Erst kam das Feuer, dann die FlutSchleidener Stadtbibliothek erhält Übergangsquartier

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Das nächste Übergangsquartier bezieht Sabine Hergarten mit der Stadtbibliothek nun am Markt.

Das nächste Übergangsquartier bezieht Sabine Hergarten mit der Stadtbibliothek nun am Markt.

Schleiden – Wohl niemand würde behaupten, dass die Stadtbibliothek Schleiden in den vergangenen Jahren vom Glück beschienen gewesen ist. Feuer, Einbruch und schließlich die Flut machten der beliebten Einrichtung das Leben schwer. Und so wird die Bücherei, wenn es alles nach Plan läuft, Mitte Februar an der vierten Adresse in vier Jahren aufmachen. Das ehemalige Schuhhaus Hoss am Markt in Schleiden wird für die nächsten zweieinhalb Jahre der neue Standort.

Noch fehlen die Regale in dem Ladenlokal, das auch von der Flut betroffen war. Die Kartons mit den Büchern sind aber bereits da und warten darauf, ausgepackt zu werden. Platz ist auf jeden Fall genug vorhanden, um der Stadtbücherei erst einmal eine sichere Bleibe zu bieten.

Die Regale fehlen zwar noch, aber die Bücher sind bereits in dem zukünftigen Quartier angekommen.

Die Regale fehlen zwar noch, aber die Bücher sind bereits in dem zukünftigen Quartier angekommen.

Denn die Bibliothek hat so einiges mitgemacht. Der Beginn der Probleme war der Brand im Sturmius-Gymnasiums im November 2018. Dort hatte die Bücherei ihre Räume im Erdgeschoss des Seitentraktes. Auch wenn das Brandgeschehen sich woanders abspielte, so wurde doch ein Teil der Bücher durch das Löschwasser beschädigt.

Brandstiftung und Diebstahl

Doch dabei blieb es nicht. Eine Woche später wurde in die Räume eingebrochen, aus denen das Gros der Bücher ausgeräumt worden war. Abgesehen hatten es der oder die Einbrecher offenbar auf die Trocknungsgeräte der Brandschadensbekämpfer. Nur einen Tag später schlug der Brandstifter erneut zu und steckte die restlichen Bücher an. Auch wenn nur ein Teil in Brand geriet, so entstand durch Rauchentwicklung und Verrußung ein Totalschaden.

„Die ganze Eifelliteratur war kaputt, und vor allem war der Raum betroffen, in dem Lokalliteratur gelagert war, die sehr beliebt bei den Heimatforschern war“, so Sabine Hergarten, Leiterin der Bibliothek.

Flut zerstört über 6000 Medien

Nach einem kurzen Intermezzo im Rathaus zog die Stadtbibliothek in die ehemalige Buchhandlung am alten Rathaus. „Da konnten wir alles reinquetschen – außer der klassischen Literatur“, sagte Hergarten. Rund 12000 Medien waren verfügbar – bis zur Flutnacht. Bis etwa 1,40 Meter Höhe wurden die Bücher vernichtet, etwa 6500 Stück. „Vor allem sind die Bilderbücher betroffen, die natürlich in den unteren Regalen standen. Davon haben wir keins mehr“, so Hergarten.

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Am Bücherwagen klebt noch der Flutschlamm.

Die verbliebenen Medien wurden in den Keller unter der Mensa der Realschule geräumt. „Wir haben uns dann im Trauzimmer eingerichtet und alle Ausleiher angeschrieben“, so Hergarten. Bis auf 35 Stück seien alle entliehenen Bände zurückgebracht worden.

Doch nicht nur Bücher wurden vernichtet. „Wir haben nichts mehr“, sagte sie. Die komplette Einrichtung wurde zerstört, kein Stempel sei mehr vorhanden. Doch die Hilfsbereitschaft sei groß. So werden die Regale von der Stadtbibliothek in Böblingen gespendet, die Theke kommt aus Krailingen in Bayern.

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Transportiert werden die Gegenstände als Spende von der Spedition Diebold. Eine Spende von 3500 Euro kam vom Förderverein der Bibliotheken aus Bonn-Endenich. 20 Kartons mit Büchern spendete die Buchhandlung am Paulusplatz in Bonn, und auch die Bibliothek in Monschau stiftete Medien.

Wiedereröffnung im Februar

Wahrscheinlich Mitte Februar werden sich laut Sabine Hergarten die Türen der Bücherei öffnen. Über 100000 Euro hat die Bürgerstiftung der Stadt für das Projekt erhalten. Der Großteil komme vom Malteser Hilfsdienst Köln und der Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen, teilte Marcel Wolter, Beigeordneter der Stadt und Vorsitzender der Stiftung, mit.

Die Spende der Malteser sei möglich geworden, da in die Einrichtung ein Bürgertreff integriert werde, an dem sich auch Flutopfer treffen können. Dies sei wichtig, da es zur Zeit in der Innenstadt keinen Ort gebe, an dem die Bürger sich gerade in der Winterzeit treffen können. Um die Nutzung zu ermöglichen, sollten die Öffnungszeiten auch mehr vom Vormittag auf den Nachmittag verlegt werden.

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