen waren sie damals in die Eifel gekommen. „Wir sind so liebevoll aufgenommen worden, wir hatten nie das Gefühl, dass wir Fremde waren“, betont Karen Kettner. 1990 übernahmen sie dazu das Kurparkrestaurant in Gemünd. 1994 wurde die Rentei geschlossen. Seit 2000 sind sie jetzt im Schloss. (sev)

Prominente Gäste

Gerne erinnern sich Kettners an die Zeit in der Rentei. Durch die Hotelzimmer seien Arrangements mit Überraschungsmenü und Übernachtung angeboten worden. Von weither seien die Gäste gekommen. „Wir waren damals der einzige Laden in der Gegend mit einem Stern“, so Hermann Kettner. Viele bekannte Namen finden sich im Gästebuch vom Naabtalduo über Schiedsrichter Walter Eschweiler bis zum Ensemble des Ohnesorg-Theaters. Und der ehemalige DFB-Präsident Egidius Braun ist danach Stammgast bei Kettners im Schloss geworden. „Es war eine andere Zeit“, so Karen Kettner. Die Leute hätten nicht so auf den Pfennig geguckt, vieles sei auf Spesen gegangen. „Wir hatten damals ja auch noch viel Industrie im Schleidener Tal“, erinnert sie an die 1980er. (sev)

Elefantenfürzchen

Am Anfang hätten sich die Schleidener nicht in das Restaurant getraut, weil alle behaupteten, das sei zu teuer. „Da haben die Schleidener einen Karnevalswagen gemacht, darauf war die Rentei, wo ,Elefantenfürzchen, vierkant gebraten’ serviert wurden“, so Kettner lachend. (sev) 

Als der Kaller Weinhändler Jan Baum ihnen vorgeschlagen habe, es einmal mit dem Schlossrestaurant zu versuchen, seien sie erst skeptisch gewesen, doch dann schnell begeistert.

Dabei ist Paulus der gute Ruf von Kettners Küche wohlbekannt. „Als ich 1982 im Haus Rupperath in Eicherscheid in die Kochlehre gegangen bin, war die Rentei in der ganzen Eifel bekannt“, erinnert sich der gebürtige Blankenheimer Harald Paulus. Auch er ist in der Eifel kein Unbekannter mehr.

Harald Paulus absolvierte eine Tour durch Sterne-Restaurants

Nach einer Tour durch mehrere mit Stern ausgezeichneten Restaurants, wobei er die Auszeichnung im „Wollenberg“ selbst errang, machte er sich in Hamburg mit dem „Marlin“ selbstständig, das von der Zeitschrift „Feinschmecker“ zum besten Fischrestaurant Hamburgs gekürt wurde. Von dort ging er für vier Jahre ins Flugplatzrestaurant Dahlem. Seit zwei Jahren arbeitete er in Gerolstein.

Das Schlossrestaurant wird er mit seiner Frau Bianka betreiben. „Ich bin 2016 in die Eifel verschleppt worden“, scherzt sie. In Dahlem habe sie, obwohl sie gar nicht aus der Gastronomie kommt, zum ersten Mal mit ihrem Mann zusammengearbeitet: „Das war ein Experiment, das wir viel eher hätten wagen sollen, so gelungen war es.“

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„Bei uns kann man alles bekommen, von einfach gestrickt bis exklusiv“, kündigt Harald Paulus an. Er sei regional geprägt, habe aber auch ein Faible für Fisch, und als Jäger koche er auch gerne Wildgerichte. „Ich liebe die klassische deutsche Küche und finde schade, dass sie verloren geht.“ Zwei vegetarische Gerichte seien immer auf der Karte – mehr sei möglich: „Vegan machen wir spontan.“ Zum ersten Mal werden sie am 7. April Gäste empfangen.

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