Unternehmer Thomas Scholzen will, dass Schleiden wie Bad Münstereifel ein Frühwarnsystem für Starkregen- und Sturzflutereignisse realisiert.
Vorfahrt für HochwasserschutzThomas Scholzen will für Frühwarnsystem in Schleiden zahlen

Am ehemaligen Wehr zeigt Thomas Scholzen Sabine Preiser-Marian, wo einer der Sensoren eingesetzt werden könnte.
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Als Thomas Scholzen aus Schleiden in dieser Zeitung vor einiger Zeit gelesen hatte, dass es für das von der Stadt Schleiden favorisierte und auf künstlicher Intelligenz beruhende Frühwarnsystem für Starkregen- und Sturzflutereignisse erstmal keine Förderung des Landes gibt, wollte er sich damit nicht zufriedengeben: „Vier Jahre nach der Flut muss beim Thema Frühwarnsysteme etwas passieren.“
Scholzen will jetzt vorangehen und setzt sich für ein einfacheres und preisgünstigeres Model nach dem Vorbild von Bad Münstereifel ein. Und er ist bereit, die ersten beiden Pegelmessstellen am Dieffenbach in Schleiden selbst zu bezahlen: „Ich hoffe, dass sich andere Unternehmer und Grundstückseigentümer anschließen und wir so das Frühwarnsystem auf die Stadt und auf andere Kommunen im Kreis Euskirchen ausweiten können.“
Seit dem Tod seines Vaters Elmar ist Thomas Scholzen Betreiber des Campingplatzes und des Schwimmbades in Schleiden. „Bei der Flut 2021 war allein im Schwimmbad ein Schaden von 500.000 Euro im Maschinenraum entstanden“, erzählte Scholzen. Angesichts solch immenser Schadenssummen sei es billiger, in den Hochwasserschutz zu investieren.
Rund 300.000 Euro in die Zukunft des Freibads investiert
Zumal der Unternehmer gerade erst nach eigenen Angaben rund 300.000 Euro in die Zukunft des Freibads investiert hat. Das alte Bademeisterhäuschen wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Außerdem wurde das Umkleidegebäude mit Duschen, Umkleiden und Toiletten modernisiert und eine neue Treppenanlage zu den Becken errichtet. Zwei Schleusen im Eingangsbereich regeln den Zutritt. Tickets können entweder am Kassenautomaten oder online im Internet auf der Seite des Freibads gekauft werden.

Ungefähr so groß wie eine Schachtel Zigaretten sind die Pegelsensoren, die zum Einsatz kommen sollen.
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Über das Thema habe er dann mit Bürgermeister Ingo Pfennings gesprochen. Der habe ihm geraten, sich an die Stadt Bad Münstereifel zu wenden, die ein Frühwarnsystem angeschafft habe. Das besteht aus 13 Messstellen und ist das erste kommunale Frühwarnsystem im Kreis Euskirchen. „Wir haben mit 13 Messstellen für rund 30.000 Euro angefangen“, sagte Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian. Die jährlichen Betriebskosten lägen bei rund 5500 Euro. Das Frühwarnsystem wurde ausschließlich aus städtischen Mitteln ohne Förderung finanziert.
Software schätzt die Situation ein und ermittelt eine Gefahrenstufe
Die kleinen Geräte werden unter anderem mit Wetterdaten und historischen Pegelständen gefüttert. Mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz schätzt die Software die Situation ein und ermittelt eine Gefahrenstufe. „Ähnlich einer Ampel gibt es verschiedene Stufen von Grün über Gelb und Rot bis hin zu Lila“, sagte Scholzen.
Die Messung erfolge im Normalfall stündlich. Die Daten würden dann von der Software alle fünf Stunden aktualisiert. Bei höheren Pegelwerten werde der Takt der Messungen bis auf eine Minute verkürzt. Die Daten der Station werden über Mobilfunk übermittelt.
„Die bisherigen Erfahrungen mit dem System sind durchweg positiv. Man kann eine viele bessere Einschätzung der Lage abgeben“, betonte Preiser-Marian. Bei einem der Starkregenereignisse sei die gelbe Stufe erreicht worden. „Wir müssen die Starkregenvorsorge aber wie den Hochwasserschutz auch kreisweit betreiben und alle Gewässer mit den Sensoren ausstatten“, forderte die Bürgermeisterin. Darüber habe sie auch mit Pfennings gesprochen.
Container mit Hilfsmaterial im Stadtgebiet verteilen
„Am Dieffenbach könnte eine Messstelle an dem ehemaligen Wehr im Bereich des Freibads und eine in Höhe des Campingplatzes installiert werden. Dann könnte man schon einmal an zwei Stellen die Entwicklung verfolgen“, sagte Scholzen. Wichtig sei, dass die Bevölkerung möglichst früh gewarnt werde. Deshalb wolle er, dass das System am Diefenbach schnell realisiert werde. Scholzen sieht dabei auch den Kreis Euskirchen in der Pflicht: „Der Kreis könnte solche Projekte unterstützen und beispielsweise den Kommunen, die Frühwarnsysteme anschaffen, einen Teil der Umlage erlassen.“
Aber Scholzen hat noch eine weitere Idee, wie man den Starkregen- und Hochwasserschutz verbessern könnte: „Ich schlage vor, dass im Stadtgebiet Container aufgestellt werden, in denen Material für den Katastrophenschutz vorgehalten wird.“ Dann müsse im Notfall nicht lange nach Hilfsmitteln gesucht werden. Mögliche Standorte sollen mit der Feuerwehr abgesprochen werden.
Schleiden ist zwar schon seit 2023 Pilotkommune für die Entwicklung des Überflutungsvorhersagemoduls der Firma FloodWaive Predictive Intelligence GmbH, hat aber noch keine Förderung für das Projekt an Land ziehen können. Das System soll erheblich schneller als bisherige drohende Überflutungsprozesse berechnen und deren Auswirkungen vorhersagen können.