Mehr Liebe zur NaturSpannende Lit.Eifel-Lesung mit Benno Fürmann in Gemünd

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Schauspieler und Autor Benno Fürmann sitzt an einem Tisch vor Zuhörern.

Über seine Liebe zur Natur und die Gefahren des Klimawandels sprach Benno Fürmann in Gemünd.

Schauspieler Benno Fürmann stellte in der Jugendherberge Gemünd sein erstes Buch vor und mahnte einen sensiblen Umgang mit der Natur an.

„Wir müssen die Ärmel hochkrempeln und das Ruder rumreißen“, lautete der Appell von Benno Fürmann mit Blick auf den Klimawandel. Vor dem Problem zu erstarren oder wegzulaufen, ergebe keinen Sinn. Der Schauspieler war am Donnerstagabend in die Gemünder Jugendherberge gekommen, um im Rahmen der Lit.Eifel sein erstes Buch „Unter Bäumen“ vorzustellen.

„Als ich den Buchtitel las, dachte ich, mein Gott, jetzt kommt einer aus Berlin-Kreuzberg und will uns Eifelern die Natur erklären“, meinte Bürgermeister Ingo Pfennings bei der Begrüßung. Das sei aber nicht so. „Als Nationalparkhauptstadt ist Schleiden der richtige Ort, um über Klimaschutz und Wälder zu sprechen“, sagte Pfennings und lud Fürmann ein, noch einmal hierher zu kommen.

Benno Fürmann: Mit mehr als 50 Jahren den ersten Baum gepflanzt

„Es sind anspruchsvolle Zeiten, in denen wir leben, und es gibt keine einfachen Antworten“, erklärte der Schauspieler und nahm seine Zuhörer mit auf seine Reisen nach Südafrika, zum Himalaya oder nach Bayern. „Ich weiß nicht, wie viele Bäume in den gut 50 Jahren, in denen ich lebe, schon wegen meines Lebensstils gefällt wurden. Aber ich weiß, dass es mehr als 50 Jahre gedauert hat, bis ich den ersten Baum gepflanzt habe.“

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Also runter vom Sofa und rein in den Wald
Benno Fürmann bei seiner Lesung in Gemünd

Dafür hat er an einem Bergwaldprojekt in Bayern teilgenommen: „Das beruhigt meine Seele und macht die Welt ein Stück besser. Es ist also eine Win-win-Situation.“ Die Arbeit sei sehr hart gewesen. Am Ende habe ihm Förster Christoph noch einen wichtigen Rat mit auf den Weg gegeben: „Aufgeben ist keine Option.“

Im Fieberwahn durch den Himalaya geschleppt

Bei seinen Reisen überschreitet Fürmann auch immer wieder Grenzen: So, als er sich mit 41 Grad Fieber im Himalaya von einem Lager ins nächste schleppt. Warum er das macht, weiß er manchmal selbst nicht so genau: „Ich zahle viel Geld, um im Delirium bei Minusgraden über einen Gletscher zu laufen. Was für ein Wahnsinn.“ Eine Hütte am Horizont wird da zu einem Paradies, in das er sich letztlich flüchten kann.

Er sei auch nur ein Mensch mit Stärken und Schwächen und habe sich nie komplett der guten Sache verschrieben. „Aber die meisten von uns können mehr tun, um den Planeten zu schützen. Das gilt auch für mich“, erklärte der Schauspieler. Es dürfe aber nicht zu starre Regeln geben, denn „Zukunft ist keine beschlossene Sache“.

Fürmann: „Wir brauchen Zuversicht und keine Weltuntergangsstimmung“

Das Verschwinden von Tier- und Pflanzenarten und das Leiden der Menschen müsse jeden berühren. Es sei nicht leicht, auf Besserung zu hoffen: „Aber gerade, wenn es schwer wird, brauchen wir Zuversicht und keine Weltuntergangsstimmung.“

Viele Menschen seien vom Klimawandel betroffen: „Wir müssen kämpfen, etwas tun und uns aufbäumen.“ Es gehe darum, ein kleines Licht anzuzünden und daraus zusammen ein großes zu machen.

Ob die Menschheit es schaffe, den Klimawandel rechtzeitig noch zu begrenzen, könne er nicht sagen: „Die Antwort fällt je nach Tagesform unterschiedlich aus.“ Er wolle niemandem vorschreiben, wie er zu leben habe, aber „eine Rückbesinnung auf die tiefe Verbindung zur Natur ist unumgänglich“.

Wespen sind die „Königinnen der Nervensägen"

Fürmann kritisiert, dass die Mystik durch die Naturwissenschaften verloren gegangen sei: „Die ganze Welt ist vermessen und analysiert. Was nicht messbar ist, existiert nicht.“ Er ziehe zwar den Hut vor der Wissenschaft, sie allein reiche aber nicht aus, um die Natur zu begreifen.

Doch der Schauspieler macht auch deutlich, dass seine Naturliebe Grenzen hat. Auf seiner Rangliste der am meisten gehassten Tiere liegen Mücken ganz vorne: „Ihr Geräusch reicht schon, um einen zur Verzweiflung zu treiben. Mücken sind nie zufrieden, sie saugen immer weiter.“

Wespen sind für den Schauspieler „die Königinnen der Nervensägen“, und Motten sorgen bei ihm für „Schnappatmung“. Kakerlaken wiederum würden eine Menge Krankheiten übertragen. „Aber man muss ja auch nicht alles in der Natur schön finden.“

Fürmann wirbt für mehr Miteinander und einen Aufbruch in eine bessere Welt. „Also runter vom Sofa und rein in den Wald“, rät er den Zuhörern. Dort könne man Kraft tanken und die Fragilität der Natur spüren.

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